Monat: Juli 2023

Radbericht (II)

Nun war er also angekommen, der riesige (aber gar nicht mal so schwere) Karton mit dem neuen LEMMO One E-Bike. Ich transportierte ihn die Treppen ins 1. OG hoch, machte etwas Platz auf dem Fußboden im Wohnzimmer und sah als erstes einen QR-Code außen auf dem Karton mit dem Hinweis, diesen zu scannen, bevor man den Karton öffnete. Daraufhin wurde ich zu einer Seite bei YouTube geführt, wo ein ausführliches siebenminütiges »Unboxing«-Video alle Schritte erklärt. »Hä?«, mag nun mancher denken, »Auspacken werde ich ja wohl noch selber können!«, aber das Video hat durchaus einen Sinn, denn die Lieferung ist im Inneren des großen Kartons in mehrere »intelligente« Teilverpackungen unterteilt und es ist durchaus von Belang, wie der Karton steht (nämlich hochkant mit einer definierten Seite nach oben orientiert) an welcher Stelle man ihn öffnet (nämlich an einer großen Aufreißlasche an einem der schmalen Enden) und in welcher Reihenfolge und auf welche Weise man dann die modularen Inhalte entnimmt. Denn der Hersteller hat sich durchaus viele und, wie ich finde, gute Gedanken zum Auspacken und Zusammenbauen gemacht. Zunächst entnimmt man eine kleinere Box, in der ein komplettes Werkzeugset und eine Fahrrad-Standluftpumpe mit Druckmesser (!) enthalten sind. Solch großzügiges Zubehör hat mich beim Preis des Rades ehrlich überrascht.

Als zweites entnimmt man das teilzusammengebaute Rad, das auf einem kleinen Kunststoffschlitten, der es auf ebenem Untergrund auch in der Senkrechten stützt, aus dem großen Karton gleitet. Daran ist auch das noch zu montierende Vorderrad befestigt. Noch ein Pluspunkt: sämtliche der ca. 20 Kabelbinder, mit denen die Teile in ihrer Verpackung fixiert sind, haben eine »Entriegelung«, so dass man sie zerstörungsfrei öffnen und ggf. im Haushalt wiederverwenden kann. Viele der Schutzmanschetten sind zwar aus Schaumstoff, aber etliche Polsterungen und Stoßfänger sind auch aus wabenartigem Pappmaterial gefertigt, so dass sich die Menge an Plastikabfall im Rahmen hält.

Ein größerer Wellpapp-Block mit einer Aussparung entpuppt sich als Ständer für das ummontierte Vorderrad, so dass man es ohne gesonderte Stütze senkrecht aufstellen kann, bis der Rest des Rades mit der vorderen Gabel aufgesetzt und verschraubt werden kann. Die Werkzeuge (ein großer gewinkelter Steck-Schraubenschlüssel und mehrere lange Inbusschlüssel in vier verschiedenen Größen) machen einen guten und soliden Eindruck. Im Video werden zum Festziehen der Schrauben Hinweise genannt, wie fest oder nicht so fest man die verschiedenen Schrauben anziehen soll. Das kann man nach Gefühl befolgen oder man hält sich an die exakten Drehmomentangaben, die ich später in der per QR-Code verlinkten PDF-Bedienungsanleitung entdeckte. Dafür braucht man dann allerdings einen eigenen Drehmomentschlüssel.

Der gesamte Aufbau geht natürlich nicht in den sieben Minuten vonstatten, die das Video dauert. Ich habe alles in allem etwa 90 Minuten ausgepackt, gelesen, mehrfach das Video oder einzelne Szenen angeschaut und die Montagehinweise befolgt. Alles war sehr gut verständlich und nachvollziehbar aufbereitet. Etwas verlängert wurde der Aufbau durch einen kleinen Transportschaden – der vordere Schmutzfänger (Kunststoff) hatte durch einen Stoß wohl einen Knick bekommen, der sich nicht durch manuelles Biegen entfernen ließ. Bevor ich diesen Schaden reklamieren wollte, habe ich aber den Versuch einer Reparatur vorgenommen, der auch erfolgreich war: Ich baute das Teil aus, fotografierte den Schaden zu Dokumentationszwecken und übergoss es dann in einer flachen Auflaufform mit 90 °C heißem Wasser. Wie erhofft, »erinnerte« sich der Kunststoff daraufhin weitgehend an seine ursprüngliche Form, ließ sich manuell problemlos wieder zurechtbiegen und behielt diesen Zustand dann in erkaltetem Zustand auch. Yeah!

Der Rest des Aufbaus verlief ohne Probleme, auch der Download der App, die Einrichtung des Accounts und das separate Registrieren des Rades sowie des SmartPacs klappten auf Anhieb. Die mitgelieferte Pumpe ist ebenfalls von guter Qualität und ließ mich die Reifen wie empfohlen aufpumpen. Nun musste ich noch das SmartPac aufladen, bevor ich zur »Jungfernfahrt« startete. Die Wartezeit vertrieb ich mir mit der Lektüre der Bedienungsanleitung und dem Studium der App. Gut: In der Bedienungsanleitung gibt es eine Liste mit möglichen Fehlercodes, die bei Defekten auf dem Display angezeigt werden, das erspart es dem Nutzer, mit kryptischen Kürzeln ratlos alleine dazustehen.

