Kategorie: Von der Tageskarte

Kaum passiert, schon gebloggt

Minst 10 skäl att resa till Sverige (4)

#04 Das schwedische Gespür für gutes Design

Dass man bei dem großen schwedischen Einrichtungskonzern mit vier Buchstaben oft allerhand Möbel und Wohnaccessoires entdecken kann, die ebenso schlicht und schön wie praktisch gestaltet sind, muss ich wohl nicht erwähnen. Doch auch abseits des blaugelben Platzhirschen (oder Platzelchs) entdecke ich in Schweden seit jeher immer wieder famose Designideen, sei es auf dem Gebiet des Grafikdesigns bei Logos, Verpackungen, Plakaten oder Broschüren oder in puncto Produktdesign.

Beim gestrigen Tagesausflug in die nahegelegene malerische Hafenstadt Karlskrona gab es wieder so einen Moment: an mehreren Bauzäunen, hinter denen gerade neue Büro- und/oder Wohnhäuser entstanden, prangte das auffällige (neue) grau-gelbe Logo des Bauunternehmens JSB, das seit März 2020 im Einsatz ist und das mich sofort begeisterte. Das neue Design entstand in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Giv Akt aus Malmö.

Was ist nun so toll an diesem vermeintlich simplen Drei-Buchstaben-Logo einer Hausbaufirma? Das entdeckt man erst auf den zweiten Blick: in dem eigenwillig gestalteten B versteckt sich in der unteren »Punze« (dem »Loch« im Bauch des Buchstabens) die Silhouette eines Hauses. Das ist Logodesign, wie ich es liebe – intelligent, ästhetisch, schlicht, auf den Punkt gebracht, merkfähig – und irgendwie typisch schwedisch.

Image/Logo: © JSB Construction AB

Minst 10 skäl att resa till Sverige (3)

#03 Die vielen Seen

Kurz nach dem Verlassen der Autofähre im Hafen Göteborgs, während der Weiterfahrt Richtung Karlskrona, sagte ich noch bei der ersten Sichtung eines Sees am Wegesrand »Oh, guck mal – ein See!«. Ebenso beim nächsten und übernächsten. Danach wurde es dann müßig, denn wir fuhren alle Naselang an einem weiteren See vorüber – kleine Seen, große Seen, von Wald gesäumt, inmitten von Wiesen, mit großen Granitfindlingen am Ufer, mit Schilfgürtel, mit flachem sandigem Strand, klare Seen, trübgraugrüne Seen … Seen, Seen, Seen.

Will man die Anzahl der schwedischen Seen benennen, muss man zunächst definieren, ab welcher Fläche ein Gewässer als »See« gezählt werden soll. Nach wissenschaftlichen Schätzungen gibt es in Schweden 95.795 Gewässer mit einer Fläche von mehr als einem Hektar (10.000 m²). Lässt man alles bis 1.000 m² gelten, sind es sogar rund 227.000 Seen und bei einer Fläche von mindestens 100 m² kommt man auf beeindruckende ~520.000 Seen, obwohl dafür »Teich« vielleicht passender wäre.

Der mit rund 5.500 km² oder 772.983 Fußballfeldern größte schwedische See (und der größte in der EU) ist der Vänern, nordöstlich von Göteborg. Es folgen der Vättern bei Jänköping und der durch etliche Buchten und Inseln zerklüftete Mälaren bei Stockholm. Alle weiteren Seen in Schweden haben »nur noch« eine Fläche mit dreistelligen Quadratkilometern. Aber, wie es so schön heißt: es kommt nicht auf die Größe an. Ich habe schon mehrmals wunderschöne Wochen am Rottnensee (mit popeligen 32,5 km²) verbracht und der traumhaft schöne, einsame Waldsee, auf den ich dieses Jahr aus dem Ferienhaus blicke, hat auf Google Maps nicht einmal einen Namen.

Der Rottnensee bei Ormeshaga

Foto: © formschub

Minst 10 skäl att resa till Sverige (2)

#02 Die typischen rot-weißen Holzhäuser

Heute Nachmittag, mitten im Wald …

Sie gehören zu Schweden wie Schären, Elche und Köttbullar: die gemütlichen, rot-weißen Holzhäuser, die man von der Straße aus am Wegesrand, in fast jeder kleinen Ortschaft, oder auch einsam gelegen mitten im Wald, vorfindet. Ihr kräftiger, braunroter Anstrich kontrastiert wunderschön mit dem umgebenden Grün von Moos, Bäumen und Gras und mit den strahlend weißen Flächen der Sprossenfenster, Türen und Eckbalken.

Die schöne Farbe, so ist zu lesen, war anfangs eher ein pragmatischer Brauch: sie schützte das Holz der Hausfassaden vor Verwitterung und erinnerte an das Ziegelrot der Backsteinhäuser reicher Europäer, wie sie sich die meisten ärmeren Schweden damals nicht leisten, sich ihnen aber so immerhin optisch annähern konnten. Das Pigment entstand als Abfallprodukt beim Abbau von Kupfer in einer großen traditionsreichen Mine nahe der schwedischen Stadt Falun und trägt daher den Namen Faluröd oder Falu rödfärg. Zur Geschichte der Kupfermine und dem tiefroten Farbpigment, das bis heute weiterhin hergestellt wird, kann man im Netz noch etliches Wissenswerte und Interessante nachlesen – oder man lässt den hübschen Anblick der hölzernen warmroten Häuser einfach so auf sich wirken.

