Smoothies: vitaminreiche Flüssigsnacks

Ich hatte es schon einmal beiläufig erwähnt: ich habe mich richtig daran gewöhnt, mein tägliches Frühstück mit einem fruchtigen Smoothie aus dem Kühlregal zu bereichern. Und mittlerweile sind so viele bekannte und neue Hersteller diesem Trend gefolgt, dass die Zahl der Produkte und Geschmacksrichtungen fast täglich wächst. Aber sind wirklich alle Smoothies zu empfehlen? Ich habe in den vergangenen Monaten die Supermärkte durchstreift und viele der angebotenen Obstdrinks probiert. Hier mal eine Bestandsaufnahme und Bewertung der bisher getesteten Sorten:

1. true fruits
Mein bisheriger Favorit. Kaum ein anderes Smoothie ist so samtig-fein püriert, die Früchte sind allesamt frisch verarbeitet, ohne Rückgriff auf Konzentrate und Zusatzstoffe. Es gibt fünf gekonnt komponierte, köstlich-fruchtige Geschmacksrichtungen (yellow, pink, white, purple und orange) und die Glasflaschen sind umweltfreundlich zu entsorgen. Einziger Nachteil: 250 ml kosten ungefähr 2,20 EUR. Aber Qualität hat eben ihren Preis …

2. innocent
Ebenfalls sehr zu empfehlen, besonders wegen der delikaten Fruchtkombinationen – ebenfalls zu 100% aus frischen, unkonzentrierten Früchten ohne jegliche Zusätze. Die Konsistenz ist angenehm, mit kaum merklicher Körnung. Fünf schmackhafte Sorten sind mittlerweile erhältlich (Brombeere-Himbeere-Boysenbeere, Cranberry-Himbeere, Erdbeere-Banane, Mango-Maracuja und Orange-Karotte-Mango), in Großbritannien sind es nicht nur noch einige mehr, es gibt sie dort sogar im 1-l-Tetrapak. Doch obwohl innocent-Käufer sich hierzulande (noch?) mit den kleinen 250-ml-Plastikflaschen zufrieden geben müssen, können auch sie mit beruhigtem Ökogewissen genießen, denn die Fläschchen bestehen immerhin zu 50-100% aus recyceltem Kunststoff. Der Preis pro Flasche liegt bei etwa 1,80 EUR.

3. Fruit Rules
Gleich dahinter auf Platz drei folgt diese delikate Truppe aus fünf frisch zubereiteten Früchtchen, wie zuvor ohne Zusätze und Konzentrate. Die fünf durchgängig verfügbaren Sorten sind Birne-Traube, Ananas-Banane, Erdbeer-Banane, Brombeer-Blaubeer und Mango-Passionsfrucht. Mein Favorit von diesem Hersteller ist jedoch der exquisite, nur für begrenzte Zeit erhältliche »Winter-Smoothie« Pflaume-Zimt. Der Geschmack ist bei allen Sorten sehr gut, die Konsistenz feinsämig-püriert. Fruit Rules Smoothies werden in recycelbaren 250 ml PET-Flaschen zu einem Preis von ca. 2,00 EUR angeboten.

4. Chiquita Smoothies (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Der erste bekanntere Hersteller, dessen Smoothies mich haptisch und sensorisch überzeugt haben (ein bisschen Fachvokabular macht sich immer gut …). Pluspunkt ist auch hier die Rezeptur aus frischen Früchten ohne Konzentrate und Zusatzstoffe, mein persönlicher Minuspunkt sind die im Vergleich relativ wenigen und »langweiligen« Sorten Ananas-Banane, Erdbeer-Banane und Mango-Passionsfrucht. Laut Chiquita-Presseportal gibt es seit Februar mit Himbeer-Granatapfel eine neue Sorte, die ich allerdings noch in keinem der von mir frequentierten Supermärkte entdecken konnte. Preislich liegen Chiquita Smoothies bei ca. 1,80 EUR pro 250 ml, verpackt in einer klaren 250-ml-Kunststoffflasche.

