Mir fehlen die Worte

Auf der Bahnfahrt im IC von Hamburg Richtung Amsterdam. Der Zug auf dem ersten Streckenabschnitt bis Osnabrück ist ziemlich durchreserviert, deshalb nehme ich an einem leeren Tisch im nur leicht besetzten Bordbistro Platz. Kurze Zeit später kommt ein männlicher Schwarzer Mensch an den Tisch und nach seiner fragenden Geste und meinem Zunicken nimmt er Platz und beginnt, eine Mahlzeit einzunehmen.

Dann betritt der Kontrolleur den Bereich und prüft die Tickets der anwesenden Passagiere. Als er den Mann mir gegenüber nach der Fahrkarte fragt, deutet dieser in Richtung des Wagens hinter sich und sagt in leicht gebrochenem Deutsch »Meine Frau hat die Karten«. Daraufhin der Kontrolleur: »Sieht die auch so aus wie Sie? Ich meine, ist die auch so verbrannt im Gesicht? ’Tschuldigung, ist nicht so gemeint …« und lacht jovial. Ich bekomme vor Verblüffung nur »Na, das war ja jetzt richtig lustig.« heraus und verdrehe die Augen in Richtung meines Tischgenossen, der mich nur resigniert lächelnd ansieht und eine abwinkende Handbewegung macht.

Als der Bahnbedienstete den Wagen verlassen hat, komme ich mit meinem Gegenüber auf Englisch für eine runde halbe Stunde ins Plaudern und erfahre, dass er der Vorsitzende der Handelskammer Surinames ist und an den Tagen zuvor in Hamburg in offizieller Mission mit lokalen Politikern zusammentraf und unter anderem das Airbus-Werk besichtigte. Darüber hinaus ist er Inhaber einer Goldmine in Suriname und war nun auf dem Wege in die Niederlande, um dort Verwandte zu besuchen.

Ich hoffe, dort wird er respektvoller behandelt. Ich schäme mich.
(Der Vorfall wird von mir an zuständige Stellen berichtet werden.)

Update: Weder mein Befremden und meine Scham noch meine Initiative zur Weiterleitung dieses Vorkommnisses stehen in Bezug zu Status, Beruf oder Funktion dieses Fahrgastes, ich hätte ohne Kenntnis dieser Details genauso reagiert. Den Gesprächsinhalt habe ich lediglich wiedergegeben, um den Fortgang meiner Begegnung mit ihm zu schildern.

51 Kommentare

  1. Es macht mich total betroffen, wie in diesem Blog Persons of Color rassistischer Gewalt ausgesetzt werden. Die Bezeichnung »schwarz« stellt einen Rückfall in das Unterdrücker_innenvokabular der Kolonialist_innen dar und dient der Instrumentalisierung weißer Machtphantasien zur Repression anderer Ethnien. Freie und friedliche Selbstentfaltung wird es erst dann geben, wenn wir die von einer Männerwelt dominierten Sprachklischees ablegen.

    1. Liebe Alexa,
      ich habe sorgfältig recherchiert, ehe ich meinen Blogeintrag verfasst habe, da ich nicht Gefahr laufen wollte, bei meinem Bericht selbst in rassistisch geprägte Sprachklischees zu verfallen. Für die Wortwahl der Kommentatoren dieses Artikels kann, will und werde ich keine Verantwortung übernehmen, für meine eigene sehr wohl. Und meine Entscheidung für den Begriff »Schwarze Menschen« basierte u. a. auf der Begriffswahl, die Angehörige dieser ethnischen Zugehörigkeit aus freien Stücken für sich selbst getroffen haben, etwa die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. Insofern sehe ich keine Veranlassung, irgendeiner Gruppe – ungeachtet aller historischen Konnotationen – einen Begriff aufzwingen zu wollen, wenn sie mit einem selbst gewählten zufrieden ist.
      Falls Du einen Vorschlag hast, wie die betreffenden Personen Deiner Meinung nach bezeichnet werden sollen, kannst Du ihn in gern in einem weiteren Kommentar nachliefern. Es ist immer begrüßenswert, wenn Kritik auch Vorschläge oder Lösungen für den kritisierten Sachverhalt beinhaltet.
      Vielen Dank für Deine Meinung!