Foto: © formschub

Minst 10 skäl att resa till Sverige (1)*

* Wenigstens 10 Gründe, nach Schweden zu reisen

Endlich Sommerurlaub! Lange »vor Corona« schon waren Reise und Unterkunft gebucht, noch bis vor wenigen Wochen schwebte der Stornofinger bang und bebend über der Maustaste, als schließlich sowohl das Auswärtige Amt als auch das RKI unser Reiseziel Schweden von der Liste der Risikogebiete entfernten. Uff!

Den Umgang der Schweden mit der Corona-Pandemie lasse ich hier mal unkommentiert, er war und ist außerhalb und innerhalb des Landes vielfach umstritten, hat nachweislich etliche Todesopfer, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen gefordert und selbst Schwedens »Chef-Epidemiologe« Anders Tegnell räumt ein, im Nachhinein hätte er einiges anders handhaben lassen.

Was mir jedoch während der ersten Einkaufsstopps in Geschäften und Supermärkten in Göteborg und Växjö auf dem Weg zu unserem Ferienhaus auffiel, war – im Gegensatz zu Deutschland – zweierlei. Erstens: die Menschen trugen zu 90–95% keine Masken. Zweitens: sie achten individuell sehr gewissenhaft auf Abstand, das weiträumige und deutliche einander-Ausweichen bei Begegnungen im Ladeninneren gehört bei den Schweden offenbar inzwischen konsequent zur »fest verdrahteten« Alltagsroutine – und es scheint wirksam zu sein.

Ungeachtet dessen freue ich mich sehr, wieder einmal in Schweden zu »urlauben« und möchte in Anlehnung an eine Serie früherer Blogbeiträge zu einem anderen meiner Lieblingsurlaubsländer eine solche kleine Sammlung mit Anreizen, diesmal für eine Reise nach Schweden, fortführen. Los geht’s!

#01 Der Wald

23 Millionen Hektar, mehr als die Hälfte (57%) der gesamten Landfläche Schwedens, sind mit Wald bedeckt. Dies entspricht der Oberfläche gesamt Großbritanniens (Link zur Quelle). Man merkt es auf nahezu jeder Autofahrt: links und rechts der Fahrbahn Wald, Wald, Wald. Die Schweden lieben die Natur und den Wald, sie sind ein Volk der Pilz- und Beerensammler, sie pflegen seit jeher das »Jedermannsrecht« (Allemansrätten), welches allen Menschen erlaubt, sich überall ungestört in der schwedischen Natur aufzuhalten, solange der Ort so verlassen wird, wie er vorgefunden wurde und etliche Schweden besitzen selbst ein Wochenend- oder Ferienhäuschen im Grünen. Die Bevölkerungsdichte in Schweden ist mit 23 Einwohnern pro km² rund zehnmal so niedrig wie in Deutschland (2016: 236 Einwohner/km²), in Nordschweden leben sogar im Schnitt nur rund drei Menschen auf einem Quadratkilometer. Wer Ruhe und wohltuende Einsamkeit sucht, ist hier also genau richtig – und im Wald ist die gleich nochmal so erholsam.

Elche schauen dich an (Video-Screenshot, 2017)

Foto: © formschub

Und Sie sind …?

Die Firma Knorr hat eine Paprikasauce umbenannt.