5. Lidl Naturis (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Auch die Discounter mischen beim Smoothie-Trend kräftig mit. Mein Favorit aus diesem Anbietersegment sind die vier »Naturis«-Smoothies von Lidl. Unschlagbar ist vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis: pro 250 ml Plastikflasche bezahlt man gerade mal 0,79 EUR. Nachteil gegenüber den zuvor genannten Konkurrenten: alle enthalten Fruchtsäfte, -pürees und -marke aus Konzentraten, wenn auch ohne weitere Zusätze. Trotzdem merkt man ihnen dies geschmacklich kaum an. Die vier Sorten Mango-Maracuja, Erdbeer-Banane, Himbeer-Pfirsich und Ananas-Banane-Kokos sind fruchtig und lecker, die Konsistenz geht vom cremig-sämigen teilweise schon leicht ins »verdünnt-musige« über. In einigen Vertriebsregionen sind dieselben Sorten offenbar mit dem Label »Fruit King« versehen und in mir regt sich der Verdacht, dass diese Smoothies von einem Dritthersteller mit den vier nahezu identischen Rezepturen, aber in anderer Verpackung und unter anderer Marke, auch für weitere Supermärkte und Discounter produziert werden (z.B. Kaufland). Meiner viertplatzierten Empfehlung steht dies aber hier nicht entgegen. (Edit: Die bei Lidl vertriebenen Smoothies werden inzwischen offenbar nicht mehr aus Konzentraten, sondern aus frischen Zutaten hergestellt. Um so besser!)

Die weiteren getesteten Smoothies auf den folgenden Plätzen bewerte ich nur mit einer Kurzrezension:

6. Mövenpick Frucht-Smoothies (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Sorten: Mango-Maracuja, Blutorange-Apfel, Erdbeer-Guave, Ananas-Mango (ab April neu: Erdbeer-Apfel und Mango-Papaya). Aus Konzentraten ohne weitere Zusätze hergestellt, pro 250 ml Kunststoffflasche ca. 1,10 EUR.

7. Knorr vie (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Sorten: Orange-Banane-Karotte, Banane-Kürbis-Kiwi, Apfel-Karotte-Erdbeere, Ananas-Passionsfrucht-Mais, Pfirsich-Karotte-Kokosnuss (summer edition). Aus Konzentraten ohne weitere Zusätze hergestellt, 3 x 100-ml-Pack ca. 2,00 EUR. Im Vergleich eher dickflüssiger, geschmacklich okay, fragwürdiges Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt.

8. Schwartau Pur-Pur (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Sorten: Erdbeer-Apfel, Mango-Pfirsich, Himbeer-Apfel, für kurze Zeit auch als Frühlings-Smoothie Ananas-Kokos. Aus Konzentraten ohne weitere Zusätze hergestellt. 250 ml Kunststoffflasche ca 1,50 EUR. Für meinen Geschmack zu dickflüssig, geschmacklich okay.

9. Plus Viva Vital Smoothies
Sorten: Mango-Maracuja, Ananas-Banane-Kokos, Himbeer-Pfirsich, Traube-Johannisbeere, Banane-Kirsch, Banane-Birne-Apfel. Aus Konzentraten ohne weitere Zusätze hergestellt. 200 ml Plastikbecher ca. 0,70 EUR. Interessante Sorten, guter Geschmack, die Verpackung mag für den Direktkonsum praktisch sein, zum Eingießen in ein Glas sind die Flaschen der Mitbewerber eindeutig praktischer. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

10. Schwartau Fruit2day (Update: Produkt inzwischen nicht mehr auf dem Markt)
Sorten: Birne-Maracuja, Banane-Ananas, Mango-Pfirsich, Erdbeere-Orange, für kurze Zeit auch als Frühlings-Edition Papaya-Grapefruit. Aus Konzentraten ohne weitere Zusätze hergestellt. 2 x 200 ml Kunststoffflasche im Doppelpack ca. 1,70 EUR. Die in dieser Sorte enthaltenen »knackigen Fruchtstückchen« sind definitiv nichts für meinen Geschmack, ich mag Smoothies lieber smooth.

Und nun testet am besten selbst mal. Prost und Gesundheit!