  2. Die allgemeine Empörung kann ich nicht nachvollziehen. Der Fahrkartenkontrolleur hat sich lediglich vergewissert, ob er die Frau des ausländischen Fahrgastes erkennen kann. Sie könnte noch auch eine weiße Europäerin sein – oder nicht? Wie hättet Ihr denn die Frage formuliert?
    Hat der Kontrolleur seine Unsicherheit nicht mit einem Scherz eingestanden? Das bezeugt doch eine größere Unbefangenheit im Umgang mit anderen Menschenrassen (die gibt es doch, oder nicht?) als der verkrampfte Eifer um das eigene Gutmenschentum!

    1. Sorry, aber das Wort »verbrannt« bezeichnet durch übermäßige Hitzeeinwirkung zersetztes und damit zerstörtes oder stark geschädigtes Gewebe und ist für mich damit eine klare Abwertung der damit bezeichneten Person. Er hätte fragen können »Kann ich Ihre Frau wie Sie an der Hautfarbe erkennen?« oder eine sonstige nicht diskriminierende Formulierung wählen können. Ich habe selbst als Europäer mehrere Jahre (als Kind) in Nord- und Äquatorialafrika gelebt und dort am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man der Hautfarbe wegen verspottet oder angestarrt wird und habe diesbezüglich wenig Sinn für Scherze, die auf Kosten anderer Menschen gehen. Das hat weder was mit Humorlosigkeit noch mit einer verkrampften Einstellung zu tun.

  3. Hallo,
    da fehlten auch mir sicherlich die Worte. Allerdings gibt es unter Negern ein neues Selbstbewusstsein, es soll nun schon so weit sein, dass nicht mehr die Negerfrauen in Frankreich sich die Haare glätten und blond färben lassen, sondern dass im Gegenzug durch den Afrikanisierungs-Boom sich »Weiße« die Haare wie Negerinnen machen lassen. Und das finde ich gut so. Ich denke, wir sind einfach zu empfindlich und sollten lockerer sein. Ist jetzt »Neger« eine Beleidigung? Muss man »Schwarzer« sagen und darf er dann zu mir »Weißer« sagen, obwohl ich eigentlich nicht weiß bin, sondern eher gelblich oder so. Muss ich dann auch beleidigt sein?
    Habe mal in den 80ern mit einem Neger zusammen gearbeitet im Fernmeldebau. Der war immer lustig, vielleicht war es eine Schutzmaßnahme, wahrscheinlich sogar. Viele machten so eine Art Witze über seine Hautfarbe, was ich nicht nachvollziehen konnte, dennoch wußte er genau, dass er eben schwarz und damit etwas Besonderes war bei uns im Team. Ich gehe davon aus, dass auch ich in Nigeria was Besonderes bin, weil ich hellhäutig bin und dass auch meine Frau, wenn sie blond ist etwas ganz Besonderes ist. Was ist daran unnormal? Ob ich Menschen hasse oder liebe merken sie doch. Egal ob ich ihre Hautfarbe beachte oder nicht. Ich bin der Typ, der erstmal versucht neutral gegenüber Hautfarben zu sein, dann aber doch wissen will, wie das ist mit den weißen Handflächen, den Krausehaaren und den weißen Fußflächen. Das fällt mir dann doch auf. Wem nicht? Und warum sollte man darüber nicht sprechen (dürfen)?
    Um auf den Zugbegleiter zurück zu kommen: Wenn ich kontrolliert werde, muss ich mit an den Platz gehen, wenn meine Frau die Fahrkarte, sorry: das »ticket« hat. Bei einem Neger, der doch nicht so oft in Deutschland unterwegs ist, kann der Zugbegleiter dies vereinfachen, indem ihm der Passagier sagt: ja, auch meine Frau ist schwarz oder einfach: »Sie erkennen sie schon.« Dann würde der »Schaffner« in das Abteil gehen und die wahrscheinlich einzige Negerin als die Frau des Speisewagenpassagieres identifizieren und der Neger hätte den Vorteil, dass er, im Gegensatz zu unser Einem nicht vom Tellerchen weg muss und mitschlappen muss zu seiner weißen Frau, die das »ticket« hat.
    Fazit: Das Bahnpersonal war zuvorkommend gegenüber dem Manne … wir Deutsche verstehen das nur erst wenn wir stundenlang darüber grübeln. Nein, wir haben hier niemanden vergast, keine Angst!

