Wieder Edinburgh (IV)

Heute ist wieder deutlich mehr Blau am Himmel zu sehen, der Sturm hat sich größtenteils verzogen und die gelegentlichen schüchternen Böen und vereinzelten Sprühregenschauer lassen einen deutlich frischluftlastigeren Stadtbummel zu. Weiterer Anreiz: in Edinburgh sind auch Sonntags die meisten Geschäfte geöffnet. Heute erliege ich beim alteingesessenen Kaufhaus Jenners gleich serienweise meinem Faible für schöne Design-Küchenutensilien (u.a. Pizzarad, Schneidebrett, Kartoffelstampfer).

Für die Konsumstrapazen entschädigen anschließend ein, zwei Guinness im gemütlichen Pub »Milnes of Rose Street« – die einzige gastronomische Neuentdeckung des Tages, denn zum Dinner zieht es uns, wie vorgestern, nochmals ins »A Room in the Town«, das neben hervorragendem Essen auch etliche exzellente Biere anbietet, z.B. das tiefdunkel-malzige »Dark Island« von der Orkney Brewery auf den gleichnamigen schottischen Inseln.

Und zum Abschluss des heutigen Eintrags hier noch ein paar fotografisch dokumentierte, erschütternde Schirmschicksale vom Wegesrand – Opfer des gestrigen Sturms – auf besonderen Wunsch des Users »salamikakao« (Klick aufs Bild für vergrößerte Ansicht).

Schirmleichen

Wieder Edinburgh (II)

Schock am Nachmittag: Das ultimative Edinburgher Schokoladencafé »Plaisir du Chocolat«, beim letzten Besuch Quell unzähliger unnütz genossener Kalorien, wurde geschlossen und durch ein mindergutes Etablissement ersetzt.

Entsetzen gemindert durch Kauf eines 16 Jahre alten Scotch Whisky der Distillery BenRiach mit Chateau-D’Yquem-Premier-Cru-Superior-Sauternes-Finish. Später die Wogen weiter geglättet durch schmackhaftes Abendessen (Birnen-Walnuss-Tarte mit Strathdon-Blue-Cheese und Ingwer-Kreuzkümmel-Relish, Räucherlachs auf Fenchel-Cole-Slaw, Vegetarische Auberginenlasagne und Bio-Rindersteak auf Strathdon-Blue-Cheese-Sauce mit Gemüsepotpourri) im »A Room in the Town«. Jetzt geht’s wieder.

Chocolate Scream

Wieder Edinburgh (I)

Genau zwei Jahre nach dem letzten Aufenthalt steht die altehrwürdige Schottenhauptstadt heuer mal wieder auf dem Kurzreiseprogramm. Mit easyjet ab Berlin-Schönefeld – allerdings machte die Abfertigungsprozedur leider einen unangenehm chaotischen Eindruck: Warum, zum Henker, wird unter den Reisenden vor dem Check-In-Schalter unnötig Panik verbreitet und der zu erreichende Flug laut Display bereits mit »BOARDING« gemeldet, obwohl die Maschine – wie nach atemloser Ankunft am Gate ersichtlich – noch nicht einmal gelandet ist? Merke: Verreisen ist immer ergötzlich, die Reise hingegen leider oft strapaziös.

Die Unterkunft in einem 200 Jahre alten Appartementkomplex bietet stilechtes Ambiente galore, wie das untenstehende fotografische Tableau mit drei Sitzmöbelimpressionen belegt. Nach der Ankunft am späten Nachmittag, Begrüßung durch den Vermieter und kurzer Akklimatisierung bleibt gerade genug Zeit für einen Verpflegungseinkauf (self catering) und dann ist auch schon Zeit fürs Dinner. Die Wahl fällt aus nostalgischer Erinnerung an unseren letzten Besuch auf die Bar/Brasserie Brown’s und wir werden auch diesmal nicht enttäuscht:

  • Duck & Pistachio Terrine with toasted ciabatta and an orange and onion marmalade
  • Crab & Avocado Salad with crème fraîche, a touch of lemon, parsley and chives served with dressed mixed leaves
  • Fish & Chips with tempura battered cod, minted mushy peas and tartar sauce
  • Chicken Sandwich with crisp streaky dry cured smoked bacon, baby spinach, tomato and mayonnaise served with chips

Best Pommes ever – und auch das Bier (Staropramen/Pilsner Urquell vom Fass) war perfekt. Morgen mehr.

