Marketingquark meets Budenzauber

Allüberall in der Stadt wird aufgestellt, gebaut und gehämmert. Denn pünktlich zum ersten Advent wollen unzählige Weihnachtsmärkte errichtet, beleuchtet und betannengrünt sein. Auffällig: der Trend weg von rustikalen, erzgebirgigen Fachwerkbutzen hin zu mondänen Tütengiebelpavillons aus dezent-elfenbeinfarbener Plane. So auch an der alsterseitigen Chichimeile des Hamburger Jungfernstiegs. Die Schilder an den Ständen verheißen packende Offerten: »Jägerzimmer«, »Olivenholz« und »Headwear« etwa – Knecht Ruprecht birgt manche Überraschung im Sack.

Ein so exclusives Event schlicht mit »Weihnachtsmarkt« zu betiteln, wäre da ein grober Fauxpas. Nein, ein zeitgemäßes Eventkonzept muss her, das die adventliche Budenphalanx mit einem adäquaten Motto parfümiert. Und hier ist es: »Weltstadtweihnachten meets Winterzauber«. Internationalität, Metropolenambiente, Festlichkeit, Niveau und Emotionalität, vereint in einer uniquen Tagline, die den Benefit impactstark penetriert. Da wird mir gleich ganz weihnachtlich.

Weihnachtsmarkt

Next Stop: Mansfield Park

Nochmal Fonts. Schöne handschriftliche darunter sind selten (oder teuer), aber nicht immer. Die deutsche Autorin Pia Frauss hat neben ihrem »ahistorischen« Roman »TAURIS oder Catterinas Entjungferung« auch ein rundes Dutzend wunderschöner historischer Fonts erschaffen oder nachempfunden, darunter auch »Jane Austen« – eine Interpretation der eleganten Handschrift der bekannten angelsächsischen Autorin. Für privaten Gebrauch werden die Schriften gratis zur Verfügung gestellt, kommerzielle Nutzer werden gebeten, pro Schrift 21,00 EUR Lizenzgebühren zu zahlen, dies erlaubt dann allerdings auch die Nutzung auf bis zu 100 (!) Computern.

Aktuell ist der Font auf den Jubiläumsplakaten der Hamburger Hochbahn zu ihrem 100jährigen Bestehen zu sehen (hoffentlich korrekt lizensiert), wo er gestalterisch einen schönen Akzent setzt. Der Gedanke an historische deutschsprachige Manuskripte Jane Austens im Hochbahn-Archiv zum Thema Signalbedienung hat aber auch etwas für sich.

Jane Austen Hochbahn

Festliche Freefonts

Na? Schon Ideen für Weihnachtsgeschenke? Womöglich schon was gekauft? Oder lieber was Selbstgebasteltes schenken?

So langsam wird es Zeit, sich Gedanken zu machen. Das kann duchaus auch typografisch geschehen, denn die kommenden Wochen des Jahres sind die Zeit der Einladungen, Adventskalender, Grußkarten, Geschenkanhänger und Gutscheine. Und die wollen nicht nur treffend getextet, sondern auch stilvoll gestaltet sein – warum nicht mit originellen, zur Saison passenden Fonts? Hier ein paar meiner diesjährigen Favoriten. Weitere stimmungsvolle Links und Empfehlungen nehme ich gern in den Kommentaren entgegen.

Festfonts
Von oben nach unten:
Christmas on Crack von David C. Lovelace (via dafont)
Big Bloke BB von Blambot Comic Fonts (via fontspace)
Monbijoux von Billy Argel (via 1001fonts)
Santa’s Big Secret von Blambot Comic Fonts (via fontspace)
Fontdinerdotcom Sparkly von Font Diner (via fontspace)

Freitagstexter – Gewinner

Angesichts des geballten kreativen Textfeuerwerks, das in den letzten fünf Tagen hier einging, will ich gar nicht viele Worte verlieren. Die Bewertung der Beiträge erfolgte absolut subjektiv im Rahmen der drei gefühlten Dimensionen »spontanes Amüsement«, »textliche Virtuosität« und »assoziativer Irrwitz«. Da ich mich für den dritten Platz partout nicht entscheiden konnte, vergebe ich ihn zweimal.

3. Platz
Vera Chimscholli – Haut Couture wird überschätzt, e.
eigenart – «Für euch bin ich doch nur eine billige Witzvorlage!!!«, schrie Kate Moss und verschwand wieder in ihrem Gebüsch.