Ein kleiner Minuspunkt bei der ansonsten sehr aufgeräumten und intuitiven Bedienerführung und Dokumentation ist für mich die Übersetzung der deutschen Texte. Denn obwohl LEMMO offensichtlich ein in Deutschland gegründetes und ansässiges Unternehmen ist, laufen sehr viele Prozesse während der Bestellung und Dokumentation auf Englisch ab und Deutsch ist ganz offensichtlich nur »Plan B«. So stehen zum Beispiel auf der deutschsprachigen Website fehlerhafte Sätze wie »Dieses elegante Allroad-Maschine bringt Sie weit.« Bestellbestätigungs-Mails und -PDFs sowie der Rechnungstext sind ebenfalls englisch und die Servicemitarbeiterin, mit der ich wegen der verzögerten Lieferfrist telefonierte, ließ ebenfalls erahnen, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Alles legitim und (bis auf die etwas peinlichen Übersetzungs- und Tippfehler in den Werbetexten) vernachlässigbar, aber in der Software wäre m.E. etwas mehr Sorgfalt angebracht gewesen. Prüft man dort z.B. die Version der Firmware und diese ist auf dem neuesten Stand, erscheint die etwas sonderbare, wenngleich verständliche Meldung »Neueste Version schon!«. Manche ins Deutsche übersetzten Texte umfassen unweigerlich mehr Buchstaben als das englische Original, was dazu führt, dass bei Fortschrittsanzeigen oder Popup-Meldungen Textteile aus dem Display ragen oder die Fläche von User-Interface-Feldern überschreiten und somit für den User nicht lesbar sind. Zwar waren dies bislang nur Textschnipsel minderer Wichtigkeit, aber wer weiß, was noch kommt. Da ist noch Luft nach oben, doch Ähnliches habe ich selbst mit Photoshop schon erlebt, insofern darf man es nicht allein dem Startup-Status des Herstellers ankreiden.

Was noch auffällt, ist das etwas eigenwillige Profil der Reifen (Innova 44-584*). Ich bin gespannt, wie sich diese nach längerer Benutzung auch bei ungünstigeren Wetterverhältnissen auf der Straße verhalten. Optisch aber auf jeden Fall ein Hingucker und rein theoretisch wirken sie nicht, als wäre ihr Grip schlechter als bei herkömmlichen Profilen.

Nachdem das SmartPac aufgeladen war – laut Dokumentation dauert das vollständige Laden des entleerten Akkus gut 3,5 Stunden und ab Werk war er etwa halbvoll geladen, somit ging es schneller – setzte ich es erstmals in die Verriegelung am Rad ein. Dank der guten Anleitungen ging auch dies einfach und problemlos vonstatten. Sowohl am Rad als auch am SmartPac sind Abdeckungen gegen Staub und Feuchtigkeit angebracht, die aber leicht klapp- oder verschiebbar zu öffnen und zu schließen sind. Das Smartpac ist außen interessanterweise mit einer Art Textilbezug versehen, wie sich dieser bei Regen verhält, wird noch zu beobachten sein. Aber gegebenenfalls kann man ja hier mit einem Imprägnierspray bei Bedarf für Schutz sorgen.

Danach probierte ich »im Trockendock« noch die Steuerungen mit den Knöpfen am Lenker aus. Ein kurzer Druck auf den Knopf links lässt die elektronische Klingel ertönen. Ein netter und mäßig lauter Ton ist zu hören, leider mit einer kleinen Verzögerung, was im Gefahrenfall kritisch sein kann. Ich brachte daher sofort wieder wie beim VanMoof eine schön helle und laute herkömmliche Klingel am Lenker an. Ein langer Druck auf den Knopf links schaltet die Beleuchtung ein oder aus. Ein Druck auf beide Knöpfe links und rechts aktiviert und deaktiviert die Bolzenverriegelung des Rades und den Alarmton bei Bewegung im Parkzustand. Der Alarm ist nicht ohrenbetäubend, aber markant, aus meiner Sicht okay. Ein 2 Sekunden langer Druck auf den Knopf rechts soll im E-Bike-Betrieb während der Fahrt den »Turbo«-Modus aktivieren, dessen Benutzung steht allerdings bei mir noch aus. Ein kurzer Druck auf denselben Knopf rechts schaltet beim Fahren bequem und ohne Verzögerung durch die vier Unterstützungsstufen des Motorbetriebs (0 bis 3), die beiden Hebel für die 10-Gang-Schaltung (hoch/runter) sind ebenfalls am rechten Handgriff angebracht.

Am Hinterrad befindet sich eins der spannendsten Bedienelemente des LEMMO One E-Bikes: die patentierte Kupplung zwischen »motorisiertem« und »manuellem« Antrieb. Mit einem einfachen Herausziehen eines Drehknopfes direkt in der Mitte der Nabe und dessen Drehung nach rechts, bis er wieder zurückrastet, schaltet man zwischen den mit Buchstaben klar gekennzeichneten Modi »E« und »M« um. Ich habe das inzwischen mehrfach ausprobiert und bin von der Handhabung sehr angetan.