Raider heißt jetzt Twix. Audi hieß mal Horch und an etlichen Autos von Chevrolet prangte früher das Logo von GM Daewoo. Aus Viag Interkom wurde O₂ und Kraft hieß plötzlich Mondelēz. Das Happy Meal war früher die Juniortüte und der Filet-O-Fish hieß mal Fishmäc. Statt mit Fairy Ultra spülte man bis 2003 mit Dawn. Aus Mannesmann D2 wurde Vodafone. Die KarstadtQuelle AG benannte sich um in Arcandor. Bevor sie Targobank hieß, war das Finanzinstitut die Citibank und davor die KKB. Kennt Ihr Euronics? Die hießen davor mal Red Zac und die Handelsgesellschaft Bild + Ton wurde zu expert. Bis 2009 sendete Sky als Premiere, die einstigen UCAR-Batterien nennen sich heute Energizer. Statt Capri-Sonne trinkt man jetzt Capri-Sun. Die Aktion Sorgenkind wurde zur Aktion Mensch. Statt der Flughafen Frankfurt/Main AG (FAG) betreibt heute die Fraport AG den Frankfurter Flughafen (und weitere). Bevor Shell viele DEA-Tankstellen übernahm und umbenannte, hießen sie Texaco. Nissan hieß bis 1983 Datsun. Federal Express wurde 1994 in FedEx umbenannt. Aus der Fusion von Goldstar und Lucky wurde LG Electronics. Die EC-Karte heißt inzwischen girocard, die Jobsuchenden vermittelt die Agentur für Arbeit statt des Arbeitsamtes und auf dem gelben Lieferwagen des Paketboten steht nicht mehr Deutsche Post, sondern DHL. Selbst Amazon hieß anfangs Cadabra (die ursprüngliche Namensidee lautete Relentless) und eBay nannte sich AuctionWeb. Aus openBC wurde XING und aus der Ruhrkohle AG das Unternehmen Evonik. Confinity und X.com verschmolzen zu PayPal, Konica und Minolta zu Konica Micolta und Exxon und Mobil Oil zu ExxonMobil. Die Energiekonzerne Viag und Veba heißen seit ihrem Zusammenschluss E.ON, die Versorgungsunternehmen Bewag, HEW, VEAG und LAUBAG gingen in Vattenfall auf. Statt mit Friendscout24 datet man jetzt mit Lovescout24. Philip Morris heißt heute Altria und aus iesy, ish und Tele Columbus West wurde Unitymedia, aber auch das ging Februar 2020 in Vodafone über. Aus naheliegenden Gründen benannte sich der britische Autohersteller SS (für Swallow Sidecars) nach dem zweiten Weltkrieg in Jaguar um. Die Supermärkte und Discounter Plus, miniMAL, Tengelmann, extra, HL-Markt, toom und Kaiser’s wurden von anderen Ketten übernommen und heißen nun Rewe, Edeka, real,–, Kaufland, Netto oder Penny. Ebenso wurden Lieferheld, pizza.de und Foodora (früher Volo GmbH) von Lieferando geschluckt und Hertie bzw. Horten gingen in Karstadt und Kaufhof auf, die später ihrerseits fusionierten. Es gab eine Zeit, da flog man mit Condor statt mit Thomas Cook und trainierte mit Blue Ribbon Sports anstatt mit Nike. Dunkin’ Donuts wurde zu Dunkin’ und Multitech zu Acer. Weight Watchers verkürzte sich zu WW, Sky peer-to-peer zu Skype und Kentucky Fried Chicken zu KFC. Man glaubt es nicht, aber Google startete mit dem Namen BackRub, Subway als Pete’s Super Submarines, Pepsi-Cola als Brad’s Drink und Yahoo (inzwischen Altaba) als Jerry and David’s Guide to the World Wide Web. Ebenfalls ein Schritt in Richtung Einfachheit war die Umbenennung des Unternehmens Tōkyō Tsūshin Kōgyō in Sony. Aus Research in Motion wurde 2013 Blackberry und aus Phoenix zuerst Firebird und schließlich Mozilla Firefox. Die einstige Computing Tabulating Recording Company nennt sich seit 1924 einfach IBM und aus Quantum Computer Services wurde AOL. In ihren Anfangszeiten hieß die Firma Electronic Arts (EA) zunächst Amazin’ Software und Acer Peripherals wechselte zum Namen BenQ. Aus Ideal Radio entstand Blaupunkt. Die Band Joy Division änderte nach dem Tod eines Bandmitglieds ihren Namen zu New Order. Auch das Museum für Völkerkunde Hamburg wurde umbenannt – in Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK). Ratet mal, wie Instagram vor seinem jetzigen Namen hieß: Burbn! Andersen Consulting mutierte zu Accenture. Wegen Verwechslungsgefahr switchte die World Wrestling Federation vom Kürzel WWF zu WWE (World Wrestling Entertainment). Kennt Ihr noch Arcor oder e-plus? Weg sind sie, aufgegangen in anderen Providern. Aus der Firmenhochzeit von Hoechst mit den beiden Pharmaunternehmen Marion Merell Dow und Roussel Uclaf wurde der Konzern Aventis. Der Elektronikkonzern Thomson kaufte die Unternehmen Racal und Signaal und nannte sich anschließend Thales. Statt Bonitos und Treets knabbert man seit 1987 M&M’s. Der Sänger und Songwriter Cat Stevens nennt sich inzwischen Yusuf, Jay Z möchte jetzt JAY-Z sein und Prince wechselte zwischendurch zu Ƭ̵̬̊ TAFKAP aka The Artist Formerly Known As Prince und später wieder zurück zu Prince. Außerdem heißt ein populäres Softwarepaket statt Office 365 neuerdings Microsoft 365.

Also bitte.


(Falls Ihr noch mehr Beispiele habt, her damit!)

Foto: © formschub

Relax!

Auf der Suche nach Themen für einen neuen Blogbeitrag erhielt ich auf Nachfrage bei Twitter gleich mehrere inspirierende Anregungen in Form von Fragen von Frau @fragmente. Eine davon möchte ich sogleich aufgreifen:

Was entspannt dich am besten?

»Hvis du tænker positivt hver eneste dag, arbejder hårdt, stræber efter at blive den bedste udgave af dig selv, omgiver dig med inspirerende mennesker og aldrig giver op, så er der ingen grænser for, hvor udmattet du kan blive.«

(»Wenn du jeden Tag positiv denkst, hart arbeitest, danach strebst, die beste Version deiner selbst zu sein, die Gesellschaft inspirierender Menschen suchst und niemals aufgibst, dann gibt es keine Grenzen, wie erschöpft du sein kannst.«)

(Svend Brinkmann, Professor für Psychologie an der Universität Aalborg)

Nicht mein Tag. Wecker überhört, im Bad fällt alles mögliche runter, die Lieblingshose hat ein Loch. Teetasse umgekippt. Auf dem Rad durch einen distanzlosen Autofahrer ins Schlingern geraten. Der Kunde findet den knapp kalkulierten Kostenvoranschlag für seine Broschüre zu hoch. Die Rechtsschutzversicherung und die BahnCard-Abteilung der DB möchten gleichzeitig ihr Geld. »Alles anzünden« ist ein intuitives Verlangen, aber leider keine Lösung, ebenso wie andere gewalttätige Fantasien. Angemessen lautes Schreien riefe die Polizei auf den Plan. Was also tun? Bleibt nur noch: Entspannen.

