Vollgesogen

Das war sie nun, die re:publica 2023. Auf Twitter schrieb ich gestern:

Und so ist es. Es war Reizüberflutung, aber im bestmöglichen Sinne. Natürlich war auch das Trendthema »KI«, bzw. »AI« allgegenwärtig. Der Unterschied zu den überall hochsprudelnden Medienberichten und Postings im Netz, den ich auf der re:publica wahrnahm, war jedoch, dass das Thema, seine Auswirkungen und Teilaspekte von kompetenten Speakern mit sachlicher Distanz erläutert, beleuchtet, hinterfragt und diskutiert wurden. Weniger »parroting« und weniger »AI-Groupies«, dafür mehr Fakten und mehr Expertentum. Sehr angenehm.

Edit: Ach ja – ein sehr schönes Treffen mit »Netzmenschen« habe ich vor lauter geballten Sinneseindrücken fast vergessen, zu erwähnen: der re:publica-Besucher und Twitter-/Mastodon-Kontakt @grindcrank regte ein Instanztreffen für die kleine, feine Mastodon-Instanz fnordon.de an, bei der ich seit November 2022, für die Zeit »nach Twitter«, ebenfalls Unterschlupf gefunden habe. Am Treffpunkt, dem Strand des Festivalgeländes, fanden sich dann bei schönem, aber nicht zu sonnigem Wetter tatsächlich drei (!) Leutchen ein: außer mir und dem Initiator war noch @naturopath mit von der Partie. Es war wieder mal spannend, die Leute hinter dem Display kennenzulernen und so war die Stunde mit dem perlenden Plausch dann auch ausgesprochen kurzweilig (Ein Selfie davon gibt es übrigens auch).

Und auch wie 2022 war ich sehr angetan von dem visuellen Konzept der re:publica, das sich durch alle Medien, die Website, Bühnenveranstaltungen, Präsentationen und Postings zieht. Passend zum Leitthema »CASH« wurden grelle »Supermarkt-Plakatfarben« gewählt, dazu passend ein fetter serifenloser Display-Font und ein saftiger, dynamischer Marker-Font. Auf der Bühne stehen Warenkörbe, Palettenwagen und Kunststoffcontainer als Dekoration, die Visuals arbeiten mit Wiederholungen, auffälligen Störern und dem ultimativen Kontrast zwischen »Neonbunt« und »Schwarz«. Sehr gelungen!

Inzwischen weiß ich auch – dank der im Programm angesetzten Fragestunde mit den Organisatoren –, dass das Design von re:publica-Mitgründerin Tanja Haeusler in Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur fertig design konzipiert und umgesetzt wird (und bin als Grafik-Designer ein bisschen neidisch auf so ein famoses 360°-Projekt). 😉

Wie der Marker-Font heißt, habe ich inzwischen schon herausgefunden: er nennt sich »Walmer Marker« und stammt von der finnischen Type Foundry »Typolar« des Designers Jarno Lukkarila. Auf der Website des Büros kann man die schöne Story zur Entstehung dieser interessanten Schrift nachlesen.

Wie die fette Plakatschrift (im nachfolgenden Bild rechts, über den Störern) heißt, habe ich bislang nicht herausgefunden, aber ich editiere das hier nach, falls es mir noch gelingt – oder vielleicht (er)kennt ja ein hiesiger Blogleser den Font? Die Formen sowohl des kleinen als auch des großen »Y« (siehe in »Ryanair«) sind darin sehr charakteristisch.

Wenn mich Freunde fragen, denen der Name re:publica nichts sagt, was das denn für eine Konferenz sei, sage ich »Es ist eine ALLES-Konferenz«, denn fast jeder gesellschaftliche Aspekt fand sich – wie schon im letzten Jahr – an den drei Veranstaltungstagen in dem einen oder anderen Panel wieder.

Meine drei Highlights 2023 waren:

  • »I’m sorry HAL, I won’t let you do that.« mit @tante
  • »Generative KI – schöne neue Welt?« mit Björn Ommer
  • »Wollt Ihr ewig leben? Vom Fluch der Unsterblichkeit und Segen der Biotechnologie« mit Thomas Ramge

Es war wieder inspirierend, spannend, lehrreich, interessant, überraschend und vielfältig. Und ich brauche jetzt erst mal ein paar Tage Ruhe im Kopf, um sich alles wieder setzen zu lassen.

Ehe ich mir die Panels, die ich verpasst habe, auf YouTube anschaue … 😉

2 Kommentare

  1. Mir ist erst durch die re:publica klar geworden, wie viel Wertschätzung gute, liebevolle und konsequente optische Gestaltung einer Veranstaltung transportieren kann. Und habe dadurch erkannt, dass das ein zentraler Faktor meines Wohlfühlens dort ist.

    1. Ja, und es ist auch eine absolute Kunst, sowas zu vollbringen, finde ich. Das Design muss alles zusammenhalten und gleichzeitig ein »Gefäß« bilden, in das alle verschiedenen Inhalte und Medien hineinpassen. Es muss unaufdringlich sein, damit die Menschen und Themen nicht darin untergehen, es muss sich an alle Anwendungen und jedweden Content anpassen können und sollte dennoch prägnant genug sein, um dem Auge Geleit zu bieten. Und natürlich am Ende noch schön aussehen sowie für Orientierung und Wohlbefinden sorgen. Keine leichte, aber eine großartige Aufgabe. Und die re:publica löst sie eins ums andere Mal vorbildlich.

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