Kategorie: Ins Netz gegangen

Linktipps und Seltsamkeiten aus dem Internet

Bücherfragebogen [♂] – 13

13 Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Das Buch, bei dessen Lektüre ich mehrfach vor Lachen fast vom Sofa gerutscht bin, ist der wahnwitzige Reisebericht »Wo, bitte, geht’s nach Domodossola? Ein Amerikaner entdeckt Europa« von Bill Bryson, das inzwischen in einer – wie viele Rezensenten sagen – wesentlich schlechteren Übersetzung unter dem Titel »Streifzüge durch das Abendland: Europa für Anfänger und Fortgeschrittene« neu aufgelegt wurde. Ich bin froh, ein Exemplar der ursprünglichen Auflage zu besitzen.
Eine Kostprobe? Bill Bryson besucht während Seiner Europareise auf der Hamburger Reeperbahn einen Sexshop und begutachtet das Produktangebot:

Eine andere Puppe, der man den Namen »Chinese Love Doll 980« gegeben hatte, versprach allen Ernstes eine »lebenslange Freundschaft«. Darunter stand in Fettdruck: EXTRA DICKES GUMMI. Wenn das nicht die Romantik zunichte macht! Offenbar handelte es hierbei um ein Modell für den eher praktischen Typ. Aber auch sie lockte mit Verheißungen wie: TITTEN, DIE HEISS WERDEN und RIECHT WIE EINE RICHTIGE FRAU.
All diese Versprechungen waren in den verschiedensten Sprachen abgedruckt. Interessanterweise hörten sich die deutschen Versionen allesamt derb und vulgär an, während dieselben Worte auf Spanisch sanft und romantisch klangen: ANO TENTADOR, DELICIOSA VAGINA QUE VIBRA TU ORDEN, LABIOS AMOROSOS. Man könnte sich diese Worte beinahe als Bestellung in einem Restaurant vorstellen: »Ich nehme das Ano Tentador, leicht angebraten, und eine Flasche Labios Amorosos ’88.« Auf Deutsch hörte es sich an wie der Morgenappell in einem Gefangenenlager.

Inzwischen habe ich fast alles von Bryson gelesen, durchgehend sehr lesenswert und überaus lustig, aber den hysterischen Witz dieses Werkes erreichte er kein zweites Mal.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

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Foto und Retusche: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 07

Von heute an werde ich die Fragen in freier Reihenfolge beantworten, da ich merke, dass einige Antworten schwerer aus den Fingern fließen bzw. mehr Recherche erfordern als andere. Aber weglassen werde ich keine.

07 Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
»Lübbes Auswahlband: Die besten englischen Schauergeschichten« (Bastei Lübbe 1981, ISBN 3404101308, vergriffen). Eigentlich ein ziemlich gewöhnliches, billiges Taschenbuch, wenngleich es einige recht gute Gruselgeschichten bekannter englischer Autoren enthält, wie z. B. Oscar Wilde, Agatha Christie, Bram Stoker oder Daphne Du Maurier, deren darin abgedruckte Kurzgeschichte »Die Vögel« durch Hitchcocks geniale Verfilmung weltberühmt wurde. Das Buch erinnert mich an meinen Vater, dem ich es frisch gekauft ausgeliehen hatte, als er zur Krebsbehandlung im Krankenhaus lag. Als ich es wiederbekam, hatte er auf dem Vorblatt handschriftlich meinen Namen in das Buch eingetragen. Dieser Namenszug ist die letzte persönliche und bleibende Erinnerung an ihn, ehe er mit 37 Jahren (ich war 14) an der Krankheit verstarb.

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Foto: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 04

04 Dein Hassbuch
Ach, sicher könnte ich Bücher hassen, die mich langweilen, aber das ist mir zu anstrengend. Lieber gähne ich, klappe sie zu und lege sie zur Seite. Gleichermaßen verfahre ich – nur ohne Gähnen – mit Büchern, die mir zu provokant, zu krass oder komplett im Widerspruch zu meinem Naturell oder meiner Weltanschauung daherkommen. Was nicht heißt, dass ich nicht neuen oder fremdartigen Themen gegenüber aufgeschlossen wäre.