Aber wie? Es gibt Entspannungsreisen, Entspannungskurse, Entspannungsbadezusätze, Entspannungstees, gedruckte Entspannungsratgeber, Yogavereine, Meditationsgruppen, Audiobücher für autogenes Training, Entspannungs-Apps, Antistress-Kochbücher, Relax-Floating-Studios, Wellness-Oasen, Wohlfühl-Massagesalons, Magazin-Tipps für entspannend wirkende Lebensmittel, Entspannungsmatratzen, ätherische Öle zum Entspannen, Entspannungsmusik, Entspannungsbälle (mit Noppen), Kurse für »meditatives Malen« oder Entspannungscoachings mit Tieren. Allein die richtige Auswahl scheint schon wieder ziemlich unentspannend werden zu können, ebenso wie wohl der darauf folgende Blick auf den Kontoauszug.

Vermutlich hat jeder seine ganz eigenen Symptome und Körperregionen, die sich bei Entspannungsmangel (vulgo »Stress«) bemerkbar machen. Bei mir ist es die Nacken-, Kiefer und Kopfmuskulatur. Man glaubt gar nicht, wieviel Kraft in den Muskeln in und um den Schädel herum steckt. Ihnen verdanke ich neben gelegentlichen spannungsbedingten Kopfschmerzen auch einen (glücklicherweise recht hohen und gut ignorierbaren) dauerhaften Tinnitus als Relikt aus der bislang unentspanntesten Phase meines Lebens. Damals half mir ein Yogakurs, in dem ich esoterikfrei (sic!) Atemübungen und Meditation lernen durfte. Dies war erstaunlich und oftmals augenblicklich wirksam, bis das Studio die Kursgebühren anhob (siehe »Kontoauszug«) und ich mich dort nicht mehr entspannt entspannen konnte.

Was ich aber auch aus dem Yogakurs mitgenommen habe, ist – lange vor der inflationären Ausbreitung dieses Wortes – im Alltag »Achtsamkeit« zu praktizieren. Sie besteht im Grunde darin, sich möglichst jeden Tag und insbesondere in stressigen Momenten, die einen mehr als zumutbar mitnehmen, mehrere einfache Fragen zu stellen: Fühle ich mich unter diesen Umständen (noch) wohl? Wenn nein: kann ich die Situation steuern oder den Bedingungen zugunsten meines Wohlbefindens entgegenwirken oder verantwortlichen Personen Grenzen aufzeigen (auch wenn diejenigen danach statt mir unentspannt sein könnten)? Wenn nein: kann ich mich der Situation (zeitweise) komplett entziehen? Wenn nein: kann ich zumindest im Anschluss an die Situation etwas tun, wodurch ich eine Kompensation, Entspannung und/oder meine innere Ausgeglichenheit (wieder)erlange? Eigentlich ganz einfach und man braucht dazu weder energetisierte Salzkristalle noch Lebenshilfebücher.

Außerdem mag ich den Begriff »Work-Life-Balance« nicht. Er suggeriert, dass Work (Arbeit) etwas ist, was einem zwangsläufig Substanz raubt und dass Life (Freizeit) unweigerlich mit Erholung einhergeht. Aber kann Arbeit, wenn sie Freude macht, nicht auch Kraft spenden statt kosten? Oder Freizeit, wenn alles schief geht oder man von nervigen Mitmenschen umringt ist, extrem kräftezehrend sein? Vielleicht wäre »Give-Take-Balance« ein besseres Wort. Wenn mir durch anstrengende Situationen oder Aufgaben Energie abhanden kommt, muss ich die möglichst bald irgendwie wieder auftanken. Und Entspannung muss auch nicht zwangsläufig heißen, dass man irgendwo im Wasser oder an Land einfach nur passiv herumliegt. Auch schweißtreibende Tätigkeiten wie Wandern, Radfahren oder Joggen (letzteres nicht für mich) können durchaus entspannend sein. Entspannung heißt aber aus meiner Sicht auf jeden Fall auch: die Kontrolle zu haben. Wenn ich alle Umstände einer Situation ohne jede Anstrengung kontrollieren kann und mir dies gleichzeitig Kraft und/oder Befriedigung bringt, statt mich auszuzehren, dann kann ich dabei auch Entspannung finden.

Aber was entspannt mich am besten? Ich habe eine Weile überlegt und zwei Antworten auf diese Frage gefunden:

1. Im Wald umherstreifen

In Wald könnte ich mich wälzen.

