September Sounds

Manchmal sind es die leisen, unauffälligen Dinge. Ein winziger, goldener Lichtreflex im Blattwerk einer Baumkrone, der wieder und wieder das Auge streift. Ein vergessener Geruch, der für einen Moment durchs Autofenster hereinweht und den Fahrtwind mit Erinnerung parfümiert. Ein besonderer Geschmack, der wie ein kurzes elektrisches Kribbeln die Zunge kitzelt und einen Augenblick lang alle anderen Sinne ausblendet. Oder – wie heute – ein Lied, das sich zwischen Verkehrsrauschen und Bürogesäusel hindurchschlich und warm und weich in meinen Gehörgang schmiegte, vertraut, aber doch irgendwie anders: »See You«, im Original von Depeche Mode, gecovert von der norwegischen Band Flunk, entdeckt via Tagged Radio bei lastfm. Herbst zum Hören.

Flunk CD-Cover


Eine weitere Coverversion von Flunk: »Blue Monday« (Original von New Order)
Flunk bei myspace

Thumbnails: © flunkmusic.com

Nosferatu goes Disco

Das neue Musikvideo von den Chemical Brothers, »Midnight Madness«, zeigt wieder einmal, dass CGI-Effekte um so eindrucksvoller wirken können, je raffinierter und weniger vordergründig sie eingesetzt werden. Ich habe bei dem kobolzenden Glitzergnom sofort Max Schreck vor Augen gehabt.

A propos: Hat beim Vergleich zwischen einigen Szenen des Chemical-Brothers-Videos zu »Believe« (2:02–2:07) und des Hornbach-Baumarktspots »Mach es fertig/Badezimmer« (0:19–0:24) sonst noch jemand ein Déja Vu?

Ist doch wahr …

Grundsätzlich bin ich ja ein geduldiger Mensch. Ich warte in der Kassenschlange, bis ich dran bin, pumpe an der roten Ampel nicht nervös mit dem Fuß auf dem Gas rum und koste erst dann vom frischgebackenen Kuchen, wenn er wirklich abgekühlt ist. ABER WANN, ZUM HENKER, BRINGT IHR LAHMARSCHIGEN FILMSTUDIOS ENDLICH MAL DIE WIRKLICH GUTEN FILME UND SERIEN AUF DVD RAUS, AUF DIE ICH SCHON EINE VERDAMMTE EWIGKEIT WARTE? WELCHE?? NA, DIE HIER:

In anderen Ländern geht es doch auch.

Sätze wie Samt

»(…) Das Böseste ist aber, daß das moderne Leben voll von neuen Geschwindigkeiten ist, für die wir keine Ausdrücke haben. Geschwindigkeiten sind merkwürdigerweise das Konservativste, was es gibt. Trotz Eisenbahn, Flugzeug, Automobil, Tourenzahlen, Zeitlupe sind ihre äußersten Grenzen heute noch die gleichen wie in der Steinzeit; schneller als der Gedanke oder der Blitz und langsamer als eine Schnecke ist in der Sprache nichts geworden. (…) Die großen neuen Intensitäten haben vollends für das Gefühl etwas Unfaßbares, wie Strahlen, für die noch kein Auge da ist. Es wird aber noch sehr lange dauern, ehe die Menschen statt Eilzug wirklich Ruhezug sagen und das Wort Hals über Kopf nur noch gebrauchen, wenn sie etwa den Abendfrieden beschreiben und ausdrücken wollen, daß sich weit und breit nichts rührt und die ungewohnte Ruhe von allen Seiten über sie hinstürzt wie ein Meer.«

(aus: Robert Musil, »Geschwindigkeit ist eine Hexerei«)

Weiterlesen gerne hier (PDF des Protokolls einer Radiosendung zum Thema »Tempo« auf WDR 3 im November 2004) oder in den gesammelten Werken des Autors.

Verführerisch

Er sieht aus wie die britische Version von Herbert Feuerstein, ist aber nicht nur mindestens genauso komisch, sondern kann zudem noch Gitarre spielen, singen und Trompete spielen (aber ohne Trompete!): Der britische Musiker und Comedian Earl Okin (geb. 1947) bei einer Live-Performance seines gnadenlos lasziven Songs »My Room«. Irgendwann vor Jahren mal im Fernsehen gesehen und jetzt auf youtube wiederentdeckt. Ich liebe das Internet.

Na endlich!

Nachdem ich beim Musiknetzwerk lastfm vor einigen Wochen die wunderschönen Songs der französischen Musikerin Keren Ann für mich entdeckt und auch hier im Blog schon allen Lesern wärmstens ans Herz gelegt hatte, untermalt der Titel »Lay Your Head Down« aus ihrem jüngsten Album nun den Werbespot für die aktuelle H&M-Sommerkollektion 2008. Ich hoffe, sie bekommt damit viele neue Fans und die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Nicht nur für einen Sommer.

Einfach. Gut.

Nach den vielen Gestaltungsunfällen der letzten Wochen, die beispielsweise im fontblog und im Designtagebuch zu recht fassungslos bis ärgerlich kommentiert wurden (Logo-Redesigns von Müller Milch, RWE, Vauxhall, Teutonia u.a.), gab es heute, zumindest für mich, endlich mal wieder etwas zum Freuen. Manchmal entstehen CD-Cover (oder früher auch Plattencover), die so genial sind, dass sie einfach begeistern, ganz egal, ob Musik oder Interpret dem eigenen Geschmack entsprechen. So ging es mir heute beim Anblick des Covers zur neuen, dritten CD von Portishead, »Third«. Ein starkes Stück Design, reduziert auf das absolut Wesentliche, tolle Farben, perfekte Typographie. Ich ziehe meinen Hut – und werde mit Sicherheit auch mal reinhören.

Portishead_Cover

Unerhört schön

Vor ein paar Wochen hab ich das Musiknetzwerk Last.fm für mich entdeckt und bin ganz begeistert. Nicht nur, weil ich mich damit beim Arbeiten angenehm mit zu 100% geschmackskompatibler Musik umplätschern lassen kann, sondern weil ich durch die ziemlich treffsichere Funktion „Ähnliche Künstler wie … spielen« nach längerer Zeit mal wieder ganz neue Künstlerinnen für mich entdeckt habe. Über Ähnlichkeiten zu Lou Rhodes (Lamb), Stina Nordenstam und Nouvelle Vague kam ich so unter anderem auf Anja Garbareks „Last Trick“, „Green Grass“ von Cibelle, einige Titel von Emiliana Torrini und die Alben „Not going anywhere“ von Keren Ann und „Melankton“ von Kate Havnevik. Sehr hörenswerte Musik mit Anklängen an die Apple-gehypten Popfeen Feist und Yael Naïm, deren glockenzarte Coverversion des Britney-Spears-Fegers »Toxic« gleichfalls sofort auf meiner Playlist gelandet ist.

Last.fm