Verschleppte Prostituierte verdienen Vertrauen

Normalerweise bin ich ja skeptisch, wenn ich an Volkstreffpunkten wie z.B. U-Bahnhöfen von mir unbekannten Personen mit leicht flehendem Blick angesprochen werde. Selbst Mitmenschen mit reinem Teint und gepflegter Garderobe entpuppten sich schon als Bittsteller, die von mir mit sorgsam zusammengeklöppelter, dramatischer Erlebnisprosa Münzgeld oder ähnliche Solidaritätsgaben aus dem Handgepäck zu erhalten hofften.

Dann: gestern am Berliner U-Bahnhof Alex. Eine junge Frau nähert sich mir, als ich gerade dabei bin, am Bahnsteig wartend, eine SMS ins Handy zu tippen. Ich erahne Übliches.

»Entschuldigung, aber Sie haben doch ein Handy. Meins ist kaputt und ich muss dringend meine Freundinnen anrufen. Ich hab mich verspätet und bin auf dem Weg zu GZSZ und will nur bescheid sagen, dass die da an der Bahn auf mich warten.«

Ich entspanne mich etwas. Portemonnaie kann also zu bleiben. Da die Bahn gerade einfährt, zerstreuen sich nach dem Zusteigen auch meine Bedenken, mein Gegenüber hätte es evtl. auf ein neues Handy ohne Vertrag und SIMlock gegen Zahlung von 0,– Euro zzgl. Fersengeld abgesehen.

Nach dem Telefonat entspannt sich die Lage. Die Freundinnen werden warten, und ich erfahre auch, was es mit dem Zielort »GZSZ« auf sich hat: Es ist der Drehort der Daily Soap, wo die Truppe als Komparsinnen zu den nächtlichen Dreharbeiten erwartet wird und die Rollen verschleppter Prostituierter spielen soll. Es gäbe »echt gutes Geld« und zudem einen Nachtzuschlag.

Nein, ich werde deshalb jetzt NICHT anfangen, das zu gucken.
Höchstens mal reinzappen.