  4. @formschub: Das mit dem „Unterstellen“ bezog sich nicht auf dich. Ich denke wir verstehen uns schon in den wichtigsten Punkten — nochmal, ich finde es auch gut und angebracht, dass du den Vorgang meldest und öffentlich machst! Ich wollte nur im Rahmen dieser Diskussion anmahnen, trotz der Wichtigkeit des Themas Antirassimus, nicht vorschnell radikal abzuurteilen…

  5. @formschub: Ob der surinamesische Fahrgast von seiner Art arrogant WIRKEN konnte, kann ich natürlich nicht beurteilen, ich war ja nicht dabei. Genau deshalb hatte ich ja nur Vermutungen geäussert. Aber die Reaktion an sich, ohne Entschuldigung oder weitere Erklärung auf seine Frau zu verweisen, hat für mich schon eine gewisse Arroganz bzw Respektlosigkeit. Wie geschrieben, ich kann mir vorstellen, dass der Schaffner es so empfunden hat und sein Verhalten dadurch geprägt war. Deiner Aussage, dass öffentliche Angestellte in jedem Fall sachlich bleiben müssen, stimme ich NICHT uneingeschränkt zu. Jeder Mensch hat das Recht sich persönlich zu wehren, auch ein Zugbediensteter. In ca 5 Jahren Leben im Ausland habe ich in diesem Punkt unterschiedliche Mentalitäten kennengelernt und muss sagen dass ich spontanen persönlichen Dialog, auch wenn er unter Umständen nicht ganz korrekt verläuft, auf jeden Fall aalglatter Professionalität vorziehe und für insgesamt gesellschaftlich fruchtbarer halte. Dass rassistische Äusserungen, insbesondere im vorliegenden Fall die Bezeichnung »verbrannt« generell nicht akzeptiert werden sollen, habe ich wohl schon gesagt. (Bitte keine Unterstellungen, ich würde sowas verteidigen oder verharmlosen! — Dies aus gegebenem Anlass …)
    Ich habe viele ausländische Freunde und einige mit vom deutschen Durchschnitt abweichender Hautfarbe und bin oft besorgt, dass sie angegriffen oder gemobbt werden könnten. Und es widert mich an, dass die Gefahr in Deutschland immer noch besteht. Ich glaube aber nicht, dass man Rassismus am besten dadurch bekämpft, in dem man JEDE unkorrekte Äusserung sofort, ohne weiteres Abwägen maximal sanktioniert. Im Gegenteil, es gibt gerade in Deutschland auch in der Beziehung einen hysterischen Tugend-Terror, der absolut kontraproduktiv ist. (Der Kommentar von Beatrix Kleesattel scheint mir in die Richtung zu gehen, wobei der allerdings ziemlich unklar ist — wer soll wo »abgemahnt« werden?) Konkret denke ich in dem von dir geschilderten Fall, dass der Zugbedienstete von seinem Vorgesetzten darauf hingewiesen werden sollte, dass seine Äusserung nicht akzeptabel ist, und ein erneutes Vorkommnis rassistischer Art ernste Konsequenzen für ihn haben wird. Es wäre aber auch durchaus angebracht, seine Erklärung dazu zu erfahren …