Jo, da schaugt’s her: Fünf Tage in München

Und weil’s so schön war, nochmal als Alphabet:

A dem Erfindungsreichtum huldigen, dass man aus Aventinus Weizenstarkbier sogar Schnaps brennen kann – und schmackhaften noch dazu

B im Bachmaier Hofbräu letztlich doch vor der deftigen Schmankerlplatte für zwei Personen kapitulieren

C erfreut feststellen, dass es von der Confiserie Coppeneur Schwarzbier jetzt sogar in Schokoladenform gibt. Kaufen.

D von den akkurat beschürzten Damen bei Dallmayr feinste Häppchen fürs Abendbrot erstehen

E nochmal dasselbe wie bei »A« konstatieren, diesmal allerdings mit Enzian

F sich der Tatsache stellen, dass man als Genießer in München auch bei Feinkost Käfer unbedingt mal reinschmecken muss

G im Kaufhaus Oberpollinger der Versuchung erliegen, sich auch, aber nicht nur wegen des Namens eine todschicke G-Star Raw Denim Elwood Heritage Narrow Jeans in Concrete-Wash-Optik zuzulegen

H hoffen, dass die Waage zu Hause die hiesigen kulinarischen Exzesse nicht gar zu hart bestraft

I einen Moment später diesen Gedanken ignorieren

J an der U-Bahn-Station Josephsplatz die täglichen Ausflüge beginnen und beenden

K stilecht vorm Schlafengehen abends noch mit der genialen Schickeria-Soap »Kir Royal« ins München der 80er Jahre zurückblicken

L mit Lufthansa hin- und zurückfliegen

M mit einem Drei-Tages-Ticket des MVV bequem in der Stadt herumkommen

N genießen, dass am frühlingswarmen Samstag zwar schon viele Spaziergänger und Biergartenbesucher, aber noch keine Nackerten den Englischen Garten bevölkern

O beschließen, dass ich München zwar auf jeden Fall wieder, aber nie zusammen mit den Touristenhorden anlässlich des Oktoberfests besuchen werde

P zwischendurch im Pschorr bei einem Dunkelbier neue Kraft zum Rumlaufen schöpfen

Q aus Zeitgründen leider nicht dazu kommen, einen Münchner Eisdielentipp auszuprobieren

R dank des hervorragenden brandneuen Reiseführers von Marco Polo beim Sightseeing, Shoppen und Schlemmen nie die Orientierung verlieren

S sich in einem gemütlichen Appartement in Schwabing einmieten

T im Deutschen Museum einem kleinen Privatkonzert auf einem über 200 Jahre alten Tangentenflügel lauschen

U anhand der noch verbliebenen Kommunalwahlplakate der SPD erstmals bewusst wahrnehmen, dass der Name des alten und neuen Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude lautet

V über den Viktualienmarkt schlendern und in den Auslagen der Marktstände schwelgen

W im Schneider Bräuhaus (ehemals Weißes Brauhaus) ein ebenso schmack- wie gehaltvolles Blut- und Leberwurst-Gröstl mit dem einen oder anderen Weißbier runterspülen

X diesen Buchstaben mit der Tatsache befüllen, dass Xaver ein dem bayerischen Sprachraum entstammender Vorname ist

Y mit leckerem Thai-Essen vom Yum2Take mal eine Pause von der bayerischen Küche einlegen

Z auf der Hin- und Rückreise, gebannt von einem Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur, die Zeit wie im Flug verbringen (haha)

