Kategorie: Selbstgebrautes

Kreativmaterial und Rezepte aus eigener Produktion

Loriot auf Japanisch

Loriot Geisha

Zur abendlichen Unterhaltung schaue ich seit einigen Tagen die bei arte aufgezeichneten 11 Folgen der US-Fernsehserie Shogun mit Richard Chamberlain aus dem Jahr 1975. Zu Beginn jeder Folge fasst eine Sprecherin der Hergang der vorangegangenen Handlung kurz zusammen.

Das brachte mich auf die Idee, eine Hommage an die legendäre Loriot-Fernsehansage zur Serie »Die zwei Kusinen« mit Evelyn Hamann mit japanischen Orts- und Personennamen zu verfassen. Ob das funktioniert? Lest selbst:

»Guten Abend, meine Damen und Herren! Heute sehen Sie die achte Folge unseres sechzehnteiligen japanischen Historiendramas ,Die zwei Samurai’. Zunächst eine kurze Übersicht über den Handlungsablauf der bisher gesendeten sieben Folgen.

Auf dem Schloss Kamakura-Mihara des Shôguns Tokugawa Oshima Futarasan in der Provinz Shimotsuke befinden sich außer dem jüngsten Sohn des Shôguns Toyotomi no Yoritomo auch die Kurtisanen Mitsuko Takahashi und Fumiko Tsûtenkaku aus den benachbarten Ortschaften Higashisonogi und Gokanoshō Nomozaki, ferner der Daimyo von Futagami Fukushima, der achtundachtzigjährige Tsuyoshi Wakizashi, dessen Fürstentum Chikushino Munakata zur Zeit von den Truppen des Samurai Susumu Shiroishi Shiribeshi, einem Widersacher Tokugawa Oshimas, besetzt wird. Mitsuko Takahashi hatte für Toyotomi no Yoritomo in Shutendoji Yama einen seidenen Michiyuki besorgt, ihn aber bei Susumu Shiroishi Shiribeshis Sohn Shigeru liegenlassen. Toyotomi no Yoritomo verdächtigt Mitsuko Takahashi, auf der Reise die Nacht bei Shigeru Shiribeshi verbracht zu haben.

Gleichzeitig findet Fumiko Tsûtenkaku auf dem Weg in einer Sänfte mit Tsuyoshi Wakizashi von Higashisonogi nach Kamakura-Mihara in Chikushino Munakata den seidenen Michiyuki. Nach einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Toyotomi no Yoritomo und Shigeru Shiribeshi eilt Fumiko Tsûtenkaku nach dem zwei Stunden entfernten Tamatsukuri, um ihre Kusinen Sadako Shokambetsu und Megumi Ikushumbetsu aufzusuchen. Diese sind jedoch nach Nishi-kumaneshiri zu ihrem Onkel Manabu Kaminokawa gefahren, der als Tempelwächter in Chikushino Munakata für Susumu Shiroishi Shiribeshi arbeitet.

Fumiko Tsûtenkaku eilt nach Kamakura-Mihara zurück, aber nicht über Gokanoshō und Higashisonogi Nomozaki, sondern über Nishi-kumaneshiri, Chikushino Munakata, Higashisonogi und Gokanoshō Nomozaki. Dort trifft sie Shigeru Shiribeshi, der mit Susumu Shiroishi Shiribeshi noch nachts von Gokanoshō Nomozaki nach Shutendoji Yama reisen wollte …«

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Rückweh

Es waren zwei wunderbare Tage in Freiburg. Ich hatte nur leichtes Gepäck mitgenommen. Zum einen aufgrund der Kürze der Reise, zum anderen war erstmals dieses Jahr stabiles Sommerwetter vorhergesagt, so dass Jacke und Schirm daheim bleiben konnten.

Die Vorhersage bewahrheitete sich, von einem heftigen Schauer abgesehen, der jedoch im Nachhinein wie ein frecher Streich erschien, ähnlich einer vorwitzigen Windböe, die hitzeträgen Sommergästen unvermittelt die Hüte vom Kopf reißt.
Wann immer möglich, verbringen ich und meine Begleitung Kurzurlaube nicht in Hotels, sondern in Ferienhäusern oder Ferienwohnungen. Das ist nicht nur preiswerter, sondern bietet auch den Luxus ungetakteter Tagesabläufe. Kein Frühstücksbuffet, das bereits zur Lieblingsaufwachzeit wieder abgeräumt wird, keine Geräuschkontamination aus nachbarlichen Zimmern, mehr Privatsphäre, mehr Freiheit.

Je schöner jedoch der Zielort und die bezogene Unterkunft, desto schmerzlicher ist – auch oder gerade bei Kurzreisen – die Pein der unvermeidlichen Wiederabreise. Doch diesmal hatten wir dem etwas Besonderes entgegenzusetzen. Nach dem Frühstück packten wir wie gewohnt unsere Koffer, nur ein paar persönliche Dinge für unterwegs, wie etwas zu Lesen, blieben unverstaut. Der Vermieter hatte uns die notwendigen Handgriffe zum Einschalten der Vorrichtung gezeigt, als wir eingezogen waren und den Heimatort bereits programmiert. Um zehn sollten wir aufbrechen, so war es vereinbart. Die Wohnung lag im obersten Stockwerk, die Sicht von der großen Dachterrasse auf das gegenüberliegende Schwarzwaldpanorama war atemberaubend. Schwalben zogen ihre Kreise über dem Haus, kreischend wie Teeniegirls in der Achterbahn. Die Luft war noch kühl.