Doch warum sollte ich von Dingen oder Personen lesen, bei denen ich durch eine vorherige Beschäftigung oder Konfrontation bereits festgestellt habe, dass ich damit nichts anfangen kann oder will? Oder es bewusst lesen, um mich dann unvermeidlich darüber aufzuregen? Von Elie Wiesel stammt das weise Zitat »Das Gegenteil von Liebe ist nicht Haß, sondern Gleichgültigkeit.« Das halte ich ohne weiteres für übertragbar auf Bücher.

Dennoch gibt es ein Buch, das mich indirekt ein bisschen nervt, wenngleich es seine Popularität der viel berühmteren Verfilmung verdankt: »Die Feuerzangenbowle« von Heinrich Spoerl. Der Protagonist des Buches hat nämlich denselben Nachnamen wie ich. Und bei jeder Angabe meines Namens im gesamten deutschen Sprachraum folgen in 9 von 10 Fällen gewitzelte Anspielungen des Gegenübers auf den Charakter, den Heinz Rühmann im Film verkörpert: »mit drei f – eins vor dem Ei, zwei hinterm Ei«. Haha. Neu. Witzig. Originell. Nicht. Ich wüsste es wahrlich zu schätzen, hätte Spoerl seinen Aufmupfpennäler anders genannt.

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Bücherfragebogen 04
Foto: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 03

03 Dein Lieblingsbuch
Ein einzelnes Lieblingsbuch habe ich genausowenig wie einen absoluten Lieblingsfilm, ein ultimatives Lieblingslied oder ein alleiniges Lieblingsgericht. Lieblingsbücher würde ich diejenigen nennen, die mich für die Dauer der Lektüre komplett in ihre Geschichte und ihre Welt hineingesogen haben, manchmal so intensiv, dass ich mehrhundertseitige Werke in weniger als zwei Tagen durchgelesen habe.

Einige Bücher, die mich derart gefesselt haben, waren unter anderem »Die unendliche Geschichte« von Michael Ende, »Die Augen des Drachen« und »Der Talisman« von Stephen King bzw. Stephen King und Peter Straub, »Dracula« von Bram Stoker, »Die geheime Geschichte« von Donna Tartt, »Die Asche meiner Mutter« von Frank McCourt, »Der Bericht des Arthur Gordon Pym« von Edgar Allan Poe, »Der Name der Rose« von Umberto Eco – und eine Science-Fiction-Dilogie, von der im Beitrag 30 noch die Rede sein wird.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

Bücherfragebogen 03
Foto: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 02

02 Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
James Clavell: »Shogun«. Erst vor wenigen Wochen habe ich die 11-teilige Fernsehserienverfilmung mal wieder gesehen (Ostern 2010 bei arte aufgenommen) und war, wie damals beim ersten Mal, fasziniert sowohl von der famosen Umsetzung mit ihren Dialogen in japanischem O-Ton, die fast ohne Untertitel auskommt und trotzdem in allem Wesentlichen verständlich ist, als auch von der Story und den Einblicken in die historische japanische Kultur und Mentalität. Im Buch ist das bestimmt alles noch wesentlich dichter. Wozu hätte es sonst so viele Seiten? Nämlich 1227. Oha.

Der komplette Fragebogen im Überblick.