    1. @Zacharias: Nichts von dem, was ich Dir entgegnete, war als Unterstellung gemeint. Und auch deine eigene Interpretation der Äußerungen und Reaktionen der an dem Vorfall Beteiligten, ohne dass Du selbst anwesend warst, nehme ich so gerne zur Kenntnis, ohne dass wir sie teilen müssen.
      An maximalen Sanktionen wie »sofort feuern« o.ä. habe ich wie Du nicht das geringste Interesse, das führt nur zur Verhärtung der Fronten. Ich habe mich bei der Formulierung des Hergangs – sowohl hier als auch bei der Eingabe an die Bahn – um größtmögliche Sachlichkeit bemüht und überlasse es nun den damit befassten Mitarbeitern, angemessen zu reagieren – und ggf. sogar die Sichtweise des Bahnangestellten darzulegen. Schauen wir mal …

  6. Leider gibt es hier immer noch Menschen, die unüberlegt (oder mit Absicht) solche Aüsserungen von sich geben.
    Dieser Fahrgast kommt aus Suriname (einem der ärmsten Länder) und es scheint ihm offenbar wirtschaftlich sehr gut zu gehen. Im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute. Diese verhungern oder werden vom eigenen Volk im Süden (Dafur) regelrecht abgeschlachtet.
    Ich hoffe, dass dieser Mensch mit seinem Vermögen dazu beiträgt, diese Situation zu ändern.

    1. @Klaus: verwechselst du da nicht etwas? Suriname liegt in Südamerika, nördlich von Brasilien und Darfur (als Landesteil des Sudan) auf dem afrikanischen Kontinent. Und nach allem, was ich weiß, ist Suriname eine Demokratie und es geht dem Land wirtschaftlich eigentlich ganz gut. Auch von gewalttätigen Konflikten konnte ich bezüglich dieses Landes keine Meldungen finden.

  7. Ich finde, es wird gerade wieder schlimmer! Ich kann mich nicht erinnern früher solchen Schwachsinn gehört zu haben. Abmahnung -rausschmeißen. Es gibt andere nette Menschen, die auf solche Ideen gar nicht erst kommen.

  8. Rassimus ist eines der größten Übel unserer Gesellschaft und es ist frustrierend und beschämend dass solche Dinge passieren. In den geschilderten Fall finde ich allerdings, dass man einen Aspekt auch mal kurz berücksichtigen sollte: Auf die Frage nach der Fahrkarte kann die Reaktion »in eine Richtung zu deuten« mit der Aussage »Meine Frau hat die Karten« auch als einigermaßen arrogant aufgefasst werden, jedenfalls je nach dem mit welcher Gestik sie verbunden ist (z.B. dann wenn sie mit desinteressierter Beiläufigkeit und Gleichgültigkeit geschieht). Der Kontrolleur hat nun mal den Job, den Besitz der Karten zu kontrollieren und kann sich nicht zunächst die eine Hälfte der Fahrgäste merken um sie später aus der Erinnerung Fahrkarten zuzuordnen. Von daher wäre in einem solche Fall zumindest eine Entschuldigung für das Nicht-Mit-Sich-Führen der Karte angebracht (und eventuell die Nennung des Namens oder eines anderen Hinweises, wie denn die Zugehörigkeit der Fahrkarte zu erkennen ist). Ich könnte mir vorstellen, dass der »Besitzer einer Goldmine« (oder was auch immer…) vielleicht nicht unbedingt sonderlich geübt ist darin, die Gedanken von Zugbediensteten zu antizipieren und dass der Schaffner sein Verhalten als sehr arrogant aufgefasst hat. Das ist keine Entschuldigung für eine rassistische Einstellung, sollte aber bei der Bewertung des Vorfalls berücksichtigt werden. Eine angemessene Antwort seitens des Schaffners hätte vielleicht sein können »Würden Sie die Güte haben, mir mitzuteilen, wie ich Ihre Frau und Fahrkarte erkenne?«. Möglicherweise hat aber in der Wut des Augenblicks der primitivere Mechanismus gegriffen, nämlich die erstbeste erkennbare mögliche »Verwundbarkeit« des Gegenübers auszunutzen, in dem Fall die Hautfarbe. Einen solchen Reflex könnte ich nachvollziehen und ich würde nicht behaupten, dass mir nicht unter Umständen mal ähnliches passieren könnte.
    Um es noch mal zu sagen, ich verabscheue Rassismus, bin aber der Meinung, dass man trotzdem auch hier beide Seite betrachten und mögliche spontane Affekte berücksichtigen sollte bevor man alles auf den Nazi-Aspekt reduziert.