Edinburgh Appartement

Man man qi (慢慢吃)

So wünscht man sich »Guten Appetit« auf chinesisch. Und Feinschmecker, die ihre Vorurteile über die authentische chinesische Küche abseits von »Hühnchen süßsauer« ausräumen wollen, begeben sich am besten dorthin, wo dieser Zuruf muttersprachlich über Tellern und Schalen erschallt. Doch was tun, wenn es dem Freundeskreis an gebürtigen Chinesen gebricht, die originalkochkundig und gastfreundlich sind und auch eine Schlemmerflugreise nach China mit Konto und Klimagewissen nicht zu vereinbaren ist?

Ich empfehle als perfekte Alternative einen Besuch des exzellenten Restaurants Ming Dynastie in Berlin, direkt neben der chinesischen Botschaft gelegen. Zur Einstimmung hier ein bewusst exotischer Auszug aus der sehr reichhaltigen Karte:

L4. 香拌肚丝
In Streifen geschnittener Schweinemagen mit Sojasauce
L5. 水晶凤爪
Eingelegte Hühnerfüße
L6. 红油千层耳
Schweine Ohren Sülze mil Chilliöl
L12. 凉拌海蛰
Quallensalat
S11. 贝茸鱼肚羹
Fischblasensuppe mit Venusmuscheln
S13. 什锦海参羹
Seegurkensuppe mit Gemüse
78. 白扒鱼肚
Geschmorter Fischmagen mit weißer Soße
105. 西芹百合
Sellerie mit Lilienblüten
C11. 豆豉牛百叶
Gedämpfte Rinder Pansen mit schwarzen Bohnen

Jetzt heißt es: Mutige nach vorn! Aber auch für zaghaftere Gäste ist der Tisch reich gedeckt: von »Chop Suey« über »Wan Tan« bis »Nasi Goreng« wird genügend Vertrautes serviert. Das freundliche und aufmerksame Personal, in seidene Livree gekleidet, spricht perfekt deutsch – gelegentlich sogar mit leichtem Berliner Akzent. Für Einsteiger sei das wöchentliche chinesische Buffet freitags und samstags abends empfohlen, hier kann man auch Ungewohnteres in kleinen Mengen probieren und sich so langsam an neue Geschmacksreize heranwagen. Ich selbst bin nach rund zehn köstlichen Besuchen immerhin bei »L4« angekommen – und kann es nur empfehlen.

Backyard Chicken
Foto: © morgueFile.com

So lange noch Sommer ist

Hier schnell noch ein Eisdielen-Tipp aus Berlin, ehe viele der Schleckoasen zum Überwintern schließen und temporär Teeläden, 99-Cent-Paradiese und Ähnliches die Ladenräume der kühlen Glücksbringer übernehmen. Vom hellblau-goldenen Mosaik über dem schmalen Eingangsbereich des Cuffaro in der Kollwitzstraße 66 (Prenzlauer Berg) schauen kleine Putten herab auf die Schlange der Eisliebhaber, die zumeist vor dem Tresen ansteht. Rund ein Dutzend hausgemachte Sorten hat der original italienische Gelatiere im Programm, nicht zu süß und nicht zu üppig, das Fruchteis frisch-säuerlich, das Milcheis cremig-sahnig und mit 70 Cent pro Kugel geradezu preiswert. Probiertipps: Joghurt pur, Himbeer und Biscotto.

Eiscafé Cuffaro

Dinner bei Sarah (Nachtrag)

Schön, dass es im Zeitalter des Internet so was wie das Regenradar gibt. Anderenfalls hätte uns das unentschlossen verhangene Wetter bestimmt davon abgehalten, am Sonnabend in Berlin das Dinner draußen einzunehmen. So jedoch war die Zugbahn des Regens klar abzusehen und weit genug weg, um im Restaurant Sarah Wiener am Hamburger Bahnhof einen der schönen Außenplätze am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal einzunehmen.

Auf der wöchentlich wechselnden Karte: wie immer eine kleine aber feine Auswahl an Suppen, Salaten, Fisch-, Fleisch- und vegetarischen Gerichten. Meine Entscheidung fiel diesmal auf Entenlebermousse mit gegrilltem Aalfilet an frischem Salat mit Holundervinaigrette und Lachsforellenfilet auf der Haut gebraten mit Sepiagnocchi und Karotten.

Die zunächst etwas gewagt erscheinende Kombination von Geflügelleber und Fisch erwies sich als überraschend harmonisch. Der leicht angebräunte Aal bildete einen zarten Kontrast ohne allzuviel Fischgeschmack zu der geradezu wolkig-fluffigen, milden Mousse und der tragende, knusprig-dünne Gebäckboden des Arrangements fügte dem Spiel der Aromen noch einen frechen Hauch Zimt hinzu. Zusammen mit dem frischen Salatbukett und der wildfruchtigen Holundervinaigrette eine absolut gelungene Vorspeise.