2. Platz
stilhäschen – Scheiße! Schon wieder die Schlüsselbeine von innen stecken lassen!

1. Platz
eigenart – Verbrechen im Internet
Heute: Hecken und Rippen

Ich hatte viel Spaß und hoffe, Ihr auch. Und jetzt: Weitermachen! Hier.

Freitagstexter Gewinner

Freitagstexter, 14.11.2008

Auch für mich ist es eine Premiere. Das hier – und dass ich einer am Boden liegenden Dame eine Auszeichnung verdanke. Verantwortlich dafür sind diese Bürofachkraft sowie die Prämierung durch Herrn Ad – und so habe ich heute die Ehre, die schöne Tradition dieser wöchentlichen Textpolonaise fortzuführen.

Die Regeln sind simpel: hinterlasse Deine Bildunterschrift zum Wochenmotiv in den Kommentaren. Sei witzig, scharfzüngig, dramatisch, poetisch, einsilbig, wortreich, tiefsinnig oder absurd – aber auf jeden Fall so gut, wie Du kannst. Am Dienstag der nächsten Woche ist Einsendeschluss. Der Gastgeber kürt nach eigenem Gusto den Gewinner und gibt ihn am Mittwoch an gleicher Stelle bekannt. Und mit dem Autor des prämierten Textes steht auch der nächste Veranstalter fest.

Und jetzt Ihr. Viel Vergnügen.

Freitagstexter 141108

Klare Sache

Eigentlich bin ich kein sonderlich religiöser Mensch und würde mich eher als Agnostiker bezeichnen. Aber der wärmenden Aura eines festlichen oder besinnlichen klassischen Kirchenkonzerts mit Orgel oder Gesang kann ich durchaus etwas abgewinnen – gerade in der kalten und dunklen Saison.

Auf der aktuellen Suche nach interessanten Konzerten in Hamburg und Umland blieb mein Auge auf der Website der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sofort am Logo hängen, das mir spontan sehr gefiel. Die schlichte, schöne und pointierte visuelle Identität setzt sich auch in den Werbemitteln fort, etwa für die aktuelle Kirchenvorstandswahl. Und neben zeitgemäßer Öffentlichkeitsarbeit zeigen die Verantwortlichen auch subtilen Humor – denn die Möglichkeit, religiöse Rundfunksendungen, z.B. des NDR, per Download zu abonnieren, wird angeboten als »Godcast« (Update: der Podcast wurde inzwischen eingestellt).

Nordelbische Kirche
Logo und Abbildungen: © Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
(Prospekttitel und Plakat vom Downloadbereich der Website)

Little Genius II

Der kleine Künstler war wieder am Werk. Irgendjemand hatte in der Zwischenzeit den Sockel des Hauseingangs und damit die makabre untere Hälfte des Œuvres überstrichen und der Vogel schwebte einige Monate allein am Putzfirmament. Doch die Kreide ist mächtiger als der Pinsel. Ein Einhorn. Symbol für Unschuld und Güte. Der Sieg der Poesie über das Profane. Ich sag’ ja: aus dem Kind wird mal was.

Little Genius II

Tischlein, deck Dich!

Als alter Schlemmer mit regelmäßigen Aufenthalten in Berlin stolperte ich irgendwann beim abendlichen TV-Zapping auf dem lokalen Sender FAB über das kurzweilige Gastromagazin Ars Vivendi. Vorgestellt vom genussfreudigen Rezensenten und Moderator Manuel Werner, werden in Berlin und Umland ansässige Restaurants und Hotels besucht und ausgiebig (kulinarisch) getestet. Mit dabei: das ewig hungrige Kamerateam, das regelmäßig am Ende der Sendung, nach getaner Arbeit, ebenfalls ungehemmt zugreifen darf.

Das Spektrum vorgestellten Lokale reicht dabei vom kiezigen Eckrestaurant bis zum ländlichen Romantikhotel und überrascht selbst eingeborene Berliner mit neuen, interessanten Adressen.

Auf der Website des Magazins lassen sich etliche der Restaurantberichte per Streaming abrufen, daneben die nächsten Sendetermine und weitere Schlemmer- und Gastrotipps. Das Beste aber passiert im Kopfbereich. Endlich mal eine Flash-Animation mit Witz, Hand und Fuß (unten im Screenshot sieht man noch nix – selber angucken!).

Ars_Vivendi
Screenshot: © FAB – Fernsehen aus Berlin