Minst 10 skäl att resa till Sverige (8)

#08 Die lokalen Lebensmittel und Spezialitäten

Was wäre ein Urlaub ohne den Genuss der Leckereien, die typisch für das Reiseziel sind? – Ich würde sagen: trist und freudlos. Beim Essen bin ich seit jeher ein neugieriger Mensch. Im Restaurant bestelle ich gerne das Gericht, das ich als einziges von der Karte noch nicht kenne, so geschehen zum Beispiel mit Bries (ganz okay) oder Nattō (muss ich nicht nochmal essen). Ich freue mich immer, wenn ich neue ess- oder trinkbare Schätze aus der Natur zum Selberernten entdecke, wie den Fichtenreizker (letztes Jahr massenhaft in Dänemark gefunden, ganz famoser Pilz!) oder Giersch (dieses Jahr zum ersten Mal gepflückt, genialer Petersilienersatz!). Und die Supermärkte in Urlaubsländern sind mein Eldorado. Ich stromere grundsätzlich erstmal durch alle Gänge, schaue mir die Aromen der Zahncremes an, schnuppere an ungewöhnlichen Duschgels, erkunde die Gewürzregale, inspiziere die Obst- und Gemüseabteilung oder flaniere entlang der Kühltheken mit Käse, Wurst und Fischprodukten. Was unbekannt und interessant klingt, wird probiert. Und so habe ich im Laufe der Jahre auch in Schweden einige Spezereien entdeckt, die für mich seither obligatorisch zum Urlaubsspeiseplan gehören:

  • Dill: Wie in Finnland, Norwegen oder Russland verwenden auch die Schweden in ihren Rezepten oft und reichlich Dill. Das ist jetzt zwar kein besonders exotisches Kraut, aber wenn man in einem schwedischen Supermarkt im Sommer den Dill entdeckt, merkt man schon den Unterschied zu den robust bepreisten, eingeschweißten 25-g-Miniportionen zarter Blättchen, die in deutschen Gemüseabteilungen feilgeboten werden – hier steht er in kräftigen Sträußen mit gelbgrünen Blütenständen parat und wird gerne zum Einlegen von Fisch, für die Zubereitung von Flusskrebsen, Salaten oder für die berühmte, süßliche Senf-Dill-Sauce (Hovmästarsås) zum gebeizten Gravad Lax serviert.
  • Streich- oder Frischkäse mit Pfifferlingen: Abgesehen davon, dass dieser köstliche Sommerpilz natürlich auch gerne frisch gesammelt von mir verarbeitet und zubereitet wird, gibt es auch im Supermarkt delikate Produkte, in denen er enthalten ist. Ein langjähriger Favorit ist der streichbare Schmelzkäse »Kantarellost«, den man in ungekühlten (!) Regalen der Geschäfte finden kann. Im Kühlregal – wenngleich als finnisches Importprodukt – gibt es alternativ noch eine schmackhafte Frischkäsezubereitung namens »Creme Bonjour Kantarelli«.
  • Västerbottensost: dieser pikante schwedische Käse aus der nordöstlich gelegenen gleichnamigen Region Västerbottens län ist mein schwedischer Lieblingskäse und in Deutschland nach meiner Erfahrung kaum zu bekommen. Er hat eine recht krümelige, spröde Konsistenz und einen angenehm würzigen Geschmack. Die Besonderheit bei seiner Herstellung ist, dass die Rohkäsemasse mehrmals hintereinander erwärmt und wieder abgekühlt wird, was auch für den besonderen Geschmack verantwortlich sein soll. Auf frisch getoastetem Roggenbrot mit etwas Butter – einfach mumsig!
  • Der Blauschimmelkäse Castello Black: Die Marke an sich mit ihrer azurblauen Verpackung ist vielen sicher aus deutschen Lebensmittelgeschäften bekannt. Eher seltener bis gar nicht findet man dort die schwarz verpackte Variante mit Schafsmilchanteil in der Zubereitung. Ich ziehe dessen noch etwas kräftigeren, runderen Geschmack der »normalen« Sorte vor, der Hersteller meint, das Aroma enthalte »… dezente Noten von frischem Apfelsaft, Roggen und Lakritz«. Vortrefflich!
  • Besondere Knäckebrotsorten: Ein Brot, das Vegetarier eher meiden sollten, ist das PALT Tunnbröd der Firma Mjälloms. Seine dunkle, rotbraune Farbe verdankt es nicht etwa einer besonders langen Backzeit, hohen Temperaturen oder einer speziellen dunklen Mehlsorte, sondern dem Gehalt an getrocknetem Blutprotein, der das Brot auch besonders eisenreich macht. Muss man mögen, ich finde, man schmeckt es nur ganz dezent heraus, wenn man es nicht weiß, kommt man nicht drauf, aber ich esse es hin und wieder sehr gerne.
    »Harmloser« sind da die »Rosemary Knäckebröd Sticks« der schwedischen Firma Vilmas: schmale, knusprige Knusperbrotscheiben, mit einer ganz leichten Süße von Honig und Sirup im Teig, bestreut mit Salzkristallen und getrockneten Rosmarinnadeln. Gibt’s anscheinend nur in Schweden – leider!
  • Produkte aus skandinavischem Wild: Wer ab und zu gerne Wildfleisch genießt, wird in Schweden auch oft bei kleinen lokalen Anbietern fündig. In der Göteborger Markthalle Saluhallen bekommt man am Stand von Nobelius Vilt etliche Köstlichkeiten aus Rentier-, Elch- oder Wildschweinfleisch angeboten. Vieles ist zart geräuchert, besonders gewürzt und zumeist aus eigener Produktion. Auf Wunsch werden die abgewogenen Waren sogar vakuumiert eingeschweißt und dadurch besser transporttauglich.
    In der Nähe unseres Urlaubsortes in diesem Jahr entdeckten wir in dem Ort Vissefjärda die Målatorps Viltrökeri (Update: Februar 2022: inzwischen leider geschlossen), die in ihrem kleinen Hofladen ebenfalls Wildfleisch und -wurstwaren aus eigener Produktion verkauft. Auch dieser Einkauf wurde gut konserviert verpackt – das Probieren steht noch im Laufe dieser Woche aus …
  • Sürströmming: Das ist eine der wenigen schwedischen Spezialitäten, an die ich mich bislang noch nicht herangewagt habe. Die im Netz veröffentlichten, kontroversen Geschmacksprotokolle der zahlreichen nichtschwedischen Sürströmming-Tester – ob schriftlich oder als Videoclips – reichen von »brechreizerregend« bis »unvergleichlich köstlich«. Erhältlich ist diese besondere Konserve, u.a. vom Hersteller Oskars, mit milchsauer vergorenem, intensiv stinkendem Hering in fast jedem schwedischen Supermarkt, insbesondere nach Beginn der jährlichen neuen Saison Ende August (also jetzt). Was mich abhält, sind aber weniger Abscheu oder Skepsis vor dem zu erwartenden Aroma als vielmehr die gängigen Dosengrößen zwischen 300 und 500 Gramm. Ich möchte einfach kein Lebensmittel kaufen, von dem ich womöglich nach dem Kosten bei »Nichtgefallen« den Großteil wegwerfen müsste. Böte man mir hingegen auf einem Markt oder an einem Probierstand die Möglichkeit, ein einzelnes Filet zu kosten, würde wohl – wie so oft – meine Neugier siegen.

Foto: © formschub

3 Kommentare

  1. Bitte die Rubrik in „Minst 10 skäl…“ korrigieren – Minsk ist die Hauptstadt von Weißrussland/Belarus 🙂
    Krondill (= Dilldolden) vermisse ich schmerzlich in deutschen Supermärkten! Danke für die Tipps, die meine Sehnsucht, mein Heimweh nach Schweden verstärken – aber Corona hat Vieles auf den Kopf gestellt…

    1. Oh, vielen Dank für den Hinweis zur Überschrift der Rubrik. Vermutlich war es beim ersten Beitrag ein freudscher Vertipper aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage … und danach vervielfältigte er sich via Copy und Paste. 🙂

  2. Ah, Sürströmming. Ich war ja nur mal dabei, als jemand welchen gegessen hat, und das allein reicht, dass ich den nie im Leben probieren möchte. Obwohl ich eigentlich ein großer Fisch-Fan bin.

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