… spring!

Wieder so ein Hype auf twitter. Nennt sich formspring und ist quasi so etwas wie Zuschauertelefon im Internet. Scharenweise eröffnen twitter-User derzeit Frageseiten und stellen sich willig der Neugier ihrer Follower und Fans. Die Idee: User stellen anonym oder namentlich den dort präsenten Nutzern beliebige Fragen. Antworten ist freiwillig und ohne Zeichenbegrenzung möglich. Und obwohl ich zunächst den Vorsatz habe, mich dem nicht anzuschließen* (brechen kann man ihn immer noch später), stockt mir der Atem, wenn ich dort so wunderbare Sätze wie diese hier lese, verfasst von @silenttiffy:

(…) Überall trifft man Menschen, mit denen man keine (zurückliegenden) gemeinsamen Erlebnisse hat. Es gibt keine gemeinsame Vergangenheit, keine gemeinsamen Gespräche, keine gemeinsam geheilten Wunden, nichts, keinen Boden, auf dem Freundschaft oder Liebe wachsen könnte, nichts was man miteinander teilen könnte außer dem Augenblick, in dieser nackten Situation der Unvertrautheit, in den Momenten des Argwohns, der blinde Zuneigung spielt, wo überhaupt keine sein kann. (…)

Das zeigt, was formspring sein kann – wenn die Antwort mehr ist als bloße Information, wenn die Frage nicht beantwortet, sondern entgegnet wird, wenn es jemand tut, der sich der Entgegnung widmet, schreiben kann und sich Zeit dafür gönnt. Solche Antworten machen die Frage fast irrelevant – weshalb ich sie dem Zitat auch nicht vorangestellt habe.
Kurz und lustig geht auch auf twitter.

Springform
* Genährt wird dieser Vorsatz – ich gebe es zu – auch ein wenig von der Tatsache, dass die ersten fünf Buchstaben von formspring auch die meinigen sind. Ich weiß jetzt, wie Frauen sich fühlen, wenn auf einer Party eine Andere mit demselben Kleid auftaucht.

Original Photo: © robbplusjessie on flickr | Licensed under CC BY-NC-SA 2.0

3 Kommentare

  1. […] schönen Zitat von @silenttiffy zeigt, wie Formspring mehr sein kann als nur Frage und Antwort: …spring! Besonders beachtenswert finde ich auch den Kommentar (Nr. 3) von @Schlenzalot, der einen wichtigen […]

  2. Sind es nicht auch bei Twitter, in diesem gefangenem Raum der 140 Zeichen die gleichen oder sogar die selben Menschen/Avatare/Pseudonyme, die dann auch in einer erweiterten Schreibvielfalt zu bezaubern wissen?
    Neben diesen Menschen, die sich in Sprache und sprachlichen Bildern ausdrücken können, wollen oder müssen, sollten wir immer auch an jene denken, die auch fühlen, zweifeln, machen und tun – und vielleicht nicht immer die richtigrn Worte finden.
    Diesen Menschen, ihren Gedanken, Taten und ihrer sprachlosen Teilnahme an dieser Diskussion möchte ich diesen Beitrag widmen.
    (An dieser Stelle möchte ich dem Menschen danken, der mich ermutigt hat, dies zu schreiben)

  3. Ich glaube der Erfolg von Formspring ist der Ausdruck des Wunsches vieler twitteruser nach einer Kommentarfunktion der tweets. Auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollen.

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