Four wonderful days in London

A im »Argyll Arms« Fish & Chips essen und Cider trinken
B mit British Airways hin- und zurückfliegen
C zu den nächtlich glitzernden Wolkenkratzern in Canary Wharf aufblicken
D sich ein köstlich-malziges Double Stout von der Brauerei Hook Norton einschenken
E den Engländern beim Gebrauch ihrer schönen und ausdrucksvollen Sprache zuhören
F sich den Final Cut von »Blade Runner« auf DVD zulegen
G ganz in Ruhe Geburtstag feiern
H in Harrods Food Hall fürs Abendessen einkaufen
I zum Frühstück gesunde Innocent Fruit Smoothies ins Glas gießen
J mit der Jubilee Line in die Londoner City aufbrechen
K mit dem Kauf einzigartiger internationaler Kaffeesorten im Algerian Coffee Shop liebäugeln
L zum abendlichen Ausklang noch eine Folge Little Britain auf DVD gucken
M im Restaurant Mez ganz hervorragende Türkische Küche serviert bekommen
N zur guten Nacht einen goldenen Schluck Lagavulin oder Oban genießen
O den O₂Dome direkt gegenüber dem Appartement bestaunen
P mit einem Pint Guinness im »Coach and Horses« den Durst stillen
Q sich wundern, dass »Quay« nicht [käi], sondern [kieh] ausgesprochen wird
R statt immer nur Gouda mal den Rohmilchkäse Gorwydd Caerphilly aus Llanddewi Brefi probieren. Für Kenner: wahrscheinlich der einzige Käse im Dorf …
S bei Skechers neue Turnschuhe kaufen
T auf die Themse schauen
U sich in der Rush Hour in die überfüllten Züge der London Underground quetschen
V beim Rückflug direkt hinter Vanessa Redgrave in der Schlange beim Boarding stehen
W bei Waitrose den Appartementkühlschrank mit Delikatessen auffüllen
X zum x-ten Mal versehentlich mit einem Briten zusammenstoßen, der sich daraufhin mit einem »sorry« BEI MIR entschuldigt …
Y in jedem schönen Moment »yes!!!« denken
Z im zavvi Megastore nach CDs und DVDs stöbern

Det is Balin, wa?

Nach langer – eigentlich unbegründeter – Pause regte sich gestern mal wieder der Appetit auf Mexikanische Küche. Eine kurze Netzrecherche und wir erkoren übereinstimmend das Alcatraz (Bundesplatz 6) zum Versuchsobjekt. Und können es nach ausgiebigem Testessen uneingeschränkt weiterempfehlen: Gemütliche Ausstattung, angenehm gedämpftes Licht, nette Atmosphäre, durchweg leckeres Essen und freundliche Bedienung. »Unsere« war ein rustikal temperiertes Berliner Original und sorgte von Anfang an beim Servieren mit launigen Sprüchen für Stimmung.

Schließlich orderte ich abschließend noch ein Hefe im Kleinformat (nulldrei). Und ihr lautstarker Kommentar beim Servieren brachte den Anblick des zierlichen Weizenbierglases dann stimmungsvoll auf den Punkt: »Is det nich süß? Det is doch süß, wa? So wat süßet!«.

Jawoll. Isset.

Mox reveniam.*

Mei oh mei, über drei Monate ohne Eintrag. Tut mir wirklich leid. Nicht, dass in der Zwischenzeit nichts passiert wäre. Im Gegenteil. Aber manchmal sind Ereignisse eben so persönlich, dass sie unveröffentlicht bleiben müssen. Fakt ist: bis jetzt habe ich immer gerne gebloggt. Und ich mache regelmäßig weiter, sowie dem wieder so ist. Bis dahin gibt’s zumindest schon mal ein paar Restaurant-Tipps in Kurzform:

Hamburg:
Ristorante La Strada, Dorotheenstraße 182a – Gemütlicher Italiener im mittleren Preissegment mit fein komponierten Gerichten, z.B. hausgemachter Salsiccia und dem selten kredenzten, aber exorbitant leckeren Fürstenberg Hefeweizen.

Indonesisches Restaurant Fong Hee, Bramfelder Dorfplatz 25 – Das etwas angejahrte, gutbürgerliche Ambiente täuscht: Die vielfältige Speisekarte birgt zahllose Leckereien abseits üblicher Asia-Küche, z.B. frittierte Erdnussplätzchen mit Kaffir-Limettenblättern als Vorspeise.

Argentina House, Bramfelder Chaussee 302 – Kettenfreies Steakhaus mit sehr moderaten Preisen und einwandfreier Qualität. Einziges Manko: in der Beilagenkarte vermissen Liebhaber die Klassiker Potato Wedges und Cole Slaw Salad.