Ich ging zum Sicherungskasten im Flur neben der Tür. Der große rote Hebel unterhalb der üblichen Schalterreihen sah aus wie die Notbremse in einem Zug, daneben auf dem schwach beleuchteten Display stand in kantigen Buchstaben „HAMBURG“. Ich zog den Hebel nach unten und wartete. Nach zwei Sekunden spürte ich einen leichten Ruck, als ob in der Wohnung unter mir jemand mit Wucht, aber geräuschlos, eine Tür zugeknallt hätte. Mehr nicht. Der Flur war fensterlos. Ich blickte ins angrenzende Wohnzimmer in Richtung Terrasse. Langsam, ganz langsam begann der Berg jenseits des Geländers nach links zu driften. Ich hörte, wie das Geschirr in der Küche leise im Schrank klirrte, als sich das Haus in Bewegung setzte. Es funktionierte.

Als ich auf die Terrasse trat, spürte ich den leichten Fahrtwind. Ich sah hinunter auf den Bürgersteig vor dem Haus, der wie ein träger grauer Fluss an der Fassade entlangzufließen schien. Auf der anderen Straßenseite standen Spaziergänger, die ihr Flanieren unterbrochen hatten und zu uns nach oben sahen. Sie lachten und winkten. Ein Kind zeigte herauf, ein Hund bellte, ich winkte zurück.

Nach einer Weile nahm ich an dem Gartentisch Platz, der im Schatten des Terrassendachs stand und nahm mein Buch zur Hand. An das leise Vibrieren unter den Füßen und den stetigen leichten Wind hatte ich mich schnell gewöhnt. Etwa zehn Stunden sollte die Rückreise dauern, sicher würde ich später noch einmal ans Geländer treten und herunterschauen zu den Orten und Menschen, an denen wir vorbeizogen.

Zum ersten Mal bei einer Abreise nahm ich die Ferne mit nach Hause.

Reisendes Haus
Foto und Montage: © formschub

Teilchen-Tie

Was hat die Kollision subatomarer Teilchen, wie sie in einer Blasenkammer sichtbar wird, mit einer Krawatte zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Doch als ich die seltsam wirbelnden Muster betrachtete, die bei solchen physikalischen High-Tech-Experimenten entstehen, fand ich, sie hätten durchaus das Zeug zu einem ebenso stylischen wie originellen Krawattendekor.

Da traf es sich gut, dass ich gerade nach einem persönlichen Geschenk für einen lieben Menschen suchte, der naturwissenschaftlichen Themen zugetan ist. Umgesetzt hat den wertigen Siebdruck mit silbergrauer Stofffarbe auf einer handelsüblichen dunkelblauen Seidenkrawatte das Hamburger Stoffdruckatelier Frohstoff, das ich hiermit gerne weiterempfehle.

Eine schöne und wertige Alternative zum herkömmlichen Copyshop-Stoffdruck, etwas teurer zwar, doch ich bin vom Ergebnis begeistert.

Teilchenkrawatte

Leider sind derart gemusterte Krawatten – weder mit klassischen, sich wiederholenden Mustern noch mit albernen gegenständlichen Motiven – in normalen Läden kaum zu finden. Dabei hielte die Natur noch so viele famose Krawattenmuster bereit: Zweige zum Beispiel, oder auch Gräser. Ich würde sagen, hier steckt Trendpotenzial!

Pöm*

Gestern abend hat mich ein Aufruf der famosen @uteweber, Sommergedichte zu twittern, zu einem Beitrag inspiriert, den ich – zunächst in drei einzelnen Strophen – in meine Timeline eingespeist habe. Mir gefiel die Idee dahinter so gut, dass ich meine kleine Ode noch einmal etwas überarbeitet und um eine weitere Strophe ergänzt habe. Hier nun die »reloaded«-Fassung:

Komm, es ist Sommer!
Lass uns Luft matratzen,
Sonnen brillen, Bade latschen.
Will mit Dir Hänge matten.
Denn es ist Sommer.

Spürst Du den Sommer?
Mir ist nach Bagger seen,
Korn blumen, Eis dielen.
Jetzt muss man Sand burgen.
Ich mag den Sommer.

Das ist der Sommer:
Alle woll’n Grill kohlen,
Schwimm reifen, Liege wiesen.
Könnt‘ ich nicht Bier garten,
dann wär’s kein Sommer.

Was für ein Sommer!
Wir konnten Arsch bomben,
Freund schaften, Wellen rauschen,
tagelang Strand laken.
Das war der Sommer.

* #pöm (»poem«) – der Hashtag für die getwitterten Beiträge.
Dank an @Klabauterzwerg für die Inspiration zur »Arschbombe«!

Sommer
Foto: Sonnenuntergang auf Bornholm | © formschub