    1. @Zacharias Aus der beobachteten Situation heraus kann ich sagen, dass der Fahrgast nicht im geringsten arrogant wirkte, auch nicht in dem Moment, als er auf seine Frau verwies.
      Aber selbst darüber hinaus bin ich persönlich der Meinung, dass Angestellte eines Unternehmens, zu deren Job permanenter Publikumskontakt gehört (z.B. Schaffner) gegenüber ihren Kunden (z.B. Fahrgast) zu Professionalität und Sachlichkeit verpflichtet sind – zumindest solange das Gespräch sich in Zimmerlautstärke abspielt. Das gilt nicht nur für den Umgang mit gelegentlich unfreundlichen oder arroganten Menschen, sondern auch in der Hinsicht, dass persönliche An- oder Weltsichten des Angestellten im Kundendialog nichts zu suchen haben – erst recht, wenn dieser Dialog Meinungsverschiedenheiten behandelt. Ungeachtet eventueller vorangegangener falsch oder richtig gedeuteten Assoziationen im Wortwechsel der beiden halte ich das gewählte Wort »verbrannt« in der Entgegnung des Bahnbediensteten daher für eine uneingeschränkt inakzeptable Vokabel.
      (So sehr ich es ansonsten befürworte, »beide Seiten« zu betrachten)

  9. @ Formschub
    Da guck. Ich bin beeindruckt und gestehe ein, das ist wohl das Letzte was da passiert ist.
    Der Fall sollte der DB hinreichend bekannt sein und mein erster Gedanke dazu ist, das sämtliche User die genauso denken, eine Anfrage an die DB stellen wie diese sich dazu äussert damit dieses Fehlverhalten noch größere Wellen schlägt. Das Internet ist ein Waffe und meine Meinung ist, diese auch in diesem Fall zu nutzen. Da muss eine öffentliche Entschuldigung her.
    Und es sollte bei erreichtem Ziel eine Warnung sein das solche Bemerkungen in einem Dienstleistungsunternehmen nichts zu suchen haben.

  10. @formschub > unfassbare Geschichte. Vor allem für den hohen Norden. Hier in Bayern und Österreich ist es ja schon wieder total usus offen rassistisch mit Ausländern umzuspringen. Das gilt vor allem für die Polizei. Über mir wohnte jetzt für 6 Monate eine afrik.Familie zur Zw.miete. Da gabs ab und an mal Stress mit Bekannten von denen, ja halt laute Diskussion, aber nichts schlimmes.
    Da kamen gleich 2 Streifenwagen und klingelten bei mir > O-Ton> »Was ist denn da oben los bei den ›Schei*negern‹?« Da fragte ich »Wie bitte? Das sind Afrikaner.« Da fing einer an Affenlaute zu machen, die ganze Truppe zerkugelte sich vor lachen.
    Da hab ich die Tür zugeknallt vor Wut.