Ich vermute, hier haben mich die Herkunft meiner beiden Eltern aus dem Südharz und die damit verbundenen häufigen Besuche und Ferien bei Oma und Opa am meisten geprägt. Bei beiden Großeltern lag der Wald nur wenige Fußminuten hinterm Haus und ich kann nicht zählen, wie oft ich alleine oder mit Freunden aus der Nachbarschaft dort herumstromerte. Wälder sind bis heute meine grüne, schattige, ruhige Batterie. Im Wald ist alles gut. Der Wald riecht nach feuchtem Moos, Pilzen, Humus, Laub und Ozon. Er spielt mit dem Licht, das durch die Baumkronen fällt. Er lässt unendlich viel wachsen und genausoviel sterben. Der Wald zeigt mir angstfrei, wie der Kreislauf des Lebens funktioniert und was er bezweckt. Alles Tote wird wieder zu etwas Lebendigem und umgekehrt. Im Wald habe ich das Gefühl, ich bin irgendwo, wo ich schon immer zu Hause war. Dort ist es im Sommer angenehm kühl, es gibt entweder so gut wie keine Geräusche oder sie sind wunderbar beruhigend – Blätter rauschen, Vögel zwitschern, irgendwo rauscht ein Bach, der Wind streicht durch die Wipfel. Im Wald kann ich Pilze finden, Kräuter, Pflanzen, Beeren. Entweder welche, die ich bereits kenne oder ich lerne neue (essbare) Arten kennen und erweitere mein Wissen – eine leckere Mahlzeit danach oder einen Snack am Wegesrand inklusive. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, in meinem Testament dereinst die Bestattung in einem schönen Friedwald zu verfügen. Ich mag den Wald. Er ist meine Entspannungsoase Nummer eins, nicht nur fast jedes Wochenende beim Wandern in den Wäldern in erreichbarer Umgebung, sondern auch im Urlaub (vorzugsweise Schweden, Dänemark oder auch Großbritannien). Wann immer ich ein neues Ferienhaus in unmittelbarer Waldnähe beziehe, ist meine erste Unternehmung nach dem Auspacken der Koffer ein Alleingang in den Wald. Ich möchte ihm Hallo sagen, ihn kennenlernen, einatmen, mit Augen, Ohren, Nase aufnehmen. Ohne Waldkontakt wäre ich wohl ein ziemlich unentspannter Mensch, ich würde sogar sagen: ich könnte nicht ohne.

2. Kochen

Rosenkohl in Blätter teilen (Mitte oben) kann ich zur Meditation sehr empfehlen.

Im Alltag hingegen, nach einem »nicht mein Tag«-Tag habe ich leider meistens keinen Wald zur Hand. Dann überlege ich zeitig (siehe oben unter »Achtsamkeit«), was mir guttun würde, was ich abends gerne äße, worauf ich Appetit habe oder was mir Freude machen würde, zu kochen. Je angespannter oder gestresster ich bin, desto entspannender wirkt es auf mich, das ausgesuchte Gericht zuzubereiten. Manch anderer gestresster Mensch hat womöglich null Lust darauf, sich nach einem unerfreulichen Tag lange mit der Zubereitung seines Abendessens zu befassen und bevorzugt das Prinzip »Dose (oder Packung) auf und einfach nur warmmachen«. Das ist durchaus nachvollziehbar. Ich hingegen finde es geradezu meditativ, eine Stunde oder länger am Küchentisch zu sitzen, Ingwer zu schneiden, Zwiebeln zu hacken, Käse zu reiben oder andere Zutaten zu putzen und zu zerkleinern. Manche Rezepte, die ein extrem aufwendiges Würfeln ihrer Gemüsezutaten anraten, wie ein von Grund auf selbstgekochtes »Ragù alla Bolognese« mit nur wenige Millimeter großen Sellerie-, Karotten- und Zwiebelwürfeln, wirken besonders tiefenentspannend. Ich rieche die Zutaten, spüre ihre Beschaffenheit, kontrolliere (!) ihre Verarbeitung und sehe unmittelbar danach das (zumeist) beglückende Ergebnis meiner Arbeit. Ein Teil der Entspannung beruht wohl auch darauf, dass ich – geprägt durch Fernsehköche der 70er bis 90er Jahre wie Max Inzinger oder Alfred Biolek – ein großer Freund des »mise en place« bin: alle benötigten Zutaten werden von mir vor dem Kochen, nicht währenddessen präpariert. Das maximiert die Dauer der zusammenhängenden meditativen Phase der Vorbereitung und minimiert eventuellen erneuten Stress, würde man plötzlich merken, dass man ja noch acht Kartoffeln schälen müsste, während gerade schon das Fleischmedaillon in der Pfanne verbrutzelt. Das sollte vermieden werden, denn es geht ja schließlich um Entspannung.

Kochen ist eigentlich eine Tätigkeit mit einem zeitlich vergleichsweise unverhältnismäßigen Aufwand. Fast alle selbstgekochten Gerichte benötigen für ihre Vor- und Zubereitung deutlich mehr Zeit als für den anschließenden Verzehr. Es gibt kaum ein Tellergericht, das man nicht innerhalb von etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten aufessen könnte, aber sehr wenige Gerichte, die man innerhalb desselben Zeitraums zubereiten kann. Gerade deshalb betrachte ich das Kochen ganzheitlich. Die Vorbereitungen sind keine lästige Hürde, die ich zu überwinden habe, um endlich etwas Essbares auf den Tisch zu bringen, sondern sie sind ein Teil des Genusses, auf ihre eigene, emotionale, handwerkliche Art. Ich genieße das in Zubereitung befindliche Gericht quasi beim Schnibbeln schon vorab – die Vorbereitungen sind die Ouvertüre, die Sneak-Preview, der Trailer. Die servierte Mahlzeit ist dann das Hauptprogramm.

