Autor: ProstetnikVogonJeltz

Danke, ich bin bedient!

Lousy_Service

Wenn sich Ereignisse auffällig häufen, kann das Zufall sein. Muss aber nicht. Bei mir jedenfalls häufen sich in jüngster Zeit Erlebnisse mit schlechtem bis impertinentem Service. Dass das eher kein Zufall ist, zeigen auch kürzliche Blogeinträge von Anke Gröner, Herrn Paulsen und Syberia.

Mein erstes Erlebnis widerfuhr mir beim Betreten eines, sagen wir »Copyshops« (Kopien, Ausdrucke, Folienschriften, T-Shirt-Druck usw.). Zunächst wurde ich von dem Herrn, der direkt vor mir an seinem Schreibtisch auf den PC-Monitor starrte, mehrere Sekunden keines Blickes gewürdigt, von einer Begrüßung ganz zu schweigen. Dann sagte er, ohne aufzublicken: »Sprechen Sie. Ich höre mit den Ohren und nicht mit den Augen.« So kann man mit einem einzigen Satz seinen Laden im Nu von unliebsamen Kunden räumen.

Am vergangenen Wochenende wurde ich dann in einer Autowaschstraße mit einem dermaßen unverfrorenen Kasernenton empfangen und bedient, dass mich nur mein schon vor Seifenlauge triefendes Auto an einer sofortigen Kehrtwende hinderte. In meiner Ohnmacht blieb mir nur ein frostiges Downgrade auf das billigste Autopflegepaket. Und auf meine Bemerkung, ich sei andernorts schon freundlicher bedient worden, schleuderte mir der stiernackige Einschäum-Dumpfbolzen nur ein »Na, super« entgegen.

Und jetzt reicht’s. Wenn mir so etwas noch einmal passiert, werde ich nach Verlassen solcher Service-Todesstreifen nonchalant den obigen von mir gestalteten Sticker im Eingangsbereich hinterlassen. Als Warnung für weitere Kunden und als Quittung für den inakzeptablen Bedienungs-GAU. Für alle Sympathisanten stelle ich den Sticker hier (6 Stück auf einem A4-Bogen) gratis zum Download und zur uneingeschränkten Verteilung bereit.

Lasst uns die Servicewüste begrünen. Wir sind viele.

Klatschspalte

Es wird wärmer, der Sommer naht, da kommen auch sogenannte »Promis« öfter aus dem Haus, so dass es – nicht nur in glitzernden Medienmetropolen – durchaus eine Chance gibt, ihnen ganz privat abseits von Bühne, Podium und Atelier zu begegnen. Als respektvoller Beobachter halte ich mich natürlich bei solchen Anblicken dezent zurück. Hier meine Top 3 Promi-Sichtungen der letzten Wochen:

  1. Hanns-Dietrich Genscher im Gartenrestaurant des Hotels Bischofshof in Regensburg (ja, er trägt wirklich privat diese pastellgelben langärmeligen Pullover)
  2. Roger Cicero in der Nebenkassenschlange beim Spar-Supermarkt in Hamburg Winterhude (wirkte auf mich ein bisschen unentschlossen zwischen bemüht-inkognito und Fankontakt-erhoffend)
  3. Jonathan Meese in der Hamburger Mönckebergstraße, mehrere Plastiktüten tragend (wenn Künstler einkaufen, ist das dann automatisch Aktionskunst?)

Ich blogg’ das auch nur, weil ich heute nichts anderes habe.

Na endlich!

Nachdem ich beim Musiknetzwerk lastfm vor einigen Wochen die wunderschönen Songs der französischen Musikerin Keren Ann für mich entdeckt und auch hier im Blog schon allen Lesern wärmstens ans Herz gelegt hatte, untermalt der Titel »Lay Your Head Down« aus ihrem jüngsten Album nun den Werbespot für die aktuelle H&M-Sommerkollektion 2008. Ich hoffe, sie bekommt damit viele neue Fans und die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Nicht nur für einen Sommer.

Morgens halb zehn in Japan

Wieder was Abgefahrenes mit Essen bei Flickr entdeckt: »Charaben« (jap. kyaraben oder キャラ弁, eine Abkürzung für »Character Bentō«) nennen sich liebevoll garnierte Lunchpakete für Schul- und Kindergartenkinder, deretwegen manch engagierte japanische Mutter morgens sogar extra früher aufsteht. Meist bilden die kunstvollen Dekorationen beliebte Comic- oder Mangafiguren nach. Eine wahre Meisterin dieser Kunst ist das Flickr-Mitglied luckysundae, deren Kreationen nun sogar in einem Buch zum Thema vertreten sind. Rund 50 Fotos der essbaren Schöpfungen gibt es in ihrer Flickr-Galerie zu bestaunen. Welches Kind will da noch eine Leberwurststulle als Schulbrot?

Charaben_luckysundae

Image: © luckysundae (via flickr)

Zeitreise

Kurzreise nach Regensburg anlässlich der Tage Alter Musik – zwei exquisite Matinéekonzerte standen auf dem Programm: The Baltimore Consort und Piffaro. Fast vierhundert Jahre alte Musik, so frisch und lebendig interpretiert, als wäre sie eben erst komponiert.

Tagsüber machte es das warme Pfingstwetter dann ebenso verlockend wie unausweichlich, zum Zwecke der Flüssigkeitsaufnahme regelmäßig lokale Biergärten aufzusuchen. Sieger der breit gefächerten Verkostung bayerischer Braukunst: das Schwarzbier der Passauer Brauerei Innstadt. Kräftig, malzig, brotig, lecker. Die Brauerei ist seit 1318 aktenkundig, also nochmal 300 Jahre älter als die zuvor gehörte Musik. So macht eine Reise in die Vergangenheit Spaß. Weitere Kandidaten im Biertest waren Andechser Hell, Innstadt Hell, Kneitinger Dunkel, Thurn und Taxis Weißbier und Spital Dunkel. Prost!

Innstadt_Schwarzbier

g-trospektive

Mein Lieblingsbuchstabe ist ja eindeutig das kleine g. Ich finde, kaum ein anderes Zeichen inspiriert zeitgenössische Schriftdesigner zu originelleren und fantasievolleren Details. Und sollte ich die Fonts nennen, deren g-staltungen mir am besten gefallen, hätten die Dänen und Schweden mal wieder die Nase ganz vorn. Leider sind viele der gezeigten Schriften exklusive Corporate Fonts und daher nicht käuflich zu haben, während bei den kommerziellen Schriften die restlichen Glyphen für mein Empfinden nicht immer durchgängig das gleiche formale Niveau halten können. Hier einige g-sellen, die mir besonders g-fallen:

g-nial

Erste Reihe: Corporate Font »Via« der dänischen Bahngesellschaft DSB, Corporate Font des dänischen Apothekerverbandes, Corporate Font der dänischen Supermarktkette Super Brugsen, Corporate Font des dänischen Geldinstituts Danske Bank, Freefont »Kontrapunkt« der gleichnamigen Designagentur aus Kopenhagen, Corporate Font des dänischen Campingplatzbetreibers FDM, »Batory« von der schwedischen Typefoundry T4.

Zweite Reihe: Egon, Linefeed, Mercury, Doradani, Anthology, Veriox, Neo Sans (Corporate Font von Kabel Eins), Magma, Magion, CA Blitzkrieg Pop (alle bei myfonts).