Nun ging es auf die Straße. Schon das Tragen aus dem ersten Stock nach draußen war deutlich angenehmer als mit meinem vorherigen VanMoof. Ohne SmartPac wiegt das LEMMO One 15 kg, mit SmartPac 3 kg mehr. Einige Kommentatoren kritisierten die recht hohe Montageposition des SmartPacs am Rahmen des Bikes, ich bewerte dies jedoch nicht als kritisch für den Schwerpunkt des Rades bei normalem Betrieb. Lediglich beim stehenden Transport unterwegs, z.B. in einem Bus oder Zug, würde ich das Bike sorgsam gegen Umfallen sichern, um die Halterung des SmartPac vor Schäden bei einem Aufprall zu bewahren.

Das Rad fährt sich »spritzig«, so mein Fazit nach den ersten Kilometern. Die Motorsteuerung springt smooth an und gibt, je nach Leistungsstufe, schon ab Level 2 spürbaren Schub. Der Motor (Dual Mode Hub/540 Wh*) läuft leise und für mich fast unhörbar, die Reifen rollen glatt und leichtläufig ab, die Bremsen (Disc, Zoom-4-Kolben*) lassen sich gut dosiert bedienen und greifen robust. Die erste Probefahrt über rund 8 km Strecke absolvierte ich komplett im E-Bike-Betrieb. Bei kleinen Halten zwischendurch erprobte ich die Ver- und Entriegelung mit dem integrierten Schloss, auch dies verlief problemlos. Insgesamt ein schönes Debüt.

Vor einer fotogenen Hecke bot sich ein erster Schnappschuss des Rades an.

Während der Fahrt konnte ich auch im hellen Sonnenlicht gut das integrierte Display ablesen. Es zeigt kontinuierlich den Ladezustand der beiden Akkus (SmartPac und Bedienelektronik) an, dazu die gefahrene Geschwindigkeit, die gewählte Leistungsstufe des Motors, den Status der Bluetooth-Verbindung und den der Beleuchtung. Ich habe keine Beanstandungen. Insgesamt habe ich bei dem Fahrrad das Gefühl, die Ingenieure und Designer haben sich vorab viele und gute Gedanken über das »Nutzererlebnis« gemacht, so dass das Rad angenehm und mit Spaß gefahren und bedient werden kann. Wäre die App noch ein bisschen sorgsamer umgesetzt (kann ja noch kommen), würde ich fast sagen »Ein E-Bike, wie es eines von Apple sein könnte«.

Die zweite Fahrt machte ich ohne eingesetztes SmartPac und mit ausgekoppeltem Motor im manuellen Betrieb. Hier fiel auf, dass die Kettenschaltung ab Werk bei meinem Rad offenbar nicht präzise genug eingestellt war. Bei etwa der Hälfte der zehn Gänge traten ständige »Kracher« und »Kettenrutscher« auf (gibt es dafür einen Fachbegriff unter Rad-Experten?) Ich werde mal recherchieren, ob es dazu direkt von LEMMO eine Anleitung oder ein Video zur Abhilfe gibt. Ansonsten gehe ich davon aus, dass ein Tutorial für die Justage dieser Art von Schaltung (Shimano Deore, 1×10; 38/11-42 Z*) auch anderswo zu finden sein sollte. Dem kann somit abgeholfen werden, obwohl ich diesen kleinen Makel ein bisschen schade finde, weil er gefühlt etwas auf das Qualitätsniveau der Endkontrolle zurückfällt.

Update: Ich hatte zwar ein sehr detailliertes Video bei YouTube gefunden, in dem die Einstellung einer Kettenschaltung von Grund auf sehr anschaulich erklärt wird, aber glücklicherweise brauchte es diese Maßnahme gar nicht. Es genügten zwei Drehungen des Einstellrades am Schalthebel, um die Schaltung zu justieren. 🙂

Ansonsten war auch die manuelle Fahrt ein angenehmes und Freude machendes Erlebnis. Ich freue mich über meine Kaufentscheidung und hoffe, dass ich mit diesem Bericht vielleicht einigen anderen E-Bike-Interessenten eine kleine Entscheidungshilfe an die Hand geben konnte.

Das Gefühl, mit dem LEMMO Bike One ein Gefährt erworben zu haben, das auch ohne Akku, App und Motor-Zuschaltung jederzeit wie ein ganz normales Rad funktioniert, hat sich nach den aktuellen Nachrichten über die finanziellen Turbulenzen des einstigen E-Bike-Pioniers und Platzhirschen VanMoof noch weiter verstärkt. Ich drücke LEMMO jedenfalls die Daumen, dass das noch junge Unternehmen mit seinem kreativen Konzept Erfolg hat.

Hinterlasst auch gerne einen Kommentar, ich freue mich über jedes Feedback!


* Quelle der genannten Detail-Informationen: Testbericht über das LEMMO One auf der MYBIKE Website.