Hinzu kommt, dass gutes selbstgekochtes Essen keine großen Kosten verursachen muss, wenn man sich ein wenig mit Warenkunde und der Qualität der Zutaten auskennt. Richtet man sich dann noch nach überall einsehbaren Saisonkalendern für lokales Obst und Gemüse, das je nach Jahreszeit reichlich und günstig erhältlich ist, kostet so ein schmackhafter Entspannungstrip in der heimischen Küche oft kaum mehr als fünf bis acht Euro. Hat man Freunde, deren Anwesenheit ebenfalls entspannende Wirkung entfaltet, kann man durch deren Einladung zum Mitkochen und -essen sogar noch eine Entspannungsebene drauflegen, ganz zu schweigen davon, dass auch der anschließende Verzehr der selbstgekochten Mahlzeit wesentlich zur Entspannung beiträgt.

Das ist es also, was mich am meisten entspannt. Das Bloggen heute war allerdings auch recht entspannend. Ich hoffe, das Lesen war es ebenfalls.

Fotos: © formschub

Hömma!

In freundlicher Zusammenarbeit mit Audible

Ich weiß jetzt schon, dass dies vermutlich ein Beitrag ist, der mir künftig bei der Blogpflege einiges an Mühsal bereiten wird, weil im Text so viele Verlinkungen mit Hörbeispielen und Videos vorkommen und diese ja meist nicht ewig funktionieren. Aber wie soll man über Stimmen schreiben, wenn man sie nicht auch hören kann? Deshalb die vielen Links – denn Stimmen sind heute mein Thema.

Foto: © formschub

Die Idee dazu kam mir, als ich neulich mal wieder eine Folge der Serie »Vikings« sah und merkte, dass mich die deutsche Synchronstimme einer der auftretenden Figuren, König Olaf, irritierte. Irgendwoher kannte ich sie, aber »anders gesprochen«, nicht so rauh und gepresst. Fast die gesamte Folge lang suchte ich in meinem Kopf nach der Assoziation, die die Stimme auslöste, bis es mir endlich einfiel – es war die älter intonierte Stimme des deutschen Synchronsprechers Detlef Bierstedt von Commander Will Riker alias Jonathan Frakes aus Star Trek – The Next Generation. Hätte ich »Vikings«, wie manch andere Serie, in der Originalfassung gesehen, wäre mir diese Irritation erspart geblieben – einer der möglichen Nachteile einer deutschen Synchronisation.

Stimmen der Kindheit

Aber deutsche Synchronstimmen sind trotzdem was Tolles. Wenn ich versuche, mich an die frühesten Stimmen fiktiver Figuren aus Hörspielen und Filmen zu erinnern, die mir einfallen, sind vermutlich die ersten aus meiner Kindheit »Dick und Doof« alias Oliver Hardy und Stan Laurel, gesprochen von Bruno W. Pantel als Olli und Walter Bluhm als Stan (Walter Bluhm begegnete mir später wieder als die Stimme von Mr. Stringer in den »Miss-Marple«-Verfilmungen mit Margaret Rutherford). Mit einer stimmlichen One-Man-Show sorgte auch Hanns-Dieter Hüsch als Off-Stimme bei den ZDF-Fernsehbearbeitungen der Laurel-und-Hardy-Filme und in den Slapstick-Episoden »Väter der Klamotte« für meine nachhaltige Erheiterung als Kind. Dicht dahinter folgen Ernie und Bert aus der »Sesamstraße«, deren unverwechselbare deutsche Stimmen Gerd Duwner und Christian Rode beisteuerten, und die »Nachbarn« des Puppenduos: Schlemihl, Sherlock Humbug (beide Horst Stark), Grobi (u.a. Karl-Ulrich Meves) und das Krümelmonster (u.a. Alexander Welbat).

Etwa im selben Alter, noch in der Grundschule, hörte ich auf meinem kleinen orangefarbenen Cassettenrecorder bis zum tränenreichen Bandsalat das Hörspiel »Eine Woche voller Samstage« und erinnere mich bis heute an die Stimme von Peter Schiff als Sams-Adoptivpapa Herr Taschenbier, der kurioserweise auch die deutsche Stimme des rebellierenden Bordcomputers HAL in »2001 – Odyssee im Weltraum« ist.

Mit dem ersten eigenen Plattenspieler hielten die EUROPA-Hörspiele Einzug in mein Kinderzimmer und mit ihnen »Hui Buh, das Schlossgespenst«, gesprochen von Hans Clarin in Begleitung von Wolfgang Kieling als »König Julius der Einhundertelfte«.

Vom leichten Grusel der Hui-Buh-Geschichten weitete sich meine Vorliebe dann zu Beginn der Teenagerzeit unter anderem aus auf Klassiker wie »Dracula« (ebenfalls ein EUROPA-Hörspiel), dessen unheimliche Inszenierung mir im Nachhinein manch schlaflose Nacht bereitete, aber ich wollte das ja schließlich nicht anders. Gesprochen wurde die Geschichte von der einzigartigen Stimme Hans Paetschs; den blutrünstigen Grafen verkörperte ebenso einprägsam Charles Regnier.