Bücherfragebogen 02
Foto: © formschub

Bücherfragebogen [♂] – 01

Er nagte an mir, dieser Tweet von @isabo_. Nicht, weil ich mich als besonders repräsentatives Exemplar Mann sehe (eher im Gegenteil), und auch nicht, weil ich mich berufen fühlte, die literarische Ehre der bloggenden Penisträger zu retten, sondern vielmehr, weil ich jüngst in einigen gern besuchten Blogs mit großem Interesse die Beiträge anderer (in der Tat ausschließlich weiblicher) Blogautoren zu diesem anspruchsvollen Stöckchen lese bzw. gelesen habe und oft dabei an die für mich bedeutsamen Bücher der bebloggten Rubriken denken musste – aber bislang nichts drüber erzählte. Anspruchsvoll, weil die 31 Fragen nicht »mal eben so« zu beantworten sind, sondern einiges Nachdenken und – sofern man die eigenen Leser für die erwähnten Bücher weiterführend interessieren möchte – einen gewissen Rechercheaufwand erfordern. Aber da ich momentan irgendwie mal wieder ein bisschen mehr Lust zum Bloggen habe, fange ich einfach mal damit an.

01 Das Buch, das du zur Zeit liest
Im Moment lese ich viel zu wenig Bücher. Ich lese viel im Internet und in Zeitschriften und Magazinen, einige habe ich abonniert (PAGE), andere kaufe ich sporadisch (NEON, brand eins, mare Kulinarik, Efilee) und manche klaube ich aus dem Postmüllkörbchen im Treppenhaus (ZEIT Magazin). Das hält mich leider merklich vom Bücherlesen ab. Ich habe aber mehrere angefangene Bücher auf dem Nachttisch liegen, z.B. »Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts« von Herbert Rosendorfer, das »PONS Twitter«-Buch und »Die Teufelsarie« von Kate Ross (Übersetzung: Birgit Moosmüller). Sie liegen dort – und ich lese fremd.

Das letzte Buch, das ich – im vergangenen Sommerurlaub – in einem Rutsch gelesen habe, war »All you can eat: Ein Gourmet reist um die Welt« von Simon Majumdar, auf das mich das Blog der beneidenswert emsigen Leseratte Anke Gröner gebracht hatte. Angenehm leichte Kost und wieder mal ein Buch, das in mir den verklärten Wunsch weckt, auch selbst ganz einfach, nur mit Reisen und Essen, mein Geld verdienen zu können.

Vielleicht führt mich ja die Beschäftigung mit diesem Stöckchen mal wieder näher an Bücher heran.

Hier nochmal der gesamte Fragebogen
(von hier aus verlinke ich dann auch sukzessive auf meine Beiträge)
01 Das Buch, das du zur Zeit liest
02 Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
03 Dein Lieblingsbuch
04 Dein Hassbuch
05 Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
06 Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)
07 Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
08 Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
09 Das erste Buch, das du je gelesen hast
10 Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/deiner Lieblingsautorin
11 Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
12 Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/etc. empfohlen bekommen hast
13 Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
14 Ein Buch aus deiner Kindheit
15 Das 4. Buch in deinem Regal von links
16 Das 9. Buch in deinem Regal von rechts
17 Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen
18 Das Buch mit dem schönsten Cover, das du besitzt
19 Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest
20 Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
21 Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
22 Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat
23 Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
24 Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast
25 Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt
26 Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest
27 Ein Buch, dessen Hauptperson dein »Ideal« ist
28 Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
29 Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt?
30 Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?
31 Das Buch, das du am häufigsten verschenkt hast

Coole Werbung

Am vergangenen Montag feierte sich die Hamburger Werbeszene in der Neuen Flora bei Bier, Eis und Canapés im Rahmen der »Nacht der Löwen«, der Bühnenverleihung der Cannes Lions 2010. Und natürlich gab’s auch die unter Werbern legendäre »Cannes-Rolle« zu sehen.

Nach 90 Minuten Werbung ohne Unterbrechung durch Spielfilmschnipsel fühle ich mich zwar jedesmal wie weichgespült und erinnere mich schon wenige Momente nach dem Fallen des Vorhangs nur noch bruchstückhaft an alles Gesehene, aber ein mit Bronze prämierter Spot der Agentur Ogilvy Paris für Perrier ist »klebengeblieben«. Effekte, Kamera, Musik, Tempo, Schnitt, Casting – alles perfekt. Passt zwar nicht mehr so ganz in die Jahreszeit, aber seht selbst.

