Danke für mein Verständnis

Gestern abend. Hamburg, Dammtorbahnhof, Gleis 4. In einer halben Stunde fährt von hier aus mein Zug nach Berlin. Für den nächsten eintreffenden Zug ist auf der Anzeigetafel zu lesen: »ca. 20 Min. später«. Mir egal. Betrifft mich nicht. Der verspätete Zug fährt ein und nach kurzem Halt wieder ab.

Es folgt eine Durchsage: »Der Intercity 2073 nach Dresden (…) fährt heute abweichend ab Hamburg Hauptbahnhof. Reisende nach Dresden nehmen bitte die S-Bahn ab Gleis 2 Richtung Hamburg Hauptbahnhof und steigen dort um (…)«. Aha. Mir egal. Betrifft mich nicht.

Kurz darauf eine Durchsage: »Der Intercity Express 1519 nach Dresden über Berlin (…) verspätet sich voraussichtlich um 5 bis 10 Minuten.« Soso. Betrifft mich zwar, liegt aber im Limit.

Kurz darauf eine Durchsage: »Der Intercity Express 1519 nach Dresden über Berlin (…) verkehrt heute nur mit einem statt zwei Zugteilen.« Na prima. Ist der Zug am Freitag abend eben nur halb so lang. Betrifft mich dann doch. Gut, dass ich keine Reservierung für die ausgefallene Zughälfte habe. Wollte mich sowieso ins BordRestaurant setzen, was mir nach Einfahrt des Zuges auch gelingt.

Unterwegs nicke ich kurz ein. Ich sitze in freier Natur unter einem Baum und schaue über die frühlingsgrüne Landschaft. Plötzlich näselt eine Lautsprecherdurchsage aus der Baumkrone: »Der Sonnenaufgang morgen früh verzögert sich aus technischen Gründen um voraussichtlich 45 Minuten. Aufgrund eines Gezeitenschadens wird darüber hinaus die nächste Ebbe ausfallen. Wie uns die Jahreszeitenleitstelle mitteilt, ist ferner damit zu rechnen, dass die Baumblüte in diesem Jahr erst nach der Obsternte stattfinden kann. Wir danken für Ihr Verständnis.«

Ich erwache aus meinem Dämmerschlaf und befinde mich wieder im vollbesetzten Speisewagen. War nur ein böser Traum.