Und dann das Fernsehen! Auch das Kinderprogramm pflegte damals extra Programmankündigungen durch Ansagerinnen und zumindest an die warme Stimme von Heidrun von Goessel kann ich mich noch gut erinnern. Inzwischen dem Grundschulalter entwachsen, erlaubten mir die Eltern, die 70er-Jahre-Klamauk-Show »Klimbim« anzusehen und somit gehören auch die Stimmen von Ingrid Steeger und Elisabeth Volkmann in mein Stimmenschatzkästchen. Letztere begleitete mich als die Stimme von Marge in der deutschen Fassung der »Simpsons« bis in die Gegenwart, zumindest solange, bis – nach ihrem Tode – Anke Engelke diesen Part gekonnt übernahm. In die memorablen Stimmen aus der »Comedy-Ecke« gehören auch Hape Kerkeling, Otto Waalkes, Dieter Hallervorden (Didi in »Nonstop Nonsens«) und seine Sketchpartnerin Rotraut Schindler, deren Stimme ich gerne auch nach Didi gerne noch viel öfter woanders gehört hätte – und natürlich Loriot und Evelyn Hamann, die mir nicht nur durch den einzigartigen Humor des »Meisters«, sondern auch durch ihr brillantes Spiel mit Sprache und Stimme im Gedächtnis geblieben sind (Update und danke an den Kommentar von Carsten, der mich auf das peinliche Versäumnis der Erwähnung der beiden hinwies!).

Was fällt mir zu Kino- und Spielfilmen aus Jugendtagen ein? Natürlich die bis heute als Klassiker geltenden Komödien des »französischen HB-Männchens« Louis de Funès, dem zwar im Laufe seines Filmschaffens verschiedene deutsche Sprecher die Stimme verliehen, aber in meinem Kopf höre ich aus meinem Filmfavoriten »Brust oder Keule« zuerst immer Gerd Martienzen. Eine grandiose Frauenstimme aus dieser Zeit verbinde ich auch mit dem Disney-Abenteuer »Bernard und Bianca«, in dem die rauchige Stimme der Synchronsprecherin Gisela Fritsch die Bösewichtin Madame Medusa für mich zum Leben erweckte (Leider habe ich zu diesem Film keine deutsche Hörprobe gefunden).

Unter den Klassikern der Siebziger darf auch »Ein Herz und eine Seele«, eine der ersten deutschen »Sitcoms«, nicht unerwähnt bleiben, denn auch dort erklang eine Stimme, die ich im Kopf mit mir trage: Elisabeth Wiedemann und ihr immer leicht pikierter, hanseatischer Tonfall als duldsame Gattin von »Ekel Alfred«.

Aus den Achtzigern erinnere ich mich vor allem an zwei Stimmen, die wegen ihres vermeintlich »erotischen« Timbres populär wurden: der raunende Radiobass Elmar Gunsch und Susi, die leicht frivole Off-Stimme aus Rudi Carrells Kuppelshow »Herzblatt«. Und auch wenn mich beide Stimmen persönlich nicht ansprachen, habe ich sie dennoch bis heute im Ohr.

Ab 1990 wurden in Deutschland die ersten Folgen von »Star Trek – The Next Generation« ausgestrahlt – für mich als Fan der Originalserie ein Muss. Seit jeher war ich angetan von der perfekt passenden, unterkühlten Synchronstimme Mr. Spocks (Herbert Weicker) und nun kam mit Ernst Meincke für Captain Picard (Patrick Stewart) ein ebenbürtiger Stimmnachfolger im Star-Trek-Universum hinzu, einige Jahre später (1996) eroberte Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway mit der deutschen Stimme von Gertie Honeck den Delta-Quadranten. Ein weiteres sprachliches Star-Trek-Feature ist, dass die weibliche Computerstimme in fast allen Star-Trek-Folgen Majel Barrett gehört, der Ehefrau des Serienschöpfers Gene Roddenberry. Die Rollen bei der deutschen Synchronisation des Computers teilen sich Eva-Maria Werth und Margot Rothweiler.

Verwechslungsgefahr

Die deutsche Synchronisation bringt es manchmal auch mit sich, dass einige Sprecher für die Vertonung eines bestimmten Leinwandstars quasi »fest angestellt« sind. Das ist für den Zuschauer angenehm, weil er sich in einem gewohnten akustischen Rahmen der erzählten Geschichte und der verkörperten Figur widmen kann, ohne sich jedesmal mit einer neuen Stimme desselben Schauspielers anfreunden zu müssen – muss man ja bei deutschen Filmen schließlich auch nicht. Und auch für den Sprecher ist es von Vorteil, hängt doch die Popularität seiner Stimme bisweilen an derjenigen des synchronisierten Stars und bietet ihm damit idealerweise eine längerfristige Einkommensquelle.