Radbericht (I)

Im Sommer 2019 hatte ich mir mein erstes E-Bike gekauft. Ich war schon zuvor im Jahr 2014 auf die niederländische Firma VanMoof aufmerksam geworden, als ich nach einem schick designten »normalen« Fahrrad suchte und mir seinerzeit das Modell M2 zulegte (Edit: VanMoof kämpft offenbar seit Ende Juni gegen seine Insolvenz, siehe Updates am Ende dieses Beitrags). 2017 brachte das Unternehmen dann sein erstes elektrisch angetriebenes Rad (VanMoof Electrified S1) auf den Markt und nahm die »manuellen« Modelle nachfolgend aus dem Sortiment. Anfang 2019 bewarb VanMoof dann die elektrischen Nachfolgemodelle Electrified S2 und X2 und köderte Neukunden mit einem »Early Bird Offer«, der das größere Modell S2 zum Sonderpreis von 2.598 EUR anbot (der UVP betrug stattliche 3.398 EUR). Die Optik überzeugte mich, die in den Folgemonaten veröffentlichten Testberichte waren geradezu überschwenglich – und so griff ich zu. Knapp 8 Wochen musste ich warten, dann wurde das elektrifizierte Objekt der Begierde geliefert und ich durfte es »unboxen«.

Das VanMoof Electrified S2, frisch aus dem Karton (24. Juli 2019)

Ich bin eher ein »Schönwetterradler«, da ich in Hamburg als autoloser Verkehrsteilnehmer auch problemlos bei Regen, Schnee und Sturm mit dem ÖPNV an meine Ziele komme. Dennoch bin ich das Rad in den vergangenen 4 Jahren gut 2.700 km gefahren und habe in dieser Zeit genug Gelegenheit gehabt, die Vorteile und Nachteile, die es aus meiner Sicht hat, zu erkennen und zu beurteilen.

Das schicke Design gehört zweifellos zu den Vorteilen. Zu Beginn war die Marke VanMoof in Deutschland noch nicht allzu bekannt und so wurde ich mehr als einmal an der roten Ampel auf das Rad angesprochen. Ein weiteres hochgeschätztes Feature war für mich stets der sogenannte »Boost-Button« am rechten Lenkergriff. Man kann zwar den Grad der Motor-Unterstützung aus 5 Stufen wählen (0 bis 4), aber sowie man den Boost-Button gedrückt hält, schaltet der Motor für die Dauer des Knopfdrucks die volle Motorleistung dazu. Das verbraucht zwar bei häufiger Nutzung spürbar mehr Akku, aber es ist eine Freude an Steigungen, beim Start an der Ampel oder beim Überholen. Das im Oberrohr integrierte LED-Display zeigt u.a. Ladezustand, Motorstufe und Geschwindigkeit an und ist auch bei hellem Tageslicht gut ablesbar. Die breiten Reifen haben einen guten Grip, der Sattel ist auch während längerer Fahrten komfortabel und die Bedienung des Rades ist insgesamt recht intuitiv. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, das Rad mit einem integrierten Bolzenschloss an der Nabe zu verriegeln und elektronisch zu entsperren. Auch der laute, fauchend-elektronische Warnton, den das Rad von sich gibt, wenn es in abgesperrtem Zustand bewegt wird, ist eindrucksvoll. Im Rad ist eine SIM-Karte eingesetzt, die es ermöglicht, es bei Verlust oder Diebstahl per GPS zu orten, die Lokalisierungsfunktion ist in die App integriert. Eine coole Idee, die mich ebenfalls überzeugte.

So mittelgut fand ich nach einiger Zeit, dass das Rad zwar zusätzlich zur Motor-Unterstützung zwei mechanische Gänge anbietet, die nicht per Schalthebel, sondern per »Automatik« gesteuert werden. Das hat oft nicht so gut geklappt. Die Gänge schalteten nicht rechtzeitig oder mit einem hörbar lauten »Ruck« und zwei Gänge fühlten sich auch nach etlichen gefahrenen Kilometern mit der Zeit etwas wenig an. Im Lieferumfang des Rades ist kein Gepäckträger enthalten, den musste ich für 59 EUR hinzukaufen. Die elektronische Klingel ist zwar ausgesprochen laut, aber der sonderbare Klingelton, der an die Glocke eines Eiswagens erinnert, klingt so wenig »nach Fahrrad«, dass Passanten das Geräusch oft gar nicht mit mir als herannahendem Radfahrer assoziierten und trotzdem weiter auf dem Radweg umherliefen. Auch hier musste ich mir eine »manuelle« Klingel hinzukaufen und montieren, mit der dies dann wesentlich besser funktionierte. Die Integration der App war im Großen und Ganzen okay, aber es gab doch häufiger mal Hänger, Verbindungsprobleme und später mit steigender Versionsnummer auch Funktionen, die mit meinem S2-Modell nicht (mehr) so gut funktionierten wie zu Beginn. Offenbar hatte VanMoof die App mit dem Erscheinen der Nachfolgemodelle Electrified S3 und X3 und wiederum deren Nachfolgemodellen zwar aktualisiert, aber dabei die Besitzer der älteren Modelle (vorsätzlich oder fahrlässig) aus dem Fokus verloren. Mehr als einmal kam ich mir »abgehängt« vor, wenn nach einem App-Update Dinge, die vorher klappten, nicht mehr (so gut) funktionierten. Das betraf insbesondere die Fahrten-Aufzeichnungsfunktion und die Einrichtung des Entsperrens des abgeschlossenen Fahrrads mit einem »Tasten-Morsecode«, was als Ausweichmöglichkeit dienen sollte, wenn die App oder das Smartphone mal nicht verfügbar sind. Alles zwar nur kleinere Wermutstropfen, aber in Summe dann doch etwas betrüblich.