  11. Ganz zauberhafte Geschichte! Ich glaube das nicht mal im Ansatz.
    Bitte Zugnummer und Uhrzeit angeben oder das Impressum deines Verlegers!

    1. IC 2327 am Samstag, den 29.09. von Hamburg nach Osnabrück, der Vorfall ereignete sich zwischen 12:30 und 13:00 Uhr. Die Bahn erhielt von mir sowohl den Namen des Kontrolleurs als auch den des diskriminierten Fahrgastes. Wobei mir eigentlich gleichgültig ist, ob Sie mir glauben oder nicht.

  12. Ich schäme mich mit. Mal abgesehen davon, dass Deutschland schlichtweg die Servicewüste Nr.1 ist, sind solche Umgangsformen in keiner Weise zu tolerieren – egal, ob es sich um einen Bediensteten im Öffentlichkeitsverkehr oder sonst wen handelt.
    »Lieber Gott, wirf Hirn vom Himmel!« – allerdings würden solche Leute vermutlich behände zur Seite hüpfen und es würde daneben fallen.
    Ich gehöre zu den Menschen, die sich durchaus trauen, Stellung zu beziehen – innert einer Nanosekunde – weil sich mein Inneres schlichtweg sträubt gegen solche Menschen.
    Respekt sollte geübt werden.
    Es weiter zu leiten ist eine hervorragende Möglichkeit, vorausgesetzt, dass der Chef nicht nur »Du Du Du!« macht und selbst jovial grinst …

  13. Also ich hatte während des Lesens ja schon erwartet, dass der Schaffner die »Ausrede«, die Frau hätte die Karten, nicht »durchgehen lässt«. Dachte, der Passagier müsste aufstehen und mit bis zu seiner Frau mitkommen trotz Essens … krass welche Erfahrungswerte ich da unterbewusst schon habe. Es ist wirklich traurig und das, wo wir doch inzwischen wirklich so global zusammengerückt sind!
    Aber es gibt wohl einfach dumme Menschen: Letztes Wochenende fährt ein Mann zum Überholen in der Stadt auf der linken Spur um die Kurve und frontal in einen Fahrradfahrer, den er nicht gesehen hatte. Zum Glück nicht stark. Fahrradfahrer steht noch, starrt ihn aber dementsprechend an. Und der Fahrer???? Setzt ein paar Zentimeter zurück, schlägt die Reifen etwas mehr ein und fährt mit Vollgas in den Fahrradfahrer und dann recht an ihm vorbei. Fahrradfahrer Gott sei Dank unverletzt, aber liegt danach am Boden. Autofahrer fährt weg. Und das obwohl ca. 20 Passanten drum herum waren, die danach alle zum Fahrradfahrer eilen, um das Kennzeichen weiterzugeben und sich für eine Zeugenaussage zur Verfügung zu stellen ……………..

    1. Da kann man nur hoffen, dass dieser motorisierte Cityneandertaler identifiziert wird und auf unabsehbare Zeit seinen Führerschein los wird. Unfassbar.

  14. Ich schäm mich auch! Ich kann hier nur die verschiedenen Werke des Herrn Wallraff empfehlen, wenn auch manchmal populistisch so doch meistens erschütternd, was der Türke Ali oder der Schwarze da so zu erleiden hat von seinen angeblichen Mitbürgern (angeblich, weil die meisten sich nicht so verhalten).

  15. @formschub
    So wie der Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa (siehe Ungarn, Deutschland (NSU) oder Griechenland) gerade wieder salonfähig wird, war die Anspielung des Kontrolleurs auf »Kohle« nur traurige, beschämend machende Konsequenz. In Deutschland hat solches Gedankengut besondere Brisanz, zumal der Angestellte sich derer nichteinmal bewusst schien und das im Sinne von »war ja nur ein kleines Späßchen«.
    besten Gruß

