Kategorie: Außer Haus

Unterwegs in Stadt und Land, im Urlaub und auf Reisen

Paris I (Nachtrag)

Eigentlich ist heute nochmal Weihnachten. Denn eins meiner Geschenke hatte ich zwar schon ausgepackt, aber erst heute wurde es »freigeschaltet«: eine Wochenendreise nach Paris. In mäßigem, aber nicht transfergefährdendem Schneetreiben geht es nach leicht vorgezogenem Feierabend Richtung Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel. Kompakt betascht, nur mit Handgepäck, sitze ich schon wenig später eingecheckt am Gate. Geht alles so schnell: Boarding, Takeoff, ein kurzes Nickerchen mit Musik im Ohr, Landeanflug, Bustransfer zum Airportbahnhof – und schon kurz darauf werde ich mitten in der Stadt am Gare du Nord liebstens in Empfang genommen. In ähnlich rasantem Tempo verschwindet der vorangegangene Arbeitstag hinter mir. Ich bin in Paris. Wir sind in Paris.

Die Unterkunft, eine geräumige, mondän eingerichtete Stadtwohnung, liegt keine 3 Gehminuten vom Bahnhof Gare du Nord entfernt. Reinkommen und sich Zuhause fühlen sind eins. Nicht zuletzt, weil der Tisch schon gedeckt ist: mit einem köstlichen Sortiment orientalischer und asiatischer Zubereitungen aus den Schlemmervitrinen der Galeries Lafayette Gourmet. Darum auch Schluss jetzt. Mit vollem Mund bloggt man nicht.

Eh gleich emmzehquadrat

Auch wenn es allen Gesetzen der Physik widerspricht: der Wirkungsgrad des unscheinbaren eisernen Kaminofens im Ferienhaus unserer kleinen Reisegruppe muss sich nahe der Hundert-Prozent-Marke bewegen. Die wohldosiert eingelegten handelsüblichen Holzbriketts zerstrahlt er unter orangerotem Fauchen zu reiner Energie. Einstein wäre stolz auf uns. Der Nachteil: Nur gelegentliches Stoßlüften erlaubt eine lindernde Regulierung der Raumtemperatur. Ein Infrarot-Thermobild des Hauses sähe vermutlich so aus:

Thermobild

Strandgedanken

Die nachmittäglichen Spaziergänge an Heiligabend oder den nachfolgenden Tagen gehören für mich oft zu den besinnlichsten Momenten des Festes. Gestern, am ersten Weihnachtsfeiertag führte unser kleiner Wanderweg an der Nordostküste Seelands in der einsetzenden Dämmerung vorbei an einem kleinen, noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm. Bestimmt hat er seine Bedeutung für die lokale Schiffahrt längst verloren und ist im Zeitalter von GPS und Radar kaum mehr als ein romantisches Monument für Touristen und Einwohner.

Ich beobachtete einen Moment lang im Zwielicht den bedächtig rotierenden Lichtstrahl und fragte mich, welchen Schiffen, welchen Menschen er Rettung, Hilfe und Wegweiser war. Ob es bei Sturm geschah, bei Nebel, in tiefer Nacht oder abseits des Meeres, allein durch die Kraft seiner Symbolik.

Bald verblassen die Höhen und Tiefen des vergangenen Jahres im milden Dunst der Erinnerung. Neujahr voraus! Kurs setzen. Den Blick schärfen. Für das Licht, das die Richtung vorgibt. Ahoi.

Leuchtturm

Doof sein. Glück haben. (Nachtrag)

Sich mit viertelvollem Tank auf den Weg von Hamburg nach Hannover aufmachen. Denken »Tankstellen gibt’s ja an der Autobahn alle paar Kilometer«. Beim vorletzten Balken der Füllstandsanzeige noch eine Tankstelle links liegen lassen, weil sie etwas umständlich erreichbar abseits der Autobahn auf einem Autohof liegt. Sich wundern, dass die Tankanzeige dann doch so plötzlich auf ‘Reserve’ wechselt. Die Autobahn bei der nächsten Ausfahrt verlassen in der Annahme, dass jede beschilderungswürdige Siedlung eine Tankstelle beherbergt. Nach weiteren 2 km im schweigenden Dunkel der wohnhausgesäumten Dorfstraßen feststellen, dass dies augenscheinlich ein Trugschluss war. Nacheinander an den Wegweisern sämtlicher Ortsausgänge erkennen, dass frühestens nach weiteren 12 km Fahrstrecke ein gewerblicher Kraftstoffverkauf zu erwarten ist. Sich im roten Licht der Tankwarnleuchte der eigenen Doofheit bewusst werden. Synonyme für ‘Provinz’ murmelnd (Pampa, Wüstenei, Ödnis, Diaspora, Wallachei, Jottwehdeh) nach praktikablen Alternativen suchen. An einer winzigen Gaststätte beschließen, sich vor Betreibern und/oder Gästen mit der Frage nach einem Reservekanister zu blamieren. Bei der Wirtin beginnen. Daraufhin von ihr mit schnellem Griff aus der Abstellkammer hinter der bratdunstigen Brutzelküche einen randvollen Fünfliterkanister Super bleifrei überreicht bekommen. Verdutzt den genannten (okayen) Preis zahlen und auf dem Parkplatz den kostbaren Inhalt mit gierigem Gluckern in das dürstende Gefährt kippen. Wieder auf die Autobahn fahren und das Wiedereinfädeln aufatmend als Rückkehr in die Zivilisation empfinden. Lächerliche 5 km nach der Wiederauffahrt vom Neonleuchten einer großen Tankraststätte verhöhnt werden. Heiser auflachen, abfahren und den Tank bis zum Anschlag wieder auffüllen.

Tankanzeige