Filmriss

Mittagspausengespräch mit einem Kollegen über jüngst gesehene Filme:

»Wir hatten uns ja neulich auch einen Film auf DVD ausgeliehen, der war richtig gut. Mit dieser blonden Schauspielerin …«
»Welche?«
»Die kennst du auch. Na, diese blonde. Die hat doch die Hauptrolle gespielt in … na!«
»Jünger oder älter?«
»So mittel. Ich seh die so gern. Die spielt gut.«
»Erzähl doch mal, worum’s ging. Vielleicht fällt’s dir dann ein.«
»Mulholland Drive war’s! Die Blonde!«
»Naomi Watts.«
»Ja, genau. Der war jedenfalls gut.«
»War das der Film, wo es um diesen Verkehrsunfall ging?«
»Ja, genau. Und Sean Penn spielte die männliche Hauptrolle.«
»Nee, das war doch Jude Law.«
»Nein, nicht Jude Law. Sean Penn … oder?«
»Quatsch. Ewan McGregor.«
»Jedenfalls war der gut. Spannend. Wie hieß der nochmal …? Mann …«
»Alles in so kühlen Farben gedreht … und so’n bisschen übersinnlich?«
»Ja, genau.«
»Ja, den hab ich auch gesehen, stimmt, der war gut. Ist schon etwas älter, nicht?«
»Genau … und Sean Penn spielt doch diesen Typ, der diese Herztransplantation hatte …«
»Herztransplantation … ???«

Wir hatten beide recht. Aber verschiedene Filme gesehen.
21 Gramm und Stay. Beide gut. Und auf dem Weg zum DVD-Verleih kann man noch super in der Apotheke reinschauen und sich eine Palette Gingium oder Voltax holen.

Brain
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Frühstücksgedanken

In Zeiten der allgemeinen Vertipptastung und Touchscreenisierung des Alltags ist ein Toaster ein angenehm analoger Fels in der digitalen Brandung: Man steckt eine Brotscheibe in einen offen zugänglichen Schlitz, stellt an einem Drehregler stufenlos den Bräunungsgrad ein, drückt einen Hebel herunter, der dann hörbar einrastet und nach einer unbestimmten Zeit wird der geröstete Toast mit einem energischen Federimpuls ausgeworfen.

Kein Brotschlitten, der auf Sensorberührung lautlos aus dem Toastergehäuse gleitet und auf den man in eine brotförmige Vertiefung die Scheibe einlegen muss. Kein Qualm, der bei Fehlfunktion aus den Randfugen des Brotschlittens quillt, während man verzweifelt um Fehlerbehebung bemüht auf Tipptasten trommelt. Kein Display, das dir kaltpixelig einen »Bread Size Error 273« oder einen »Crumble Overflow« entgegenhöhnt. Nur nackte, archaische Mechanik und simple, durchschaubare Elektrik.

Mein Toaster ist mein Freund.

Toaster
Foto: © formschub

Zeichen und wundern

Kaum ein Jahr nach dem letzten Besuch stand Prag einmal mehr auf meiner Kurzreiseagenda. Und obwohl das Wetter auch dort nicht wirklich zu genussvollen Spaziergängen einlud, stromerte ich mit der Kamera einen Nachmittag lang durch die Straßen. Anders als bei den letzten Städtereisen stachen mir allerdings diesmal nicht typo-, sondern piktographische Fundstücke ins Auge. Lokale, seltene, kuriose und/oder selbstgemachte Bildzeichen, die mehr oder weniger klar zum Tun oder Lassen von irgendwas auffordern. Von was genau, ist bei so viel Kreativität eigentlich Nebensache.

Prag Piktogramme
Fotos: © formschub

Diätschlager

»Und wie funktioniert das genau mit dem Abnehmen bei Ihnen?« – »Ganz einfach: niemand muss beim Essen mehr umständlich Punkte zählen. Wenn unsere Mitarbeiter feststellen, dass Ihr Gewicht sich nicht reduziert, setzt es Ohrfeigen.«

Weight Watschers
(Gesehen im Feinkostmarkt bei Karstadt in der Hamburger Mönckebergstraße)

Duftschutzbunker

In dem schwedischen Nahverkehrszug, mit dem wir vorgestern eine Städtetour nach Helsingborg unternahmen, gab es spezielle Abteile für feinfühlige Reisende sowie Liebhaber sensorischer Dezenz und einer Aversion gegen Körpergeruchsterrorismus, in denen Lärm, Handytelefonate, Rauchen und »Starke Düfte« unerwünscht sind. Hallo, HVV, BVG! – Wär das nicht was für Euch?

Starka Dofter