Die Lachsforellenfilets auf knuspriger Haut waren auf den Punkt gegart und die Karotten bildeten mit milder Würzung und angenehmem Biss das ideale Bindeglied zu den zarten Sepiagnocchi und der leichten, mit Safran gewürzten Sauce. Insgesamt weniger Avantgarde und mehr Klassik als der Gang zuvor, aber geschmacklich durchaus auf gleichem Niveau.

Während die Dame des Hauses also offenbar in Hamburg bei der Eat’n’Style Foodmesse das Publikum live bekochte, konnte man sich guten Gewissens der Kompetenz und Obhut der zurückgelassenen Küchen- und Servicekräfte überlassen. Sarah Wieners Restaurant am Hamburger Bahnhof bleibt weiterhin für mich eine der empfehlenswertesten kulinarischen Adressen in Berlin, die ich kenne.

Sarah Wiener Vorspeise
Sarah Wiener Hauptgang

So schmeckt Skandinavien

Das Erkunden lokaler Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte gehört für mich seit je her zu den interessantesten Kulturstudien im Urlaub. Denn wie könnte man die einheimischen Gastgeber besser kennenlernen, als beim Entdecken und Probieren dessen, was sie Neues und Unbekanntes essen oder zum Kauf anbieten? Und da wir bei unserem zweiwöchigen Schweden- und Dänemark-Urlaub durchweg als Selbstverpfleger in Ferienhäusern logieren und zwei leidenschaftliche Hobbyköche zur Urlaubsmannschaft zählen, sind regelmäßige Einkaufstouren ein Muss. Hier kommen ein paar Tipps und Entdeckungen für genussfreudige Skandinavienfans:

Frühstück
Freunden herzhafter Brotbeläge schmecken die schwedischen Kavli-Schmelzkäse mit Pfifferlingen oder Krabben ebenso gut wie die streichbaren, ofengebackenen schwedischen Leberpasteten, z.B. mit Äpfeln oder Pilzen. Eine ebenso köstliche Käseentdeckung, nicht nur aufs Frühstücksbrötchen, ist der pikante, leicht krümelige Västerbottenost, der sich gerieben auch zum Kochen und Überbacken hervorragend eignet. Und als Smoothiefan komme ich nicht umhin, das fruchtige Sortiment der Marke Brämhults (auf der Website zu finden unter Original > Smoothies) zu empfehlen, das mich mit seinen interessanten Geschmackskompositionen ebenfalls überzeugt hat.

Abendessen
Da die Pilzsaison in vollem Gange ist, stehen die leckeren Waldbewohner ganz vorn auf dem Speiseplan. Dazu passt eine Pfanne mit geschnetzeltem Ren- oder Elchfleisch von Polarica (aus der Tiefkühltruhe). Das schmeckt und schont durch die selbstgesammelte Beilage noch dazu die Urlaubskasse. Als Vorspeise sind die delikaten Fischzubereitungen aus den umliegenden Räuchereien und Fischgeschäften unübertroffen, begleitet von fluffig-weichem Polarbröd, knusprigem Tunnbröd oder Vilmas Knäcke Sticks (eine köstlich-krosse Brotentdeckung aus Schweden mit tollen Sorten, z.B. Rosmarin oder Mohn-Sesam). Und wer auf Bornholm Urlaub macht, ohne die herrlichen Biere des Svaneke Bryghus zu kosten – allen voran die Sorten Stout, Double Brown Ale und Mørk Guld –, der war eigentlich gar nicht wirklich hier.

Selber kochen
Ein bisschen vom Urlaubstaschengeld lege ich immer zur Seite, um mir einen kleinen Vorrat haltbarer, nur hier erhältlicher Kochzutaten zuzulegen, die auch die heimische Küche bereichern.

Zwar nicht typisch skandinavisch, aber auf jeden Fall
zum Export zu empfehlen sind die Bouillonpulver der Firma Oskar in acht schmackhaften Sorten (Huhn, Rind, Kalb, Lamm, Schwein, Ente, Wild und Gemüse), die ich als Grundlage für viele Rezepte verwende. Zum Würzen empfiehlt sich die faszinierende Palette an Kräutern, Gewürzen und Würzmischungen von Santa Maria. Die »Kebab«-Gewürzmischung z.B. ist das Beste, was ich zum Marinieren und Selberbrutzeln von Gyros-Pfannengeschnetzeltem kenne. Die ansprechenden Verpackungen und exotischen Gewürzkompositionen machen diese Produkte aber auch zu einem schönen Mitbringsel für daheimgebliebene befreundete Hobbyköche.

Für weitere kulinarische Erkundungen auf Bornholm empfiehlt sich das lokale Internetportal gaarden mit vielen weiteren Adressen und Empfehlungen rund ums Schlemmen und Genießen.

Skandinavienleckereien