Berlin:
M.A.O.A. Modern Art Of Asia, Leipziger Platz 8 – Genial einfaches Konzept; Für rund 20 EUR gibt’s »all you can eat« vom üppigen Selbstbedienungs-Zutatenbüffet. Einfach eine der leckeren Marinaden auswählen, eine Schale mit einer individuellen Komposition der (rohen!) Köstlichkeiten aus der Auslage füllen und an der offenen Garküche abgeben. Nach wenigen Minuten wird das persönlich kreierte Gericht am Tisch serviert. Und dann einfach von vorn …

* Google knows … 😉

Prag I (Nachtrag)

28. Februar. Zum Geburtstag (morgen) darf ich mich dieses Jahr über das Geschenk einer Kurzreise nach Prag freuen. Was könnte besser geeignet sein, die leichte Melancholie angesichts einer »0« im Lebensalter gleichermaßen zu lindern wie zu kultivieren (ich sage nur: Kafka)? Voll im Einklang mit dem omnipräsenten Thema »Klimaschutz« reisen wir heuer mit dem Zug in die goldene Stadt. 12:39 ab Berlin Gesundbrunnen mit dem EuroCity 177, Fahrtzeit: 4 Stunden 42 Minuten, Endstation: Praha Holesovice, ein Nebenbahnhof ca. 5 km vom Stadtzentrum entfernt. Wie erwartet ist das Aufkommen an Pragreisenden an einem Mittwochmittag sehr übersichtlich und wir haben ein herrlich geräumiges Abteil in dem überraschend neuen und modern ausgestatteten Zug für uns ganz allein.

Die landschaftlich schöne Strecke, u.a. durchs Elbsandsteingebirge, lenkt den Blick immer wieder aus dem Fenster, die Zeit und die Zwischenhalte in Elsterwerda, Dresden-Neustadt, Dresden, Bad Schandau, Schöna, Decin und Usti nad Labem ziehen wie im Flug an uns vorbei (vielleicht auch unterstützt durch die je zwei leckeren Schwarzbiere »Kozel« aus dem nahegelegenen Speisewagen). Leicht verspätet erreichen wir gegen 17:40 den Zielbahnhof, von dem aus direkt eine Etage tiefer die U-Bahn ins Prager Stadtzentrum fährt. Eine Wochenkarte für das Prager Nahverkehrsnetz kostet ganze 280 Kronen (rund 10 EUR), so dass sich dies auch lohnt, obwohl wir nur fünf Tage hier bleiben.

Mit einmal Umsteigen sind wir eine knappe halbe Stunde später am U-Bahnhof Národní trida, fünf Gehminuten von unserem Cityappartement.
Was mich in der Prager Metro immer wieder fasziniert, ist die rasante Geschwindigkeit der Rolltreppen. Phlegmatiker, Senioren und Angsthasen haben hier keine Chance – außer »Augen zu und drauf«. Kein Vergleich mit dem gemütlichen Gleiten heimischer Automatikstiegen in Kaufhäusern und Bahnhöfen.

Erschreckend in ihrer Unauffälligkeit sind in einigen Metrostationen die messingfarbenen Schilder, die die Wasserstände in den U-Bahn-Stationen nach der Jahrhundertflut 2002 markieren. In der Station Malostranska z.B. befindet sich ein solches direkt auf Höhe des Zugangs zur etwa 20 Meter abwärts führenden Rolltreppe. Die Metrostation stand demnach nahezu vollständig unter Wasser. Das Erstaunlichste: nichts sonst deutet darauf hin, alles ist vollständig renoviert und wiederhergestellt.

Unsere kleine, aber feine Unterkunft liegt tatsächlich mitten im Herzen Prags, in einer unglaublich ruhigen, kopfsteingepflasterten Seitenstraße, hoch über den Dächern in der vierten Etage. Der herrliche Ausblick durch die dachschrägen Fenster lässt sich trotz der Abenddämmerung erahnen, hinter den zahllosen Giebeln ragen goldgelb bestrahlt der Veitsdom und das Nationaltheater empor.

Die Frage, was in Prag auf dem Speiseplan steht, stellt sich bestenfalls für Vegetarier. Fleischliebhaber müssen sich lediglich entscheiden, wo sie ihr Mahl einnehmen, denn die typischen Prager Gerichte serviert fast jedes einheimische Restaurant: Ente mit Rotkraut und Knödeln, Rinderlendenbraten mit Preiselbeeren, Schnitzel, Bratwurst und so weiter. Wir entscheiden uns heute für den bekannten Bierkeller U Glaubicu (Malostranske namesti 266) – und werden nicht enttäuscht. Die riesige halbe Ente ist kross und lecker, die fluffigen Knödel eignen sich prima zum Auftunken der würzigen Soße und der Rotkohl schmeckt wie bei Muddi. Vorweg gab’s übrigens eine kräftige Rindfleischsuppe mit Einlage, die tatsächlich sehr hausgemacht schmeckt – keine Spur von Brühwürfelaroma oder Konservenfleisch. Zum Runterspülen natürlich Bier, wozu sind wir in Prag? Die Marke, Velkopopovicky Kozel, kennen wir ja schon aus dem Zug.

