Wer knackt den Kot?

Wieder mal Werbung, die ich nicht verstehe. Wenn auch nur im Detail. Der oberflächliche Betrachter dieses Citylight-Aushängsels am Hamburger Dammtor mag mutmaßen, es handele sich ganz straight um ein Außenwerbemittel, welches eine außergewöhnliche Ballung von IT-Kompetenz in Niedersachsen propagiert, belegt durch den aktuellen Veranstaltungstermin der CeBIT Hannover. So weit, so gut.

Doch bei näherem Hinsehen fällt dem aufmerksamen wartenden Zugpassagier der vermeintlich fehlerhafte Fleck unterhalb der Headline ins Auge (grüner Pfeil). Dieser entpuppt sich im Closeup mitnichten als Fehler, sondern als eine hübsch auf einem Strohbouquet drapierte Ansammlung von Stoffwechselendprodukten der Spezies Equidae (vulgo: Pferdeäpfel). Was man auch erst mal erkennen muss, da der Haufen derart verschämt winzig wiedergegeben ist, dass er eher der Losung eines Rammlers gleicht. Ich frag mal ganz offen: Was macht die Reittierkacke auf dem IT-Plakat?

Ja, ich habe den Abbinder mit Pferdebezug am Fuß des Plakates gelesen. Aber das macht mich weder schmunzeln noch verstehen. Sind Computer scheiße? Machen Pferde in Niedersachsen überall hin, sogar auf Plakate? Ist die Messe kacke und man sollte lieber zu Hause bleiben? Oder ist das ein geheimer Marketingkotcode und man kann richtig was gewinnen, wenn man drauf kommt? Gerne würde ich noch weiter rätseln, aber, ach, da kommt mein Zug. Shit!

Nachtrag: Niedersachsen informiert über die Kampagne. Stichworte: Jung von Matt, Marketingpreis, Prise Humor. Na dann …

Kotplakat

6 Kommentare

  1. die liste der nervigen spots ist länger als die der wirklich guten. und nervige sachen kauft man einfach nicht.
    aber die wirklich guten behält man im gedächtnis, da hast du recht.

  2. Jaja, Süßigkeiten- und Lebensmittelwerbung … da gibt’s jede Menge klischeebeladene und unglaubwürdige Beispiele. Mir kommt es vor, als ob ganze Branchen immer noch werben wie in den Siebzigern und Achtzigern: Zahncreme, Kosmetik, Pharma, Waschpulver oder Putzmittel. Unwitzig, lächerlich, plump.
    In einigen anderen Produktbereichen, finde ich, gibt es aber auch Spots, die witzig sind, sich selbst nicht allzu ernst nehmen, durch Ideen überzeugen oder versuchen, glaubwürdiger zu sein, z.B. für Sportartikel (Nike, Adidas), Elektronik (Apple, Sony), Finanzunternehmen (LBS, Sparkasse), Heimwerken/Wohnen (Hornbach, IKEA) oder Autos (Renault, Mercedes).
    Ob dadurch jemand unmittelbar zum Kauf verführt wird, kann man lange diskutieren, das Ziel ist wohl eher, sich im Gedächtnis festzusetzen, um die Markenbekanntheit zu erhöhen. Nur leider schaffen das auch die nervigen Spots.

  3. das sehe ich genauso. in der jury für werbe-preise sitzen doch auch fast ausschliesslich werber, oder? ist doch auch ein schöner und kreativer beruf. aber werbung ist im endeffekt für die konsumenten gemacht, um ihnen ein produkt vorzustellen oder nahezubringen. wobei ich natürlich nicht weiss, ob diese spots, wie sie z.b. in der cannes-rolle gezeigt werden, jemals tatsächlich als werbeclip gesendet wurden.
    werbung ist teilweise wirklich sehr ärgerlich. entweder ist sie zu „intelligent“ (hier bitte wissend grinsen) und wird von den volksdeppen nicht verstanden oder einfach unverschämt. wenn mir ein dämlicher pinguin albern vor der nase herumtanzt, dann kaufe ich noch lange nicht diese schokolade. dann ärgere ich mich einfach, dass man sich durchaus vorstellen kann, ich wäre so dämlich, mich durch ein cartoon zum kaufen eines völlig überteuerten und überzuckerten riegels verleiten zu lassen.
    wenn plötzlich ein neues schickes wort für einen tiefgekühlten fischklotz lanciert werden soll und in dem werbespot ein schicker junger vater plötzlich „kochen“ kann, wenn die schicke junge mama mal nicht zu hause ist und die kinder begeistert ständig dieses fürchterliche wort durch die wohnung brüllen, dann fühle ich mich belästigt. und ich kaufe dieses produkt dann erst recht nicht.
    allerdings ist manche werbung wirklich unfreiwillig komisch: für so ein nougat-karamel-dings wird ja ebenfalls „familienfreundlich“ geworben. der vater hat immer etwas zu arbeiten, das mädchen hängt immer am computer oder am telefon, der junge ist sowieso immer unterwegs und die mutter total frustriert und einsam. bis sie herausfindet, wie sie ihre familie zusammen an einen tisch bekommt: sie kauft eine packung von diesen plompenziehern und schon sind alle glücklich vereint!
    und das ist das tragische: dass die mutter sich die liebe ihrer familie mit süssigkeiten erkaufen muss, weil ansonsten alle mit sich selbst beschäftigt sind und keinen pups für das hausmütterchen übrig haben. damit ist dieser spot im grunde sogar tieftraurig und sozialkritisch und damit wesentlich tiefgründiger, als er jemals gemeint war. was wiederum doch lustig ist!
    ich würde dir ja gerne einen schokoriegel schenken, der sogar in milch schwimmt. kann ich aber leider nicht machen, weil ich es albern finde, jedes mal eine schüssel milch wegzuschütten, nachdem ich ihn pflichtbewusst darin gebadet habe.

  4. Das ist genau der Punkt: Wenn Werbung ausschließlich von den Werbern kapiert wird, die sie ausgebrütet haben, dann kann irgendwas nicht stimmen. Mit der Werbung, nicht mit denen, die sie nicht verstehen. Oder?

  5. ich hätte ja auf eine plattgeklatschte fliege auf dem plakat getippt. also einem schlichten fleck.
    aber ich komme ja auch nicht aus der werbung. deshalb finde ich diesen pferdestärken-kalauer wohl auch nicht so witzig-innovativ, wie er anscheinend gedacht ist.
    ich hätte mit niedersachsen (innovationsland?? häh?) auch niemals pferde in verbindung gebracht. höchstens mit hannover, der expo, harald schmidt und einen ex-schwager.
    wahrscheinlich bin ich einfach nicht schlau und humorvoll genug für solche plakate.

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