Kurios wird es, wenn ein und derselbe Sprecher parallel für mehrere berühmte Schauspieler »gebucht ist« – und noch kurioser wird es, wenn zwei dieser Schauspieler dann zufällig gemeinsam in einem Film auftreten. So war etwa Thomas Danneberg lange Jahre sowohl für die Stimme von Arnold Schwarzenegger verantwortlich als auch für die von Sylvester Stallone. In den Action–Blockbustern »The Expendables 2« (2012) und »The Expendables 3« (2014) spielen beide gleichzeitig eine tragende Rolle und wurden tatsächlich auch beide darin von ihrem gemeinsamen Stammsprecher synchronisiert. Ich habe beide Filme nicht gesehen, vermute aber, die für gewöhnlich eher reduzierten Wortbeiträge in Werken dieses Genres waren mit ein Grund dafür, dass kein zweiter Sprecher notwendig war …

Weitere Kandidat*innen für solche Starstimmenkollisionen sind zum Beispiel Joachim Kerzel (Anthony Hopkins/Harvey Keitel/Dennis Hopper), Manfred Lehmann (Bruce Willis, Gérard Depardieu, Kurt Russell, Dolph Lundgren) und bei den Frauen Petra Barthel (Julianne Moore, Nicole Kidman, Uma Thurman), Bettina Weiß (Sandra Bullock, Milla Jovovich, Rachel Weisz, Juliette Lewis) oder Ulrike Stürzbecher (Jennifer Aniston, Kate Winslet, Patricia Arquette). Hollywood, da geht noch was!

Raunen, Wispern, Brummen, Säuseln

Was für Stimmen gefallen mir heute? Oft merke ich das erst, wenn ich sie höre. Spontan erinnere ich mich an zwei Alltagsbegegnungen: die eine war ein Werbeagentur-Kundenmeeting bei einer Hamburger Spieleentwicklungsfirma, bei dem sich mir der sonore Bass eines der Geschäftsführer ins Gehör schmeichelte und die zweite war ein Essen in einem italienischen Restaurant in Stralsund, bei dem unter den Gästen ein bayerischer Bariton war, dessen Timbre mir bis heute ebenfalls nicht aus dem Kopf geht. Ich habe offenbar ein Faible für tiefe, dunkel vibrierende Männerstimmen – die Sprecher Bryant Cantrell, Rolf Buschpeter oder Michael Leon Wooley mögen als Beispiel dafür dienen – oder, je nach Rolle, Benedict Cumberbatch.

Ich war natürlich auch neugierig, welche Stimmen in meinem »Twitterversum« besonders beliebt sind, deshalb machte ich vor kurzem auf Twitter eine kleine Umfrage dazu. Die Resonanz darauf hat mich überrascht und gefreut: In insgesamt 162 Antworten wurden insgesamt 217 Sprecher und Sprecherinnen genannt, darunter 166 Männer und (leider, warum?) nur 51 Frauen. Ich habe die Antworten nach Mehrfachnennungen sortiert und die ersten vier Plätze für Herren und Damen zusammengestellt. Und weil viele der Replies sich auch ausdrücklich auf den Stimmengenuss bei Hörbüchern bezogen, habe ich für die Platzierten auch jeweils ein Hörbuch von Audible verlinkt, das von den gekürten Stimmenfavoriten gelesen wird – akustische Leseproben inklusive.

Männliche Stimmen:

  1. David Nathan (u.a. Christian Bale, Johnny Depp): 11 Nennungen, liest »Es« von Stephen King
  2. Hans Paetsch: 8 Nennungen, liest »Der Stechlin« von Theodor Fontane
  3. Benedict Cumberbatch: 7 Nennungen, liest »Die Verwandlung« von Franz Kafka, natürlich in englischer Sprache, und teilt sich den 3. Platz mit Christian Brückner (Robert de Niro), Norbert Langer (Tom Selleck) und Stephen Fry
  4. Andreas Fröhlich (John Cusack, Edward Norton): 6 Nennungen, liest »Der Krieg der Welten« von H. G. Wells

Weibliche Stimmen:

  1. Franziska Pigulla (Gilian »Scully« Anderson, Demi Moore): 8 Nennungen, liest »Carrie« von Stephen King
  2. Katharina Thalbach: 7 Nennungen, liest den Miss-Marple-Roman »Ruhe unsanft« von Agatha Christie
  3. Hansi Jochmann (Jodie Foster): 3 Nennungen, liest »Das Schweigen der Lämmer« von Thomas Harris
  4. Cate Blanchett: 2 Nennungen

Die komplette Liste mit allen Nennungen, alphabetisch nach Vorname sortiert (PDF)

Und obwohl Blogkommentare nicht mehr so richtig »en vogue« sind, freue ich mich natürlich trotzdem über Eure Stimm-Erinnerungen, Anekdoten oder Anmerkungen, falls Ihr auch welche beisteuern wollt. Ich höre!

Smultronställe

»Smultronställe« ist ein schwedischer Begriff für einen Ort, der ein unterschätztes Kleinod ist. Wörtlich übersetzt bedeutet er »Walderdbeerstelle« und bezeichnet einen Platz, an dem man sich wohl fühlt, den man zur Entspannung und Erholung aufsucht und der für andere nicht leicht zu finden ist. Oft hat man zu dieser Umgebung auch einen persönlichen emotionalen Bezug.

Letzter Urlaubstag an der Havel. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.

(Ich selbst beherrsche leider keine Aquarellmalerei, aber ich konnte der iOS-App Waterlogue zumindest die Fotovorlagen liefern …)