Wie gut, dass nach den geschätzten 3000 Kalorien noch ein kleiner Walk zurück zum Appartement angesagt ist. Im kleinen, gemütlichen Wohnzimmer über den engen Gassen der Stadt geht der erste Tag unserer Reise zuende.

Paris III (Nachtrag)

Heute ist Museumstag. Passt gut zum trüben, grauen Wetter. Ohne Regen, immerhin. Nach Frühstück und Netzrecherchen bezüglich Adressen, Öffnungszeiten und Programm machen wir uns auf den Weg. A ins Musikinstrumentenmuseum der Cité de la Musique und B (ich) ins Louvre. Eigentlich interessieren mich eher moderne und zeitgenössische Kunst, aber Größe, Architektur, Bedeutung und Kollektion des Louvre sind schon eine Klasse für sich: Über 300.000 Kunstwerke aus 2.500 Jahren Kunstgeschichte, davon allein 35.000 Gemälde, auf mehr als 60.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Die gläserne Eingangspyramide. Der »Gastauftritt« als Originalschauplatz in der Verfilmung von »The Da Vinci Code«. Die Mona Lisa. Die Venus von Milo. Allez!

Innerlich schon aufs Schlangestehen gefasst, werde ich im Foyer angenehm überrascht. Nach wenigen Minuten bin ich im Besitz eines Tickets und auf dem Weg in die Ausstellungsräume. Ich lasse die gigantischen Säle, Galerien und Flure insgesamt auf mich wirken und schaue nur näher an, was mir auffällt, mich berührt oder mir schlicht gefällt. Nach rund zweieinhalb Stunden habe ich meine Dosis Kultur für diesen Tag absorbiert – und mein persönliches Lieblingsgemälde gekürt: »Magdalena-Bay, vue prise de la presqu’île des tombeaux, au nord du Spitzberg; effet d’aurore boréale« von François Auguste Biard (1789–1882). Eiskalt, blau und grausam schön.

Unsere Wiedervereinigung nach den getrennten Museumsbesuchen begießen wir im Pub »Le Frog and Rosbif« (116, Rue St. Denis) mit einem hausgebrauten Guinness-Imitat namens »Dark de Triomphe«. Schmeckt deutlich besser, als der Kalauer androht.

Der nächste Programmpunkt ist ein kleines Konzert auf einer der größten Kirchenorgeln Frankreichs in der nahegelegenen Kathedrale von St. Eustache. Der Eintritt ist frei, die Musik himmlisch, die Akustik unbezahlbar. Eine kleine Entdeckung am Rande ist ein wunderschön schlichter Seitenaltar, gestaltet von Keith Haring. Wir gehen, den Orgelklang noch im Ohr. Es ist Abend.

Sonntag ist offenbar für viele Pariser Restaurants der obligatorische Ruhetag. Daher stehen wir bei einigen empfohlenen Adressen prompt vor verschlossener Tür und erkunden das Umfeld nach Alternativen. Fündig werden wir im »Pathya« (222, Rue de Championnet), ein einladendes chinesisch-thailändisches Lokal mit einer appetitanregend umfangreichen Karte und überraschend zivilen Preisen. Die Portionen (Reis zum Hauptgericht nur auf Wunsch) sind nicht üppig, aber ausreichend, der Service freundlich und schnell, die bestellten Gerichte sind lecker und aromatisch gewürzt. Dazu ein fruchtig-runder Bordeaux – kann man nichts sagen fürs Geld. Das Dessert folgt heute mit etwas zeitlichem Abstand, eine kleine improvisierte Käseplatte aus dem Kühlschrank unseres Appartements. Dazu Sofa, Wein und Zweisamkeit. Der Ausklang dieses Kurzurlaubs.