Kommen wir zu den Nachteilen. Das hohe Gewicht des Rades war für mich einer davon und er hängt mit einem zweiten zusammen. Denn der Akku im Electrified S2 ist nicht zum Laden entnehmbar, das Rad muss also stets dort aufgeladen werden, wo es bei Nichtbenutzung abgestellt wird. Das führte in meinem Fall dazu, dass ich das Rad seit der Anschaffung bei mir im Wohnzimmer abgestellt habe und es somit jedes Mal durchs Treppenhaus in meine Wohnung im 1. Stock schleppen musste. Insbesondere nach Fahrten bei nassem Wetter war das zusätzlich lästig, denn die verschmutzten und feuchten Reifen wollten zuvor entweder gereinigt oder mit einer Unterlage versehen werden, um den Fußboden in der Wohnung nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Gut, man könnte sagen, das hätte ich mir auch vor dem Kauf überlegen können, aber unpraktisch ist es im Gebrauch dann halt doch.
Die Bremsen waren aus meiner Sicht ein weiterer Nachteil. Warum VanMoof für ein so schweres Rad, das bis zu 25 km/h schnell fahren kann, nur mechanische statt hydraulischer Handbremsen verbaut hat, ist nach einigen stärkeren Bremsmanövern verwunderlich. Auch bei der Beleuchtung stellten sich zwei Dinge als nicht wirklich gut durchdacht heraus: sie ist erstens ausschließlich per App ein- und ausschaltbar. Es gibt zwar einen »Automatik«-Modus, aber der wurde trotz einsetzender Dunkelheit bei Unwetter oder Dämmerung nicht immer zuverlässig aktiviert, so dass man unterwegs das Smartphone rauskramen und das Licht manuell einschalten musste. Und zweitens wurde beim Rücklicht leider die Sicherheit dem Design geopfert, finde ich. Das sehr hoch in der Querstange verbaute Rücklicht kann durch eine lange Winterjacke oder die Beladung auf dem Gepäckträger abgedeckt werden, weshalb ich mir am Heck-Schutzblech einen zusätzlichen roten Reflektor anbrachte.

Nach vier Jahren beschloss ich also, Ausschau nach einem neuen E-Bike zu halten, das möglichst alle Vorteile des »alten« Rades bewahrte und gleichzeitig alle Nachteile ausmerzen konnte – und das vorzugsweise zu einem bezahlbaren Preis. Gut drei Monate recherchierte ich Anfang 2023 und hatte am Ende drei Modelle in der engeren Wahl:

  • Das Smafo E-Bike von einem Hersteller, der in Paderborn gegründet wurde (1.799 – 2.099 EUR)
  • Das Smart Urban von Econic One, einem Anbieter mit Hauptsitz in Bulgarien (2.499 EUR)
  • Das LEMMO One von einem Startup aus Berlin (1.090 – 1.990 EUR)

Nach etlichen Vergleichen und der Lektüre von Testberichten entschied ich mich dann für das LEMMO One. Es hatte aus meiner Sicht die meisten Vorteile, die vor dem Kauf für mich entscheidend waren:

  • Das wirklich gelungene Design und die ansprechende Farbe
  • Das modulare Preiskonzept: Das »manuelle« Rad kostet nur 1.099 EUR, es hat zwar den Motor bereits eingebaut, ist aber ohne das optionale »SmartPac«-Modul (Akku & Elektronik) nicht als E-Bike nutzbar
  • Im SmartPac ist auch die gesamte Steuerelektronik enthalten – entnimmt man es, ist das Rad ein 3 kg leichteres »normales« Fahrrad. Man kann das SmartPac sowohl für 900 EUR kaufen als auch 12 Monate lang für 35 EUR/Mon. mieten. Sollte dann während der Mietdauer ein Defekt auftreten oder eine neue Generation des SmartPacs herausgebracht werden, kann es getauscht werden. Und falls alle Stricke reißen und die Herstellerfirma (wie schon so manches Startup) pleite geht, hat man immer noch ein herkömmliches funktionierendes Rad
  • Das SmartPac ist einfach und mit einem kräftigen Knopfdruck ohne Schlüssel entnehmbar, es kann in eingesetztem Zustand zusätzlich per App am Rahmen sicher verriegelt werden. Man kann das entnommene SmartPac zudem auch per USB-Verbindung als Ladegerät z.B. für ein Handy, Tablet oder Laptop nutzen!
  • Das »Hybrid«-Konzept des Bikes, das auch dann funktioniert, wenn man ein SmartPac erworben hat: Der Motor in der Hinterradnabe lässt sich mit einem einfachen Mechanismus auskoppeln und dann ist das Rad auch ohne Akku wie ein manuelles Rad nutzbar, ohne dass ggf. die Reibung im ungenutzten Motor es bremst
  • Das Rad hat eine 10-Gang-Shimano-Kettenschaltung
  • Hydraulische Bremsen am Vorder- und Hinterrad
  • GPS-Tracking und Ortungsfunktion – die Sensoren dafür befinden sich im SmartPac; zur Routenaufzeichnung nutzt das Bike lediglich die GPS-Positionsdaten des Smartphones, so dass dies auch auf Fahrten ohne montiertes SmartPac funktioniert
  • Das Frontlicht ist bei Bedarf entnehmbar und z.B. bei Reparaturen als »Notlicht« einsetzbar, es enthält einen Akku
  • Elektronisches Bolzenschloss mit Bewegungssensor und hellem Alarmton, diese Features funktionieren auch ohne das SmartPac, da im Rad ein zweiter kleinerer Akku für solche Betriebselektronik verbaut ist (ich vermute, es ist der Akku im Frontlicht)
  • Das Rücklicht ist tief am Gepäckträger angebracht, es hat einen Bewegungssensor und funktioniert daher auch als Bremslicht
  • Das Rad hat einen ähnlichen »Power Boost Button« am Lenker wie das VanMoof
  • Die Beleuchtung lässt sich einfach über einen Knopf am Lenker ein- und ausschalten (oder auch über die App)
  • Das LCD-Display im Oberrohr ist vielseitiger und detaillierter als beim VanMoof
  • Die Reifen haben von sich aus einen reflektierenden weißen Ring (im Gegensatz zum VanMoof)
  • »Die modularen Komponenten des LEMMO One vereinfachen die Wartung, da keine komplizierten elektrischen Teile in den Rahmen integriert wurden.« (Zitat des Herstellers)
  • »Die meisten der im LEMMO One verwendeten Teile sind Standardteile und in den meisten Werkstätten leicht erhältlich, was eine einfache Austauschbarkeit und bequeme Aufrüstung ermöglicht.« (Zitat des Herstellers)

Zum Zeitpunkt der Markteinführung des Rades im März 2023 war das Rad ausschließlich im LEMMO Headquarter in Berlin erhältlich, kurze Zeit später wurde es in Deutschland per Mailorder verfügbar. Aufgrund einer Aktion erhielt ich durch meine Registrierung für den LEMMO Newsletter 99 EUR Rabatt, zusätzlich wurden die Speditionskosten von 79 EUR erlassen und ich entschloss mich, das SmartPac in der Mietvariante zu erwerben.

Am Tag meiner Bestellung am 28. April 2023 war die Lieferfrist auf der Website mit 6 Wochen angegeben, es hätte also etwa Mitte Juni bei mir ankommen müssen. Und ungeachtet meines größtenteils positiven Fahrberichts (der noch folgt), möchte ich zuvor die größte Schwäche des Anbieters bzw. seiner verbundenen Dienstleister nicht unerwähnt lassen: die Kommunikation.

Als das Rad am 19. Juni noch nicht eingetroffen war, also gut siebeneinhalb Wochen nach Bestellung und ohne dass mich irgendeine Benachrichtigung des Anbieters erreicht hätte, schrieb ich eine E-Mail an die Adresse des Kundenservice. Nur wenige Stunden später erhielt ich einen Anruf von einer Servicemitarbeiterin, die mich informierte, dass sie versucht habe, mich einige Tage zuvor anzurufen, um mich über die Lieferverzögerung zu informieren. Ich hatte tatsächlich am 12. Juni einen verpassten Anruf von einer unbekannten Mobilnummer ohne Sprachnachricht erhalten (womöglich war es der erwähnte), aber in der Woche danach gab es weder einen erneuten Anrufversuch noch eine alternative Nachricht per Mail. Immerhin wurde mir nun am Telefon die Lieferung »bis spätestens 15. Juli« zugesagt – das wären 11 statt 6 Wochen nach meiner Bestellung.

Doch bereits am 04. Juli erhielt ich eine automatische Versandnachricht mit einer Trackingnummer für den Speditionsservice »GEL Express Logistik«, die jedoch zunächst, wie häufiger nach der ersten elektronischen Erfassung, noch nicht funktionierte. Am 06. Juli war in der Sendungsverfolgung zu erkennen, dass das Rad auf dem Weg war (»Sendung wird abgeholt«). Einen Tag später passierte die Sendung dann nacheinander zwei Logistik-Center in Werl und Kassel und traf am 10. Juli in einem vermutlich nahegelegenen »Zustelldepot« (ohne Ortsangabe) ein. Der nächste Schritt sollte laut Tracking eine »SMS-Avisierung« sein. Ich wartete. Am Abend erreichte mich folgende SMS:

Keine Anrede, keine Trackingnummer, kein Absender. Ich vermutete zwar vage, dass dies die Zustellbenachrichtigung für das Rad sein könnte, aber genauso gut könnte es SPAM sein.

Am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr klingelte es an der Tür. Vor dem Haus stand ein Lieferwagen, aus dem der Versandkarton mit dem Rad entladen wurde. Man bat mich, mit dem Finger auf einem Tablet zu unterschreiben, was recht gut funktionierte. Fun Fact jedoch: Der »Kringel«, der auf dem elektronischen Lieferbeleg zu sehen ist, das mir danach per Download zugänglich gemacht wurde, stimmt null mit meiner geleisteten »Unterschrift« überein. Aber Name, Anschrift und die Uhrzeit der Zustellung stimmen immerhin.