  16. Ich reise ziemlich oft mit ICE und RE über die Grenze und wurde in den letzten 10 Jahren noch nie intensiv (Tasche öffnen etc.) kontrolliert. Alle paar Jahre musste ich den Ausweis vorzeigen.
    Dagegen habe ich es noch nie erlebt, dass man an maximal pigmentierten Mitbürgern vorbeiging ohne sie zu kontrollieren. Im Gegenteil, diese hatten eine 50% Chance auf eine Inspektion ihrer Taschen und eine 100 % Chance auf ein genaues Betrachten der Papiere. Dafür ist auch der Tonfall deutlich herrischer. Zumindest habe ich von den Zöllnern noch keine herablassenden Worte gehört. Immerhin.
    Ähnliches Pech haben sonst nur noch Junge Männer in verschlissenen Klamotten und Rasterlocken. Bei der Bahn und beim Zoll gibt es halt Klassenunterschiede.

  17. Ich hoffe allerdings sehr, dass der Verfasser des Beitrages die Entgleisung des Schaffners nicht allein wegen Funktion und Besitz seines Reisegenossen beklagt. Niemand darf so behandelt werden!!!!!

    1. @ Thomas Pape : ich habe dazu in den Kommentaren bereits Stellung bezogen und auch die Chronologie meiner Schilderung sollte diesem Eindruck widersprechen. Es spielt(e) für mich keine Rolle, wer mein Gegenüber ist, um sowas zu missbilligen.

  18. @formschub Aufstehen und dafür eintreten muss weder „laut“ noch „öffentlich“ sein. Auch ich würde im Normallfall lediglich den Schaffner freundlich aber bestimmt darauf hinweisen das ich derartige Aussagen für unangemessen halte. Sofern es Umsitzende mitbekommen, auch wenn es nur drei oder vier Umsitzende sind hat den zusätzlichen Vorteil das sich evtl. der ein oder andere überlegt es in Zukunft dem gleichzutun. Meine Erfahrung ist das vormachen Nachahmer hervorbringt.

  19. Gut, dass du den Vorfall gemeldet hast. Zur Prognose für die Niederlande: Ein Freund von mir, gebürtig von den Philippinen, zieht nach 2 Jahren in München wieder zurück nach Amsterdam. Dort kann er entspannter leben, in München wurde ständig sein Pass kontrolliert.

    1. Vielen Dank für all Eure Kommentare und den Zuspruch.
      Natürlich spielt es absolut keine Rolle, welchen Status oder Beruf der Mann hat, dem dies hier widerfahren ist. Mein Befremden habe ich ja beim Hergang der Schilderung bereits ausgedrückt, bevor ich davon wusste. Ich habe den Inhalt des nachfolgenden Smalltalks nur der Vollständigkeit halber wiedergegeben.
      Inzwischen hat mich das Team von @DB_Bahn bei Twitter von sich aus kontaktiert und mir eine Mailadresse genannt, an die ich alle Daten und Namen zu dem Vorfall übermittelt habe.
      Ich möchte diesen Vorfall trotz aller Empörung möglichst sachlich wiedergegeben und diskutiert wissen, um zu vermeiden, dass – wie so oft im Internet – Shitstormtendenzen und Unsachlichkeit die Oberhand gewinnen. Ich denke, es nimmt derzeit einen guten Weg.

  20. Einfach nur ohne Worte!
    In der Regel stehe ich nicht so auf die Das-sage-ich Deinem-Vorgesetzten-Nummer, aber in solch einem Fall… bravorös! Jetzt bin ich allerdings gespannt, was für eine, bzw. ob eine Reaktion zurück kommt.