2009 gab es von der Agentur bereits eine Plakat-/Anzeigenserie mit derselben Grundidee, die ebenfalls einen Cannes-Löwen erhielt. Wer ausführlicher in den 2010 prämierten Clips und Kampagnen stöbern möchte, kann das hier tun.

Pimp my Putenbrust

Wohl jeder Blogger, der gern ab und zu übers Kochen und Essen berichtet, kennt die Situation: man hat etwas Gelungenes gekocht oder angerichtet oder sitzt im Restaurant vor einem famos arrangierten Tellergericht und möchte die Welt an seinem Gaumenglück in Wort und Bild teilhaben lassen. Der getextete Part ist meist kein Problem, doch schwieriger gestaltet sich der Teil mit dem Bild. Kaum ein Hobby(koch)blogger ist ausgebildeter Foodfotograf oder hat auf Schritt und Tritt eine hochwertige Kamera dabei.

Hinzu kommen die praktischen Unzulänglichkeiten: in Restaurants mit schwerem Gerät und Blitz das eigene Gedeck zu fotografieren erregt peinliche Aufmerksamkeit und auch zu Hause will man nicht immer erst das Stativ rauskramen, wenn die Gäste im Esszimmer schon nervös mit den Servietten rascheln.

Was also tun? Bleibt das gute alte Handyfoto – schnell aus der Faust geschossen, ohne großen Aufbau und im Nu abgespeichert. Doch das Ergebnis wird dem vermeintlich festgehaltenen Moment kulinarischen Entzückens selten gerecht – karges oder langweiliges Licht und die allzu gleichmäßige Schärfe lassen den in Wirklichkeit frischen Salat welk, das rosige Fleisch trocken oder die luftige Schaumspeise pampig erscheinen. Wer will solch unerquickliche Fotos ins Blog stellen und dann dazu schreiben müssen, dass man sich das alles eigentlich »in echt« viel schöner vorzustellen hat? Oder die mauen Schnappschüsse aufwendig von Hand mit Photoshop hinzutzeln? Sind Handyfotos zum Foodknipsen am Ende doch keine Alternative?

Auf der Suche nach einem Weg aus diesem Dilemma stieß ich kürzlich auf ein Tool, das zumindest für mampfbloggende iPhone-/iPad-Besitzer Abhilfe schaffen kann: Die App TiltShift Generator von Art&Mobile für schlappe 0,79 EUR (Update: die App ist inzwischen leider nicht mehr erhältlich).

Jeder kennt die bonbonbunten Panoramafotos, die mit dem gleichnamigen selektiven »Tilt & Shift«-Unschärfeeffekt wirken wie Szenen aus einer Modellbahnlandschaft. Nicht zuletzt eine laufende Kampagne der Deutschen Telekom hat dafür gesorgt, dass die Puppenoptik derzeit der letzte Schrei in der Werberbildsprache ist. (Noch) nicht so verbreitet ist die Erkenntnis, dass man damit, außer synthetisch Panoramen zu schrumpfen, auch beeindruckend und schnell selbstgeknipste Speiseportraits aufhübschen kann. Nur wenige Reglereinstellungen des intuitiv bedienbaren App-Interfaces zu den Parametern »Sättigung«, »Helligkeit« und »Kontrast« können einem unzulänglich eingefangenen Foodbild neue Frische einhauchen. Mit der selektiven Unschärfe, deren Form (linear oder kreisförmig), Position und Radius beliebig einstellbar sind, werden eine Garnele, ein Salatblatt oder die Schnittfläche eines Filetmedaillons appetitlich in den Fokus gerückt. Und mit der ebenfalls regelbaren Vignettierung rücken uninteressantere Bildbereiche am Rand dezent in mildes Dunkel (alles natürlich in Maßen, denn wir wollen ja die Realität ins Bild zurückholen und nicht ins Elysische abdriften).

Ab damit ins Blog – und weiterhin gutes Gelingen!

Foodpimping
Fotos: © formschub