Ein weißer Fleck …

Amrum

… auf meiner Deutschlandkarte war bislang die Nordseeinsel Amrum. Durch wärmste Empfehlungen genußfreudiger Freunde kam das nordfriesische Eiland nun auf die Kurzurlaubsliste. Neben Reisen nach Seeland, Großbritannien und Bornholm wird 2008 damit für mich endgültig zum »Jahr der Inseln«.

Mit dem Zug von Hamburg nach Norddeich-Mole und von dort aus mit der mehrmals täglich verkehrenden Fähre übergesetzt, dauert die rund 160 km weite Reise ohne längeren Aufenthalt etwa fünf Stunden. Das erste, was mir am frischen, friesischen Klima nach der Ankunft hier auffiel, war der weiche, fast seidige Wind. Ganz anders als manch schneidige Brise, die sonst an nordischen Küsten die Haare zerzaust. Das Spektrum an Urlaubern ist breit gefächert. Von Familien mit Kindern über »Vaddi und Muddi«, die sich ihre Endfünfziger mit ehrlich erarbeiteter Inlandserholung versüßen und launig-tantige Damenreisegruppen bis hin zum gut situierten Seniorenpärchen spannt sich der Bogen der Inseltouristen.

Alles ist hier so schön überschaubar. Ein Rundgang durch Norddorf, der Destination unserer Reise, dauert gerade mal dreißig Minuten, die Fußgängerzone bietet in Sichtweite allerhand Lädchen und vom Fenster unseres Appartements im gediegenen, alteingesessenen Hotel Hüttmann können wir fast den gesamten Ort übersehen. Ziel für das Dinner am ersten Abend ist das Restaurant Deichgraf, direkt gegenüber – ebenfalls auf Empfehlung von Freunden. Mit dunklem Holz und freundlich orange-weißen Wänden wirkt der helle Gastraum auf Anhieb gemütlich.

Eine buttrig-würzige Currysuppe mit Krabben und ein sahniges Matjestatar auf einer Scheibe Pumpernickel bilden den gelungenen Auftakt zum Hauptgang: Steinbuttfilet an Safranfenchelgemüse und Kartoffel-Oliven-Püree mit Champagnerrahmsauce. Trotz der etwas dezenten Würzung des Fenchels und des recht üppig portionierten Pürees eine sehr empfehlenswerte Küche, in der goldenen Mitte zwischen guter Hausmannskost und kulinarischem Chichi. So, Amrum, kann’s weitergehen.

Zeitreise

Kurzreise nach Regensburg anlässlich der Tage Alter Musik – zwei exquisite Matinéekonzerte standen auf dem Programm: The Baltimore Consort und Piffaro. Fast vierhundert Jahre alte Musik, so frisch und lebendig interpretiert, als wäre sie eben erst komponiert.

Tagsüber machte es das warme Pfingstwetter dann ebenso verlockend wie unausweichlich, zum Zwecke der Flüssigkeitsaufnahme regelmäßig lokale Biergärten aufzusuchen. Sieger der breit gefächerten Verkostung bayerischer Braukunst: das Schwarzbier der Passauer Brauerei Innstadt. Kräftig, malzig, brotig, lecker. Die Brauerei ist seit 1318 aktenkundig, also nochmal 300 Jahre älter als die zuvor gehörte Musik. So macht eine Reise in die Vergangenheit Spaß. Weitere Kandidaten im Biertest waren Andechser Hell, Innstadt Hell, Kneitinger Dunkel, Thurn und Taxis Weißbier und Spital Dunkel. Prost!

Innstadt_Schwarzbier

Inselpause

Bornholm

Nur 40 × 30 km groß, aber unendlich vielseitig: die schöne dänische Insel Bornholm. Eine Woche Urlaub bei schönstem Frühlingswetter reichte gerade mal aus, sich wenigstens einen ungefähren Überblick über die landschaftlichen und vor allem kulinarischen Reize des Eilands zu verschaffen: Von den zahlreichen herrlichen Wanderrouten durch Berge, Wald, Strand und Heide über die lokalen Fischspezialitäten (geräucherter und eingelegter Fisch), köstliche helle und dunkle dänische Biere, Fleisch und Wurst aus der Landschlachterei, würzige Senfsorten, Akvavite und Brände aus der Bornholmer Schnapsfabrik bis hin zu Lebensmitteln aus den vielen Delikatessen- und Süßwarenmanufakturen. Fahrt ruhig alle weiter nach Sylt.

Lokale Spezialität

Die köstliche Rügener »Rumpftopftorte« – eine missachtete Delikatesse. Viel zu oft wird sie für einen Flüchtigkeitsfehler der Tortentafelschreibkraft gehalten und stattdessen Rumtopftorte bestellt, während das Original daneben unbeachtet in der Kuchenvitrine vertrocknet.

Rumpftopftorte