Merci et au revoir, Paris!

Paris II (Nachtrag)

Das Schöne an Kurzurlauben ist – finde ich – dass die Zeit so schön langsam vergeht. Ausschlafen bis halb zehn, gemütlich aufstehen, Frühstück machen (Fuck All Inclusive – Selbstverpflegung rules!), ausgiebigst frühstücken, spontan den weiteren Tagesplan schmieden. Keine Hektik. Keine Termine. Kein anderes Bier.

A propos Frühstück – delikate Entdeckung: Ein vor Ort gekauftes Glas vermeintlicher Schwarzkirschkonfitüre entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein speziell zur Kombination mit Schafskäse (sic!) kreierter Fruchtaufstrich. Und rein zufällig haben wir den benannten »Tomme de Brebis« auf dem Tisch. Und probieren. Schafscamembert mit Kirschmarmelade. Klingt ein bisschen nach Notlösung bei Ebbe im Kühlschrank – schmeckt aber sen-sa-tio-nell. Iswahr.

Weiter mit der Tagesplanung: Wir entscheiden uns für einen Stadtbummel mit Zwischenstopp bei zwei der größten Pariser CD-/DVD-Shops FNAC und Virgin Megastore (Update: beide inzwischen geschlossen). Trotz der Riesenauswahl packt mich vor den DVD-Regalen ein wenig die Ernüchterung, weil fast alle Filmtitel auf französisch kaum Ähnlichkeit mit dem Originaltitel haben. So heißt z.B. »Der Weiße Hai« (OT Jaws) auf französisch »Les Dents de la Mer« (Die Zähne des Meeres). Einen bestimmten Film zu finden, ist da eher Glückssache. Da es allerdings ohnehin kaum DVDs mit deutschem Ton oder Untertiteln gibt, beschließe ich: »L’avarice, c’est chaud!« (Geiz ist geil) und kaufe nichts.

Nach einigem Fußmarsch meldet sich Durst. Unser Reiseführer überrascht mit der Information, dass auch hier in Paris ein paar englische Pubs Fuß gefasst haben. Wir kehren ein ins gemütliche »Mc Bride’s« (54, Rue St. Denis) und freuen uns, dass es den Euro gibt. Denn so hat der für je 0,5 l Cider und Guinness anfallende Betrag von 13,50 EUR wenigstens noch einen günstigen Klang.

An einem normalen Nicht-Urlaubs-Samstag wäre es nach all dem jetzt schon mindestens abends halb acht. Da es aber tatsächlich erst kurz nach fünf ist, will ich die legendäre Lebensmitteletage der Galeries Lafayette nun doch einmal mit eigenen Augen sehen. Tja. Warum bloß bin ich lediglich mit Handgepäck hier, ich Idiot? Wenigstens einen leeren kleinen Schrankkoffer hätte ich mitnehmen sollen. Gegen dieses Angebot an Spezereien aus aller Welt kommt selbst das Berliner KaDeWe nur mit Mühe an. Allein die Menge an Senfsorten übertrifft schon die Zahl der mir bekannten Würste. Contenance!

Es gelingt mir, die anbrandenden Appetitwellen auf das nahende Abendbrot umzulenken und wir begeben uns, wieder gemeinsam, ins »Pub Saint Lazare« (10, Rue du Rome). Für nur 34 EUR p.P. wird hier ein dreigängiges Menü inklusive einer halben Flasche Wein angeboten. Die einzelnen Gänge können dabei aus einer ansehnlichen Liste frei zusammengestellt werden. Ich entscheide mich für Entenleberpastete auf Brot an Feigenconfit, Entrecôte mit Roquefortsauce an Grilltomate plus Ofenkartoffel und Crème Brûlée als Dessert. Chapeau! Das komplette Menü begeistert durch feine, raffinierte Details. Das Brot ist herrlich ofenwarm und harmoniert perfekt mit dem kühlen Schmelz der Leberpastete, die Ofenkartoffeln sind mit Walnußöl benetzt und die Grilltomate ist mit einem Spritzer Estragonessig gewürzt. Das Knacken der Karamelkruste auf der samtweichen Crème Brûlée fordert die letzten Kraftreserven. Ein Espresso noch, und dann: Gute Nacht!