Es ist schade, dass nach der Bestellung so eklatante Kommunikationsfehler auftraten. Viele Startups sind von ihrem Produkt so begeistert und so eingenommen – oft ja auch zu recht –, dass sie vergessen oder nicht begreifen, dass der Kaufprozess, die Bestellabwicklung, die »proaktive« Kommunikation ebenso ein Teil des Produktes sind wie die »Hardware«. Das muss (und sollte) auch LEMMO noch lernen, finde ich.

Und den Bericht zum »Unboxing« nach der Lieferung und zu meinen ersten beiden Fahrten verblogge ich dann in Kürze im nächsten Blogbeitrag. 🙂


Update 12. Juli 2023: Inzwischen sind von VanMoof die Modelle S4 und X4 in interessanten neuen Farben und mit neuen modernen Features, aber m.E. weiterhin mit den meisten der o.g. Nachteile, auf dem Markt. Heute nun las ich jedoch beunruhigende Berichte von einer möglichen Schieflage des Unternehmens (es ist offenbar nicht die erste) und nun bange ich ein wenig, ob und zu welchem Preis ich mein VanMoof noch gebraucht verkaufen können werde. Denn ohne eine gepflegte und funktionierende App durch den Hersteller sind viele E-Bikes gemeinhin nicht mehr oder nicht unbegrenzt lange benutzbar.

Update 13. Juli 2023: Es scheint tatsächlich so zu sein, dass das Unternehmen VanMoof ernsthaft von einer Insolvenz bedroht ist. Ladenfilialen in Amsterdam und Rotterdam wurden kurzfristig geschlossen, die Annahme von Bestellungen gestoppt und Insolvenzverwalter nach niederländischem Recht bestellt. Aktuelle Artikel dazu finden sich u.a. bei The Verge und im Portal Silicon Canals.
Via Mastodon wurde ich zudem auf die Seite VanMoof Encryption Key Exporter aufmerksam. Hier kann man per Eingabe der Login-Daten seines VanMoof-Kundenaccounts wichtige Daten des Rades exportieren (ausgenommen die neuesten Modelle S5/X5). Zitat: »The idea behind this site is, that you can import this bike data into future 3rd party apps in order to connect to your bike.«. Der Code ist Open Source bei GitHub einsehbar.

I’m still standing

Der Deutsche liebt sein Automobil. Es bietet ihm Unabhängigkeit, Freiheit und modernes Lebensgefühl. Und glücklicherweise ist die prototypische und zukunftsgerichtete deutsche Stadt auch perfekt auf das Auto zugeschnitten. Mehrspurige, breite Straßen, unzählige Ampeln, tausende Verkehrsschilder, geräumige Kreuzungen, großzügige Brücken, üppige Unterführungen, gut ausgebaute Tunnel und ausgedehnte Stadtautobahnen machen aus Deutschlands Städten und Metropolen pulsierende Zentren urbaner automobiler Kultur. Reichlich verfügbarer gebührenpflichtiger sowie kostenloser Parkraum rundet das Angebot für Pkw-Nutzer ab – und wem das nicht reicht, der kann erfinderisch werden, denn für den findigen Automobilisten bieten sich darüber hinaus Dutzende weiterer Gelegenheiten auf Gehwegen, Radstreifen, in Einfahrten, Feuerwehrzufahrten und Ladezonen, um den geliebten Pkw abzustellen.

Diese Möglichkeiten zum Abstellen des Autos sind in unseren dicht besiedelten Städten essenziell. Denn ein Pkw steht pro Tag im Schnitt 23 von 24 Stunden ungenutzt herum. Genau dieses Missverhältnis aber bereitet vielen Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind, in Zeiten steigender Preise und grassierender Inflation große Sorgen. Sie müssen Kredite für die Anschaffung des Wagens aufnehmen oder hohe Leasingraten bezahlen. Die Kaufpreise für Neu- und Gebrauchtwagen steigen kontinuierlich. Kostete etwa ein VW Golf I im Jahr 1974 noch rund 8.000,– DM, werden inzwischen für einen Golf VIII schon fast 30.000,– € fällig. Doch nicht alles an diesem Preisanstieg kann der reinen Teuerung angelastet werden, denn die Fahrzeuge wurden auch über alle Klassen hinweg seit Jahrzehnten immer größer, leistungsstärker, komfortabler und sicherer: bessere Motoren, hochwertigere Ausstattung, komplexe Elektronik und Produktionsqualität »made in Germany« haben eben ihren Preis. Dazu kommen noch die Betriebskosten – sei es für Wartung und Reparatur, Spritkosten, Versicherung, Mitgliedschaft im Automobilclub, Reifenwechsel oder Zubehörteile.