  21. Traurig, dass es solche Dummheiten (und ich hoffe, es sind „nur“ Dummheiten) noch gibt heute. Die Frage, die sich mir stellt, ist allerdings, was für eine Rolle es spielt, wer der so beleidigte Mensch ist. Macht die gehobene Position und das dahinter verborgene Geld die Beleidigung grösser? Wäre sie gegenüber eines mittellosen Menschen weniger anstössig? Steckt hinter dieser Heraushebung nicht auch ein Stück Herabsetzung des Menschen an sich zu Gunsten seiner Position im beruflichen Leben und damit in der Gesellschaft? Oder war es auch „nur“ eine unbedachte Äusserung?
    So oder so, der Vorfall ist traurig, dass er weitergeleitet wird und nicht einfach versandet finde ich gut und richtig. Schön, wenn Menschen wie du hinschauen und was tun, nicht einfach nur schlucken.

  22. Würde den Vorfall der Deutschen Bahn melden (Zugnummer, Wagennr., Datum, Uhrzeit angeben). Einen „offiziellen“ Gast in Deutschland rassistisch beleidigt – da wird der Konzern sofort kalte Füße bekommen. Ggf. kann man es auch an die Presse weiterleiten.
    Und ja, es wäre eine ebenso große Sauerei und Unverschämtheit gewesen wenn es ein Asylbewerber gewesen wäre, aber beim Vorsitzenden der surinamesischen Handelskammer hat der Vorfall den Vorteil, quasi von offizieller Bedeutung zu sein, so dass man Öffentlichkeit schaffen kann.

  23. Wahrscheinlich sind es solche Spaßvögel gewohnt, nach diesem und ähnlichen Sprüchen Gruppenapplaus zu ernten. Aber wehe, irgend jemand macht ‚Scherze‘ auf ihre Kosten.
    Wobei ich mich kaum traue, dass Wort Scherz in diesem Zusammenhang zu benutzen, auch wenn es in Anführungsstrichen steht. Nicht zu fassen!

  24. Ich wünsche Dir das Deine Verblüffung das nächste Mal nicht mehr so groß ist. Gegen solche vermeintlichen „Späße“ hilft sofort und entschieden einschreiten um solchen Leuten klarzumachen das man es nicht toleriert!

    1. @Pirat_Pinguin Man muss auch »der Typ« dafür sein, der sofort laut wird. Ich bin das nicht. Wenn sich so etwas ereignet hat, ist es ohnehin passiert. Der betreffende Mitarbeiter wird eine Rüge seitens seines Arbeitgebers nach einer offiziellen Eingabe m.E. ernster nehmen als »einen blöden Fahrgast«, der ihn deswegen anraunzt. Ich habe den Vorfall im Netz öffentlich gemacht und direkt an die Bahn berichtet, das halte ich für die wirksamste und konstruktivste Option.

  25. @isabo
    .
    Ich war neulich beim Anhören einer (für mein Verständnis) lieblos gemacht Trainings-CD richtig erbost, dass der Trainer diesen Kalauer „Kellner spricht mit Menschen in »Du wolle noch mehr Trinke?« brachte, um dem Zuhörer ein Verständnis zum korrekten Umgang von PoC bei zu biegen. Ich dachte, das muss ein schlechter Scherz sein, dass man so etwas vermitteln muss. War offensichtlich keiner.
    Schäme mich mit.

  26. Puh. Ja, das ist zum Fremdschämen. Ich finde auch das Weiterberichten an die zuständigen Stellen gut. Soviel Verständnis ich persönlich noch für dumme Bemerkungen aufbringe, wenn Menschen es einfach nicht besser wissen (und wir wissen es ja alle in irgendeiner Hinsicht nicht besser), so wenig habe ich, wenn es um Leute in einem Job mit so viel Publikumsbetreuung wie ICE-Schaffner oder sogar Zufgführer geht. Da kann man schon eine gewisses Niveau erwarten, finde ich.

    1. @not quite like beethoven Da stimme ich Dir vollkommen zu. Ein Mitarbeiter mit Publikumskontakt kann meinetwegen gern seine Persönlichkeit in den Umgang mit Kunden einbringen, seine politische, religiöse oder ideologische Weltsicht hat hingegen dort absolut nichts zu suchen.

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