Davon sind inzwischen zahlreiche Menschen überfordert. Sie sehen es weder ein noch können sie es finanziell stemmen, sich ein kraftvoll motorisiertes, fahrbereites, zeitgemäßes und sicheres Fahrzeug anzuschaffen, nur um es dann den Großteil des Tages am Straßenrand oder in der Garage herumstehen zu lassen. Doch nun verspricht ein großer deutscher Autokonzern Abhilfe. Gemeinsam mit Markt- und Trendforschern, Designern, Ingenieuren und Technikern wurde jetzt ein innovatives, zukunftsweisendes Konzept entwickelt, das großes Einsparpotenzial für alle Autofreunde birgt, die mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis bisheriger Pkw hadern oder an der Finanzierung zu knabbern haben: Das »Nownomobil« kommt!

Was ist das? Nun, es ist ein modern und komfortabel ausgestattetes Auto normaler Pkw-Größe, bei dem konsequent auf alle technischen Komponenten verzichtet wurde, die es während der statistisch zu erwartenden Standzeit auf seiner zugewiesenen Parkfläche schlicht nicht benötigt. Bei einem Nownomobil stellen sich beispielsweise von Anfang an nicht die Fragen »Diesel oder Benziner?«, »Verbrenner, Hybrid oder Elektro?«, denn es besitzt weder Motor, Tank oder Getriebe noch Räder, Reifen oder einen Airbag. Im Innenraum konnte durch den Verzicht auf Lenkrad, Rückspiegel und Armaturenbrett ein angenehm geräumiges und komfortables Ambiente geschaffen werden. Bei der Innenausstattung wurde an nichts gespart: je nach Ausstattung sind bequeme und ergonomische Sitze für zwei bis sechs Passagiere, wahlweise bezogen mit weichem Leder oder pflegeleichtem Stoff, erhältlich. Die leistungsfähige Klimatisierung sorgt auch beim Stand während heißer Sommer für angenehme Temperaturen und an kalten Wintertagen für wohlige Wärme. Alle Seitenfenster sind motorgesteuert versenkbar, so dass auch ein frischer Luftzug jederzeit hereinströmen darf. An trüben Tagen oder nachts kann eine angenehme indirekte Beleuchtung aktiviert werden, es gibt lichtstarke, auf die Sitzplätze fokussierte LED-Leseleuchten und das moderne Multimedia-Entertainmentsystem bietet allen Insassen einen Audio- und Videogenuss der Spitzenklasse – denn da der Wagen ohnehin steht und es auch keinen klassischen »Fahrer« gibt, können alle bedenkenlos jederzeit aufs Display schauen! Die Stromversorgung des Nownomobil wird entweder durch einen tragbaren Akku in einem leicht zu entnehmenden Gehäuse oder, in der heimischen Garage, durch einen Kabelanschluss an eine haushaltsübliche Schukosteckdose gewährleistet. Im geräumigen Kofferraum ist genug Platz für Proviant, Spiele und anderes Gepäck und im optional temperierbaren Handschuhfach lassen sich etliche kleinere Gegenstände für den spontanen Bedarf verstauen.

Auch von außen kann sich das Nownomobil sehen lassen: die stromlinienförmige Formgebung und die großflächigen Panoramafenster vermitteln Eleganz, Hochwertigkeit und Prestige. So muss sich der abgestellte elegante Schlitten nicht im geringsten neben seinen daneben geparkten rollenden Konkurrenten verstecken. In der Palette von insgesamt elf erhältlichen Lackierungen, davon sieben geschmackvolle Basistöne und vier trendstarke Effektfarben, ist für jeden Autofreund von Klassik bis Avantgarde etwas dabei.

Das beste ist jedoch der Preis: Durch den konsequenten Verzicht auf alle sonst für »Mobilität« verschwendeten Komponenten beginnt der UVP für das Nownomobil bereits bei sagenhaften 6.500,– EUR. Die Luxusvariante mit extra Kofferraumvolumen und motorisch bedienbarem Sonnendach schlägt mit knapp 11.000,– EUR zu Buche. Der Hersteller verspricht sich von seinem Vorstoß in diese Marktlücke einen echten Erfolg bei kostenbewussten Autokunden. Auf Wunsch kann der geplante Stellplatz für das Nownomobil bereits bei der Bestellung angegeben werden und bei Auslieferung erfolgen dann Transport und Abladung direkt bis zur gewünschten Parkfläche. In wenigen Tagen soll bundesweit ein Werbespot auf allen medialen Kanälen die Aufmerksamkeit potenzieller Käufer wecken. Als Kampagnen-Soundtrack fungiert ein Klassiker im neuen Gewand: »I’m still standing«, 1983 geschrieben von Elton John und nun eigens als zeitgemäße Cover-Aufnahme komplett neu produziert und stimmgewaltig ins Jahr 2023 katapultiert von Sarah Connor.

Die ersten 3.000 Käufer erhalten im Rahmen einer Marketingaktion zur Einführung des wegweisenden neuen Produkts für 24 Monate ein »Deutschlandticket« gratis.

Denn eine Stunde am Tag will man ja schließlich ab und zu doch mal irgendwohin.

Das futuristische Design des Nownomobils lässt das Herz jedes Autoliebhabers höher schlagen.
Vielen Dank an den K.I.-Bildgenerator »Midjourney« für die Visualisierungsmöglichkeit.
Idee und Bild: formschub.de